Das Versprechen

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Schon wieder sitze ich hier. Nachts um 22 Uhr, auf dem Friedhof in Konoha, vor dem Grab meines verstorbenen kleinen Bruders, bei stürmendem Regen. Ich schaue auf sein Grab herunter und fahre mit meinen eiskalten Fingern den Schriftzug auf dem Grabstein nach.

"Hier ruht Akira Kaguya."

Bei seinem Namen angelangt, machen meine Finger halt. Akira. Ich war es, die ihm diesen Namen gegeben hatte. Damals, als ich noch klein war, habe ich meinen Eltern immer wieder gesagt ich wolle einen kleinen Bruder namens Akira. Ich liebte diesen Namen so sehr und als meine Mutter wieder Schwanger war, sagte sie mir sie würde das Baby Akira nennen, wenn es ein Junge werden würde. Und genauso geschah es. Sie brachte einen kleinen Jungen zur Welt, welcher später den wunderschönen Namen Akira tragen sollte. Ich musste bei diesem Gedanken kurz lächeln. Wie sehr ich sie doch vermisse. Doch mein Lächeln verschwindet genauso schnell wieder, wie es auch gekommen war. In diesem Augenblick verlassen meine Finger das Grab und wandern auf den nassen, kalten Boden. In diesen Momenten, in denen Ich hier sitze und zurück denke, hasse ich mich selbst. Ich würde mich am liebsten selbst bestrafen, doch wie ginge das, wenn mir nichts einfällt, das der Schuld an dem Tod meines geliebten kleinen Bruders auch nur annähernd gleich kommt? Ich war damals Schuld gewesen, dass mein kleiner, 9 jähriger Bruder sterben musste. Ich hatte meiner Mutter damals versprochen auf ihn aufzupassen und ihn zu beschützen. Bei dem Gedanken an das Versprechen, und an die Nacht in der ich es ihr gegeben hatte, kommen mir die Tränen. Sie kullern eine nach der anderen meine Wange hinunter, so als würden sie sich ein Wettrennen ohne Ziel liefern. Ich vergrabe meine Finger in dem mittlerweile aufgeweichten und schlammigen Boden. Ich bin komplett durchnässt und meine Hüftlangen weißen Haare hängen wie ein Wasserfall am Rande meines Gesichts nach unten und kleben an meiner Haut. Das Regenwasser hat sich schon lange auf meinen Wangen mit meinen Tränen vermischt und läuft mein kaltes, auf den Boden gerichtetes Gesicht hinunter.

                   *FLASHBACK*

Es ist gerade 17 Uhr und ich war bis jetzt gerade draußen mit meinen Freunden im angrenzenden Wald, hier in Ame Gakure, spielen. Sie holen mich immer ab und bringen mich dann, wie heute auch, wieder nach Hause, da ich die jüngste und kleinste von ihnen bin. Aber eins ist heute anders: Heute habe ich Geburtstag. Ich betrete das Haus mit einem lauten:"Mama, Papa, Ich bin Zuhause!" Ich gehe ins Wohnzimmer, wo beide in der Mitte des Raums stehen und anfangen Happy Birthday zu singen. Danach kommt zuerst meine Mutter mit meinem kleinen Bruder an der Hand auf mich zu und umarmt mich. "Happy Birthday mein Schatz."
sagt sie mit ihrer wunderschönen, zarten und weichen Stimme. Ich lächele sie an und im nächsten Moment kommt auch Papa auf mich zu und tut das selbe. Und selbst mein kleiner Akira bekommt mit seinen 2 Jahren ein "Happy Birtay" raus, welches uns alle zum lachen bringt. Daraufhin setzten wir uns alle an den Tisch, auf dem eine wunderschöne Prinzessinen Torte mit 5 hell leuchtenden Kerzen steht, und alle warten gespannt darauf, das ich die Kerzen auspuste und mir etwas wünsche. Gesagt getan. Ich puste die Kerzen mit einem kräftigen Luftstoß aus und war deswegen in dem Moment sichtlich stolz auf mich selbst und nach langem diskutieren und einem kleinen gespielten Schmollmund habe ich dann doch meinem Vater erlaubt meine Torte anzuschneiden. Als Geburtstagskind bekomme natürlich ich das erste Stück und kann es kaum abwarten auch endlich hineinzubeißen. Allerdings ist es bei uns üblich zu warten und erst anzufangen zu essen, wenn alle ihre Portion auf dem Teller haben. Als jetzt auch endlich das letzte Stück auf dem letzten Teller gelandet ist, habe ich auch schon meine Gabel in der Hand, steche zu und schiebe sie mir in den Mund. "Na du hast aber einen Hunger, was ich allerdings verstehen kann, nachdem du wieder so lange mit deinen Freunden spielen warst." hörte ich meinen Vater in einem amüsierten Ton sagen. Und auch meine Mutter kicherte kurz. Die Torte schmeckt genauso gut wie sie aussiehst. Zwar zum Glück nicht nach Prinzessin, aber nach Erdbeeren. Und wir blieben auch noch 2 Stunden so sitzen, bis es anfing dunkel zu werden. Also entschied mein Vater mir meine Geschenke zu bringen bevor es ganz dunkel ist und er legte sie vor mir auf den Tisch. Ich grinse über beide Ohren (so wie ein kleines 5 jähriges kind eben grinst wenn es vor einem Berg Geschenke sitzt) und fange an das erste auszupacken. Es ist von meinen Eltern. Ich halte 3 wunderschöne rote Perlen in der Hand, die eine größer als die anderen beiden. Es sind genau die gleichen Perlen, die auch meine Mutter und mein Vater in ihren Haaren tragen. Ich fand diese Perlen schon immer wunderschön und jetzt habe ich sogar meine eigenen.
Meine Mutter steht auf und stellt sich hinter mich hin. Sie hält die Perlen in der Hand und fängt an meine Haare an der oberen Partie aufzuteilen und diese in einem langen Zopf nach unten zu flechten. Oben wurden die beiden kleinen Perlen, und unten die große befestigt. Papa lächelt mich an und sagt: "Jetzt bist du genauso wunderschön wie deine bezaubernde Mutter." Ich muss noch mehr lächeln und ich kann sehen wie auch meine Mutter lächelt und mir mit einem leichten roten Schimmer auf ihrer Nase zu nickt. Alles ist perfekt und ich bin überglücklich. Ich mache mich gerade daran auch die anderen Geschenke auszupacken, als man plötzlich immer lauter werdende Schritte und Schreie von draußen hört. Ich zucke kurz zusammen und wir alle schauen auf die Türe. Jetzt höre ich es deutlicher. Ich höre Kunais und Katanas die gegeneinander prallen, und schreinde Menschen. Ich schaue nach oben zu meinem Vater, der gerade aufgestanden ist und langsam auf den Flur hinaus läuft, als auch meine Mutter aufsteht, mir Akira in den Arm legt und sagt sie komme gleich zurück. Ich stehe auf und laufe mit Akira auf das Sofa zu, vor das ich mich hinsetze und warte. Ich höre wie meine Mutter anfängt leise zu schreien: "Bitte Schatz geh nicht! Du kannst dir doch denken was dort draußen vor sich geht...Sie führen bestimmt schon wieder Krieg! Lass uns von hier verschwinden. Wenn du jetzt da raus gehst, läufst du in den sicheren Tod!" Ich höre auch unsere Tür, wie sie auf und wieder zu geht, und meine Mutter, wie sie langsam und mit Tränen in den Augen ins Wohnzimmer kommt und sich zu uns setzt. Sie nimmt Akira und mich in den Arm und sagt wir werden gemeinsam auf Papa warten. Und das taten wir. Wir warteten sehr lange, ich glaube an die 2 Stunden, darauf, dass mein Vater zurück kommt. Vergeblich.
Ich versuche mir einzureden das er wieder kommt und das er nur etwas länger braucht. Doch plötzlich vernehme ich ein lautes und krachendes Geräusch im Flur. Bei dem Gedanken, dass Ninjas in unser Haus gekommen seien, fing ich unbemerkt an zu zittern und drückte Akira fester an mich. Ich spüre zwei warme Hände an meinem Rücken und an meinem Kopf und stelle fest das meine Mutter mich im Arm hält. "Beruhige dich Miuna, dir wird nichts passieren, das verspreche ich dir. Du musst mir jetzt allerdings gut zuhören. Du und Akira werdet jetzt sofort durch die Küche aus dem Hinterausgang nach draußen gehen und so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich komme so schnell ich kann nach und hole euch ein. Laufe so schnell du nur kannst mit Akira im Arm den Hügel hinauf bis zur Stadtgrenze. Dort führt ein Weg direkt am Wald entlang, dort wo wir immer Beeren geholt haben. Bleibe auf diesem Weg und du wirst nach ein paar Tagen zu einem Dorf namens Konoha Gakure, dem Dorf versteckt hinter den Blättern, kommen." erklärt mir meine Mutter schnell, und doch in ihrer gewohnten zarten und einfühlsamen Stimme. Doch dieses mal mit einer Spur von Angst in der Stimme, welche sie versuchte zu unterdrücken.
"Mama w-was redest du? Wir warten hier zusammen auf Papa und dann gehen wir zusammen. Er kommt bestimmt gleich. Wir müssen nur noch kurz warten und dann-" "Nein Miuna! Du tust jetzt genau was ich dir gesagt habe." Mit diesen Worten schnitt sie mir meinen Satz ab und zog mich in die Küche. "Weißt du Miuna, du bist jetzt schon groß und Akira ist noch ganz klein. Du musst auf ihn aufpassen und darauf achten, das ihm und dir nichts zu stößt. Ich weiß, dass du das kannst und dass du das toll machen wirst. Versprich mir bitte für immer auf ihn aufzupassen und ihn zu beschützen.
Ich liebe euch beide so sehr. Bitte versprich es mir mein Engel."
Und bevor ich ihr antworten konnte, hat sie mich und Akira schon raus vor die Türe geschubst und abgeschlossen. Durch das kleine Fenster kann ich sehen wie sie lächelt und ihr Tränen die Wange hinunter laufen. Für einen kurzen Moment bleibe ich genau so stehen, bis mich der Schrei einer Frau aus meiner Schockstarre befreit. Der Schrei kommt aus unserem Haus und die Frau, die geschrien hat, ist meine Mutter.

