2. Kapitel

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Nachdem ich ihn gefragt habe, ob ich zum Segelfest gehen darf, starrte er mich einfach nur an. Zuerst machte es mir etwas Angst, aber mittlerweile nervte es mich. Warum nochmal hab ich ihn das jetzt gefragt?! Wenn nicht mal ich selbst das weiß, bin ich warscheinlich ein hoffnungsloser Fall. Aber egal, er kann jetzt auch langsam mal 'nein' sagen. Wäre zwar zum heulen, doch besser als wenn er nur so starrt.
Nach gefühlten fünf Minuten Leistungsstarren reichte es mir. In vollem Schwung stand ich auf und stieß kurz einen genervten Schrei aus. Ich hätte kotzen können. Da stellte ich dem Idiot von Onkel die warscheinlich interessanteste und wichtigste Frage seid 10 Jahren und er? Er starrte mich immernoch stumm an. Naja vielleicht tat er es auch nur jetzt so lange, weil er mal genauer hingesehen hat. Ich sehe nicht wirklich weltbewegend aus mit meinen welligen braunen Haaren, aber ich finde meine Augen eigentlich ganz hübsch. Sie sind leuchtend grün, haben aber leider kein so schönes Muster wie die ältere Frau vom Gemüsestand zum Beispiel. Das klingt warscheinlich nicht sehr spektakulär, aber hier in der Gegend, so ist mir nach meinen gründlichen "Recherchen" aufgefallen, haben fast alle blaugraue Augen.
Ich funkelte meinen Vorgesetzten noch einmal böse an und verschwand dann gekonnt die steile Treppe hinauf, um mich kurz darauf ins Bett fallen zu lassen. Wahrscheinlich findet ihr jetzt, dass ich etwas uberreagiere und ich gebe auch selbst zu, einen leichten (haLeicht sollen) Hang zum Reinsteigern habe, aber meiner Meinung ist das jetzt berechtigt!
Sollte ich denn nicht auch das Recht besitzen, die Welt sehen zu dürfen? Oder wenigstens eins, zwei mal zu diesem Fest zu gehen und ein paar Stunden weg zu sein? Egal wie gefährlich es ist? Ich meine, irgendwie ist doch alles gefährlich, wenn man es so betrachtet, kann man ja auch an n' Schnupfen sterben... vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber hallo?! In Büchern wird 'leben' immer anders als sich 'gefangen fühlen' beschrieben!
Plötzlich hörte ich die Stufen knarren. Clark kam auf mein Bett zu und setzte sich an dessen Ende. Gott, ein Wunder ist geschehen: er kann Treppen steigen!
Ich blieb reglos liegen und atmete frustriert in mein Kopfkissen. Diese Situation blieb eine Zeit lang bestehen, bis mein Onkel das Wort herhob: "Ich schätze mal, du willst, dass ich mit dir rede. " Er hat es erfasst! "Und warscheinlich sollte ich dir auch so einiges erklären" Bingo!...wartet, gleich kommt das "aber"!!
"Aber ich denke, dass es eine schlechte Idee wäre, dich zum Fest zu lassen. Du hast ja keine Ahnung wie viele betrunkene Menschen dort herumlaufen werden." Ach nee? Du aber, oder was? "Das ist viel zu gefährlich, vor allem bei der Abschlussfeier am letzten Tag. Deine Eltern hätten dich auch nicht dorthin gelassen!"
So, jetzt reichte es mir endgültig.
"Woher zum Teufel willst du denn wissen, was meine Eltern getan hätten und was nicht?! Du hast doch schon selbst zugegeben, dass du sie selbst nicht richtig kanntest! Was erlaubst du dir eigentlich, so über mein Leben zu bestimmen und mich hier festzuhalten?!"
Ich ließ all meine Gedanken und meinen ganzen Frust in meine Stimme überließen, sodass ich im alles auf einmal an den Kopf warf. Ich schrie ihn immer weiter an und drohte ihm, dass ich irgendwann abhauen würde. Bis meine Stimme brach. Entsetzen spiegelte seinem sonst so harten Gesichtszügen wieder. Ich hatte noch nie so deutlich gezeigt, geschweige denn gesagt, dass ich mich bei ihm eingeschlossen fühlte. Sonnst durfte ich ja auch jeden Freitag zum Markttag gehen, um einzukaufen. Scheinbar dachte er, daß würde reichen.
Ich dachte, kurz Trauer in seinem Blick zu sehen, bevor sich sein Gesicht wieder versteinerte. "Dann geh doch!" brummte er nach kurzem Schweigen, bevor er sich umdrehte und die Treppe wieder hinab polterte.
Geschockt und von mir selbst überrascht setzte ich mich wieder auf mein Bett. Während ich ihm den Frust der vergangen Jahre an den Kopf geknallt hatte, bin ich wohl unbewusst aufgestanden. Hat er mir jetzt erlaubt hinzugehen, oder will er dass ich verschwinde? Nein, letzteres bezweifle ich. Ohne mich wäre er warscheinlich verloren. Denn wenn es um die typische "Frauenarbeit" ging, tat ich so gut wie alles. Vom Waschen und Kochen, bis hin zum Putzen. Zwar kochte Clark auch manchmal, doch dann war ich schon satt bevor ich überhaupt probiert hatte. So wie heute. Falls ich mich jemals gefragt hatte, ob es irgendwie schlimmer geht, dann hatte ich jetzt die Antwort. Mir war nämlich kotzübel. Und warscheinlich würde Onkel Clark jetzt nicht mehr mit mir reden. Doch das war mir momentan sowas von egal.
Denn ich durfte zum Segelfest. Ich durfte raus, nach draußen, unter Leute und zum Zirkus und echte Tiere sehen und Menschen kennenlernen und...

Ich durfte zum Segelfest!

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Warscheinlich hab ich Unmengen an Rechtschreibfehlern gemacht, aaaaber ich hoffe dass ich euch gezeigt hab, wie ich mir Clair und ihr Verhältnis zu ihrem Onkel Clark vorstelle. Uuuund sie darf zum Segelfest! Oder...? :o
Bis denne!

Luna Kath

Connected with an elephantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt