Jeder Umgang ist schwer

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Erneut verließ Meredith das Zimmer der Rektorin mit aufgeplusterten Wangen. Cam hatte draußen gewartet und reichte ihr soeben wortlos einen Schokoriegel. Grimmig nahm sie ihn entgegen und biss herzhaft hinein, nachdem die ihn von Papier und Folie befreit hatte. "Wie kann sie es wagen!", fauchte Meredith mit vollem Mund, was es sanfter werden ließ. "Mir vorzuschreiben was ich zu sagen habe und was nicht! Das ist immer noch meine Entscheidung!", schimpfte sie weiter, während sie Richtung Wohnheim gingen, denn dank Meredith fiel der restliche Unterricht aus, es wären eh nur noch zwei Stunden Einführung gewesen und es war offensichtlich, dass die Schüler ihrer Klasse lieber anders ihre Zeit vergeuden. "Du kannst von Glück reden, dass sie dich nicht im hohen Bogen rausgeschmissen haben", sagte Cam vorsichtig. Wütend funkelte Meredith ihn an. "Watson, sie werden mich nie rauswerfen. Mein Vater spendet jeden Monat eine schöne Summe an die Schule. Und du als langjähriger Schüler weißt, wie wichtig dieses Geld ist", erklärte Meredith trocken und löste mit einem erleichterten Seufzen die Haargummis. Ihr Kastanienbraunes Haar fiel in leichten Wellen über ihren Rücken und der seichte Wind ließ es tänzeln. "Also diese Zopfregel ist doch für den Arsch", hörte sie Cam zu sich selbst sagen und grinste. "Da hast du wohl endlich mal rech Watson", sie öffnete die Tür zum Mädchenwohnheim und sah grinsend in Cams rotes Gesicht. Er blinzelte verwirrt und ging ihr dann nach, doch Meredith schlug ihm die Tür vor der Nase zu. "Meredith", begann er frustriert. "Lass mich rein" sie dachte gar nicht dran, sie ließ ihn vor der Wohnheimtür stehen und ging zu ihrem Zimmer. Sie hörte die Tür Vorsicht aufgehen und ging langsamer. Cam holte sie an der Treppe ein und sah sie Tadelnd an. "Du kannst doch deinem Freund nicht die Tür ins Gesicht schlagen", sagte er wütend und seine Stirn war verräterisch rot. "Erstens Watson: wir sind Partner, keine Freunde und zweitens warten einige Kisten auf mich, die entleert werden möchten", sagte sie mit erhobenen Finger und stieg die Treppe hinauf. Cam grummelte etwas bevor er zu Meredith gewannt sagte:" ich helfe dir", damit war für ihn das Thema erledigt und er lief an Meredith vorbei. Wütend folgte sie ihm, überholte und trat ihm wütend gegen das Schienbein. Seine Augen füllten sich mit Schmerzenstränen und er ging auf die Knie, um sein Schienbein zu umfassen. "Was soll der Mist?", fauchte er sie an. Meredith stand zwei Stufen höher und ihre Augen funkelten wütend zu ihn hinab. In diesem Moment fühlte er sich sehr klein. "Was das sollte?! Du kannst doch wohl nicht denken, dass ich dich einfach so in mein Zimmer lasse!", rief sie wütend und rauschte hinauf. Cam fluchte und humpelte ihr hinterher. Er erreichte ihre geschlossene Tür und klopfte. "Lass mich dir helfen", sagte er und er wusste selbst nicht, warum er nicht einfach gegangen war, schließlich kochte er vor Wut. "Verschwinde!", Drang Meredith Stimme gedämpft durch die Tür. Cam seufzte. "Hör mal zu Holmes! Du kennst hier außer mir niemanden und ich kann mir vorstellen, dass die Hälfte der Schule Angst vor dir hat, also stoße die nicht von dir, die zu dir halten", Cams Stimme war immer sanfter geworden und nun wartete er. Ein leises Klicken und die Tür wurde vorsichtig geöffnet. Meredith stand mit einem Top und Jeans vor ihm, sie hatte sich umgezogen während er mit ihr geredet hat! "Komm rein", sagte sie und trat zur Seite. Er ging an ihr vorbei und stand etwas unschlüssig im Raum. Meredith deutete auf ihren Schreibtischstuhl und Cam ließ sich darauf fallen. Meredith setzte sich auf ihr Bett und überschlug ihre Beine. "Das tut mir leid", sagte sie mit einem Nicken auf sein Schienbein, Cam winkte nur ab, er konnte sich in etwa vorstellen wie Meredith sich fühlte, schließlich war sie gegen ihren Willen hier. "Warum haben deine Eltern dich noch mal hierher geschickt?", fragte er vorsichtig. Meredith seufzte und faltete ihre Hände im Schoß. "Es gibt mehrere