Ich fange an zu begreifen was hier gerade geschieht und mache langsam einige wackelige Schritte rückwärts, bis der Zaun es nicht mehr erlaubt. Ich drehe mich von unserem Haus weg und fange an zu rennen. Ich renne so schnell mich meine Füße tragen und versuche alles um mich und Akira herum auszublenden und zu ignorieren. Naja, soweit es eben möglich ist zerstückelte Leichen auf den Blutgetränkten Straßen, schreiende Menschen und brennende Häuser zu ignorieren.

Als ich nach ein paar Minuten auf dem Hügel angekommen bin, blieb ich stehen. Es fühlt sich so an als würde meine Lunge gleich platzen und mein Herz gleich herausspringen. Ich drehe mich noch einmal zu meinem geliebten Dorf um, und sehe nichts als brennende Häuser, deren Flammen sich bis in den dunklen, von Sternen überzogenen Himmel erstrecken. Die Schreie der Männer, Frauen und Kinder hört man bis hier oben und mir wird klar das ich diese Schreie niemals wieder aus meinem Kopf bekommen würde.
Ich bin den Tränen nahe, doch ich werde von dem schreienden kleinen Akira in meinen Armen von dem Bild das sich mir bietet abgelenkt. Ich schaue ihn an und drücke ihn ganz fest an mich.
"Mama, Ich verspreche dir, ich werde auf Akira aufpassen und ihn beschützen."
Mit diesen Worten fange ich wieder an zu rennen, nur Akira und ich, alleine in die dunkle Nacht.

Wie ihr wahrscheinlich bemerkt habt, soll das Bild am Anfang Miunas Frisur darstellen, die sie übrigens auch später noch genauso trägt. :)

Der Engel Miuna (Naruto ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt