Remar #6

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31. Dezember. Silvester. Letzter Tag des alten Jahres. Tag der Vorsätze und Raketen. Das Einzige, das darauf schließen lässt, dass draußen der Schnee seit drei Tagen fällt und es verdammt kalt ist, ist die warme Tasse Kakao mit einem Schuss Rum neben meinem Laptop und die Wollsocken an meinen Füßen. Ich ignoriere den Feiertag heute geflissentlich. Ich musste mich ablenken. Von all diesen Gedanken, die meinen Kopf verstopften und mich bloß rührselig machten. Die letzten paar Tage legte sich sein Gesicht immer wieder über ein anderes und brachte mich bloß durcheinander. Ich wusste ja nicht einmal, weshalb ich überhaupt an ihn dachte. Er war nervig, hatte ein zu breites Grinsen und war viel zu fürsorglich. Ich hatte keinerlei Grund auch bloß einen Gedanken an ihn zu verschwenden und doch war er mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Am nächsten Tag war das komische Gefühl verschwunden und geblieben waren all diese Gedanken und die Stille meiner Wohnung. Sonst hatte mich die Ruhe nicht wirklich gestört. Manchmal hatte ich sie sogar genossen. Und jetzt sehnte ich mich nach Gesellschaft. Jemanden zum Reden. Und das alles bloß weil heute ein Tag war, den alle so übertrieben feierten. Ich verspürte kein Verlangen danach, mir im Schnee die Finger und Zehen abzufrieren, bloß um irgendwelche explodierenden Lichtkugeln zu sehen, die vor Sommerhimmeln sowieso viel schöner aussahen. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand und starrte auf den kleinen Text, den ich zu Stande gebracht hatte. Auch wenn ich letzten Tage seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag kaum geschlafen hatte und wenn dann am Schreibtisch, weil ich eingeschlafen war, eigentlich nichts gegessen hatte, außer manchmal eine Brotscheibe, wenn ich begann zu zittern und meinen täglichen Kaffee und die meiste Zeit vor dem flimmernden Bildschirm meines Laptops gesessen hatte, war das Ergebnis deprimierend klein ausgefallen. Ich hatte quasi das zu Stande gebracht, was ich in zwei Tagen voller Konzentration herunter tippte. Aber dieses mühsame vor dem Computer sitzen, war immer noch besser, als nichts zu tun zu haben und nachzudenken. Ich seufzte und trank einen Schluck aus meiner Tasse. Der Alkohol Geschmack wurde ein Weng von der Bitterkeit des Kaffees überdeckt, aber man spürte ihn nicht genug in der Kehle brennen, um zu wissen, dass er da war. Zum tausendsten Mal in diesen Tagen las ich den Vers des einen Gedichtes. Unsere rasenden Herzen eilen bloß auf das Ende zu. Es kommt mir wie Jahrzehnte her, dass das Gedicht entstanden ist. Am liebsten hätte ich ein paar neue meiner Wand hinzugefügt, aber niemand schreibt Gedichte aus heiterem Himmel und um mich mit meinen Gedanken auseinander zu setzen habe ich nicht die Kraft und keinen Willen. Ich hatte weder die Zeit noch die Kraft dafür. Es war langwierig und ermüdend. Der Text der vor mir auf dem Laptopbildschirm stand war ernüchternd. Eigentlich war es erbärmlich, was ich geschafft hätte für vier Tage nonstop Arbeit. Wirklich erbärmlich... Am liebsten würde ich raus gehen, die verschneite Natur genießen und ein wenig meine Gedanken schweifen lassen, ohne in dieser Wohnung festzusitzen und von einem Gedanken verfolgt zu werden. Aber es war schön kurz nach sieben Uhr und die ersten Leite zündeten wahrscheinlich schon ihre Böller für die kleinen Kinder, die nicht zu spät ins Bett sollten. Morgen wäre dann der ganze Schnee dreckig und zertrampelt. Also sollte ich tatsächlich besser in der Wohnung bleiben und einfach heute zur Abwechslung früh schlafen gehen. Bei der Vorstellung wurde mir schlecht. Wie armselig das alles klang. Wie gerne ich einfach ein anderer Mensch wäre, mit einem anderen Leben, einer anderem Vergangenheit. Einem anderen Blick auf die Welt. Und doch war ich, ich und selbst dafür verantwortlich, dass ich jetzt an den Feiertagen alleine hier saß. Mir wurde schlecht und ich trank noch einmal von dem Kaffee. Genau das waren solche Gedanken, die ich mir nicht leisten konnte. Nicht bloß heute nicht, sondern gar nicht. Schuld vergiftete den Kopf und die Seele und erstickte alles andere. Natürlich war es meine Verantwortung, dass alles so geendet hatte, ich hier an Silvester alleine in meiner Wohnung saß und arbeitete und auch mein Weihnachten nicht anders ausgesehen hatte, aber eine neun Jahre alte Schuld konnte man nicht einfach so begleichen. Das wusste selbst ich... Mich schreckte die Wohnungsklingel aus meinen Gedanken. Ich setzte mich gerade auf. Wer war das an Silvester? Vielleicht  ja meine Vermieterin, um zu sagen, dass das Wasser nicht funktionierte, da Leitungen zugefroren waren oder wie bald keinen Strom mehr haben würden. Ich stand auf, meine Rückenschmerzen machten sich bemerkbar, und ging auf die Türe zu. Am liebsten wäre ich einfach drinnen geblieben und hätte gewartet, bis die Person weg war, aber ich konnte nicht. Also legte ich meine Hand auf die Klinke, zog die Türe auf und erstarrte...

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Also endlich mal wieder kann ich updaten. Dadurch dass man bloß auf dem Handy ohne Internet auf Wattpad zugreifen kann und ich mein Handy verloren habe konnte ich nicht einmal mehr schreiben. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat >.<

Aber vielen vielen Dank für die vielen Reads *-*

Another school romance.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt