1. Kapitel

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Ich durchquere die Empfangshalle und sehe mich um. Man hat mir gesagt, meine 'neue Familie' würde mich hier erwarten. Ich habe Bilder von ihnen gesehen, bin mir aber nicht sicher, ob ich sie erkennen werde.
Um mich herum sind überall Menschen, die sich umarmen, gemeinsam lachen und weinen. Man spürt die Emotionen geradezu herumwirbeln. Ich selbst fühle nichts. Nach dem Tod meiner Eltern bin ich irgendwie abgestumpft. Natürlich hab ich noch Bedürfnisse, wie Hunger und Durst. Ich bin auch neugierig, was meine Pflegefamilie betrifft. Aber all diese Gefühle sind nicht annähernd so stark, wie sie sein sollten. Es ist als hätte man ihre Lautstärke herunter gedreht.
Plötzlich packt mich jemand am Handgelenk. Ich fahre herum und reiße mich los, während das Mädchen, das mich festgehalten hat ein "Miley!" schreit, das knapp an der Grenze zur Delfinfrequenz ist. Ich verziehe das Gesicht und sie fällt mir um den Hals. Ich erstarre. Seit vier Monaten hat mich niemand mehr umarmt. Seit meine Mum sich verabschiedet hat und in das Auto gestiegen ist. Und sich auf den Weg zu Dads Werkstadt gemacht hat, um ihn abzuholen. Gemeinsam wollten sie für mich ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Ich weiß, ihr Tod ist deshalb nicht meine Schuld. Trotzdem habe ich Gewissensbisse, wenn ich daran denke. Schließlich wären sie an diesem Tag nicht über die Kreuzung gefahren, wenn sie nicht auf dem Weg ins Einkaufszentrum gewesen wären um mir  ein Geschenk zu kaufen. Wenn es mich nicht gäbe oder ich nicht Geburtstag gehabt hätte, wären sie jetzt noch am Leben. Aber es hat keinen Sinn, über hätte  und wäre nachzudenken. So war es nunmal und ich mus irgendwie damit klarkommen.
Also befehle ich meinen Gedanken, ins hier und jetzt zurück zu kehren und schiebe das Mädchen, das etwa in meinem Alter ist, sanft aber bestimmt von mir. Ein Lächeln, so breit wie der Äquator, ziehrt ihr hübsches von Sommersprossen bedecktes Gesicht. Ohne mein Zutun bewegen sich meine Mundwinkel nach oben. Ich weiß nicht ob es ihre herzliche Begrüßung oder das breite Lächeln oder die, zu einem schlabberigen Messi-Dutt frisierten rotblonden Locken sind, aber aus irgendeinem Grund weckt sie in mir den Drang zu lächeln. Auch wenn sie mich umarmt hat. Mein Blick wandert weiter über ihre, nein jetzt auch meine Familie, die hinter ihr steht. Jetzt erkenne ich auch größtenteils ihre Gesichter. Links steht ein Mann, Michael. Er ist eher so der sportliche Typ, mit braunen, an den Schläfen schon grau melierten Haaren. Neben ihm steht seine Frau. Ich erinnere mich nicht an ihren Namen, aber sie ist mir auf Anhieb sympathisch. Von ihr hat das Mädchen, das sich auf mich gestürzt hat auch die rötlichen Haare und die Sommersprossen. Jetzt kommt noch ein Junge, der vielleicht ein oder zwei Jahre älter ist als ich. Er hat braune Locken,  wie auch der Mann, ist von der Statur aber schmaler. An der Hand hält er einen kleinen Jungen der mit großen Augen zu mir aufsieht und eine ziemlich exakte Kopie von ihm abgibt, nur etwa 12 Jahre jünger. Die beiden habe ich noch nie gesehen, sie waren nicht auf den Fotos, die Dr. Roberts mir gezeigt hat. Als ich denke ich hab jetzt alle gesehen, tritt noch ein Junge neben die anderen. Er mustert mich desinteressiert, aus blauen Augen. Das muss Dennis sein. Ich erinnere mich an die nach oben gestylten braunen Haare, auch wenn sie etwas länger sind, als auf Dr. Roberts Foto.
Ich habe keine Zeit ihn einer genauerem Musterung zu unterziehen, denn in diesem Moment streckt mir die Frau ihre Hand entgegen und sagt mit einem freundlichen Lächeln: " Hallo, Miley. Ich bin Andrea. Willkommen in Deutschland!"

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Hey, also das ist mein erstes Buch also seid bitte nicht so streng ;) aber ich bin jederzeit offen für Kritik&Anregungen.

Und nebenbei, kennt ihr vielleicht jemanden, der ein Cover für mein Buch entwerden könnte? Wie ihr wahrscheinlich bereits gesehen habt, ist es gerade nicht sehr ansprechend... :)

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