Gründe", begann sie, stand vom Bett auf und ging ins kleine Bad. Während Meredith verschwunden war, sah sich Cam genauer um. Ihr Zimmer sah bisher ganz anders aus als die von den anderen Mädchen. Nichts wirkte persönlich, nichts deutete darauf hin, was für ein Mensch Meredith war, nur die noch leeren Bücherregale ließen auf ihren Charakter schließen. Umso ungewöhnlicher war ihre Bettwäsche, wie Cam nun feststellte. Diese war sehr Mädchenhaft, rosa mit Spitze und Rosenmuster, Cam lachte, Meredith war wirklich ein sehr interessantes Mädchen. "Tee oder Kaffee?", riss ihre Stimme ihn aus seinen Gedanken. Er sah zu ihr und sah, dass sie einen Wasserkocher in der Hand hielt und ihn in die Steckdose am Schreibtisch steckte. "Kaffee bitte", sagte er mit einem Lächeln. Meredith holte aus einer Kiste zwei Tassen und eine alte Kaffeemühle, Cam sah ihr schweigend zu, wie sie den Kaffee mahlte und dann in kleinen Filtern über den Tassen verteilte. "Er ist nicht so wie zu Hause, aber besser als gar nichts", erklärte sie, als sie das Wasser verteilte. Meredith holte noch ein kleines Zuckerfässchen aus der Kiste und Milch, beides stellte sie auf den Schreibtisch. "Zurück zu deiner Frage. Wie gesagt, es gibt mehrere Gründe, weshalb ich hier bin. Der erste ist klar, ich brauche einen richtigen Abschluss, damit meine Diplomarbeiten anerkannt werden. Auch ist klar, dass meine wehrten Eltern wollten, dass ich den Umgang mit Menschen in meinem Alter lerne. Der dritte Grund ist der, den sie mir nie erzählt haben. Was sie auch nicht brauchten, ich habe es schon vor Monaten erkannt", sie machte eine Pause und nippte von ihrem Kaffee, dem sie vier Teelöffel Zucker zuvor hinzugefügt hatte. Cam sah sie aufmerksam an, seinen Kaffee hatte er vergessen. Meredith setzte sich auf ihr Bett und überschlug erneut ihre Beine. "Du musst wissen, ich bin die einzige Tochter der Familie Holmes und als solche nicht dafür gemacht die Firma meines Vaters zu übernehmen. Meine Eltern haben sich schon immer einen männlichen Erben gewünscht, nur leider wurden sie mit einer zu intelligenten Tochter bestraft", Meredith schnaubte abfällig bevor sie weiter sprach. "Man geht davon aus, dass alle Holmes von Scherlocks Bruder abstammen, doch ich bin anderer Meinung. Wie dem auch sei, nach vielen Jahren wird nun endlich der Traum meiner Eltern erfüllt, sie erwarten ein Baby. Einen Jungen, um genau zu sein. Und dies ist der letzte Grund, weshalb ich hier bin, sie wollen mich von dem Kind fern halten", Meredith sah mit versteinerter Miene aus dem Fenster. "Das verstehe ich nicht. Was könntest du dem Kind antun?", sagte Cam gereizt in die Stille hinein. Meredith drehte sich zu ihm um und ihre blauen Augen brannten sich regelrecht in seine. "Sie haben Angst ich würde das Kind töten", flüsterte sie und Cam hatte Mühe sie zu verstehen. "Doch das würde ich nie tun, ich hatte mir schon immer Geschwister gewünscht. Jemanden, der nicht so einfältig und langweilig ist wie meine Eltern", Cam glaubte eine Träne in ihren Augen gesehen zu haben, doch er war sich nicht sicher, denn der Moment der Schwäche war vorbei. Meredith stand vom Bett auf und ging ins Bad die Tasse auswaschen, Cam folgte ihr mit seiner. Cam hatte nie gewusst, dass die Bäder so klein waren, denn nur mit Mühe und eng zusammen gedrückt passten sie hinein. "Würdest du bitte zurück gehen?", fauchte Meredith und entzog ihm die Tasse. Das tat sie mit so viel Schwung, dass sie fast ihr Gleichgewicht verloren hätte, hätte Cam sie nicht festgehalten. "Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist", flüsterte Cam sanft und hob seine Hand an ihre Wange. Meredith entzog sich aus seiner Berührung und drehte sich zum Waschbecken um die Tassen abzuwaschen. Peinlich berührt ging Cam in Meredith Zimmer zurück und hätte am liebsten seinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Für einen klitzekleinen hatte er sie küssen wollen und das war alles andere als normal. Seufzend ließ er sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen und stütze seinen Kopf in seinen Händen, das war doch verrückt.

In der zwischen Zeit erging es Meredith nicht anders, mit einem Unterschied, sie wollte alles andere als geküsst werden und als sie es in seinem Blick erkannt hatte, war sie in Alarmbereitschaft. Nun stand sie mit hochrotem Kopf am Waschbecken und dachte fieberhaft nach. Konnte ein Mensch sich in weniger als zwei Stunden in einen Menschen verlieben? War Cam solch ein Mensch? Und was würde sie dann machen? Sie fühlte sich nicht zu ihm hingezogen, wobei, sie hatte sich noch nie zu jemanden hingezogen gefühlt, also war es nichts neues. „Ich werde es einfach ignorieren", sagte sie zu sich selbst, nahm entschlossen die nassen Tassen und ging in ihr Zimmer. Cam fuhr zusammen, als er sie bemerkte und grinste sie schief an. „Wollen wir dann mal deine Sachen auspacken?", fragte er bemüht locker. Meredith nickte und stellte die Tassen aufs Fensterbrett. Sie schob den Karton mit ihren Kleidern zu ihrem Kleiderschrank und begann die Sachen sorgfältig einzuräumen. „Die Kiste neben dir ist voller Bücher, sie sind schon sortiert, du musst sie nur noch einräumen", sagte sie an Cam gewandt, sah aber nicht zu ihm. Meredith hörte das Rascheln von Pappe und gleich darauf das Geräusch von Büchern, die ins Regal gepackt wurden. Schweigend packten beide die Kisten aus, aus Angst, etwas Unangenehmes zu sagen.

Nachdem Meredith alle ihre Kleider in den Schrank geräumt hatte half sie Cam bei ihren Büchern, denn mehr hatte sie nicht dabei. „Ist es nicht etwas langweilig hier?", fragte Cam und zeigte auf die sonst kahlen Wände. „Soll ich mir etwa das Periodensystem an die Wand hängen? Oder die Mondphasen?", fragte Meredith belustig. Cam lachte. „Gibt es sonst nichts, was du magst?" Meredithüberlegte einen Moment. „Ich glaube nicht", sagte sie und räumte die letzten Bücher ins Regal. „Dann lass uns in die Stadt gehen, da finden wir bestimmt etwas, um dieser Bibliothek noch einen persönlichen Meredith Touch zu geben",sagte Cam grinsend, faltete die Kisten zusammen und verstaute sie hinter Meredith Kleiderschrank. Meredith rollte mit ihren Augen. „Noch mehr Zeit mit dir verbringen?", fragte sie und Cam nickte. „Na wenn es sein muss", seufzte sie, nahm ihre kleine Umhängetasche und verließ ihr Zimmer. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, war sie froh dieses Zimmer verlassen zu können. 

Pfuuuuuh endlich geschafft :"D die erste Hälfte war schon eine ganze Weile fertig von diesem Chap, aber Mer ging mir für eine Weile gar nicht so gut von der Hand, dass ich eine kleine Pause einlegen musste... Aber gute Musik und gute Laune helfen ja bekanntlich gegen jedes Tief xD und daher ist dieses Kapitel jetzt auch fertig und ich hoffe es gefällt euch :3 und keine Sorge, so schnell wird es zwischen den beiden nicht funken, nicht solange einer Meredith Holmes heißt XDDDD übrigens Meredith, sie ist um einiges zickiger, als am Anfang geplant XD, aber ich bin an sich mit ihr zufrieden, denn umso größer ist die Veränderung im späteren Verlauf, hoffe ich XD hoffe mal, Mer macht mir da keinen Strich durch die Rechnung...

Nya genug geredet, wir sehen uns im nächsten Chap, und hinterlasst brav ein paar likes und gaaaaaaanz besonders ein paar Kommentare, Kritik ist immer erwünscht. 

LG Sayu

Meredith Holmes- oder wie ein Genie Alltag überlebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt