Kapitel 14

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Für taddlshoee.

Sherlock war bereits in ein Taxi gestiegen, als John in den Regen hinaus trat. Die Fish&Chips lagen ihm schwer im Magen. Noch schwerer wog allerdings sein Verhalten Sherlock gegenüber. Seine plötzliche Nervosität war ihm unangenehm gewesen und trotzdem fiel es ihm nicht leicht den Detektiv alleine in die Pathologie fahren zu lassen. Was musste Sherlock jetzt bloß von ihm denken? Wie sollte er ihm bloß erkären was mit ihm los war, wo er es sich doch teilweise selbst nicht eingestehen konnte?
Außerdem bezweifelte John, dass Sherlock es jemals verstehen würde.

Während John noch darüber nachdachte, fuhr ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben vor. Wenige Sekunden später vibrierte sein Handy.

Steigen Sie in den Wagen, Dr. Watson. M.

Watson stieß einen lautstarken Seufzer aus und öffnete beinahe selbstverständlich die Tür. Warum zur Hölle musste sich Mycroft immer ihn als Spielfigur in seinem Machtkampf mit Sherlock aussuchen? Er hatte eigentlich etwas Besseres zu tun, als ständig den Postboten für Mycroft zu spielen und Sherlock Nachrichten zu überbringen, für die der Consulting Detective sich sowieso nicht interessierte. Andererseits war Sherlock das letzte Mal beinahe auf seinen großen Bruder losgegangen...

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf stieg John schließlich ein und ließ sich auf die gut gepolsterte Rückbank fallen. Das Innere des Wagen war gewohnt dunkel und gepolstert, doch John konnte trotzdem aus dem Fenster blicken, um wenigstens zu erfahren, wohin sie fuhren. Aber er war nicht allein; Anthea, Mycrofts Sekretärin saß wie so oft schweigend neben ihm und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Handy. John hatte es inzwischen aufgegeben ein Gespräch mit ihr anzufangen. Er kannte noch nicht einmal ihren richtigen Namen und er würde ihn vermutlich auch nie erfahren.

Eine Viertelstunde später regnete es noch immer und einer der schwarzen Wagen, die Mycroft so oft nach John ausschickte, hielt vor dem Diogenes Club. Der Doktor wusste was er zu tun hatte: Nicht reden und auch auf sonstige Art und Weise nicht nach Mycroft Holmes fragen. Die Sicherheit des britischen Volkes ging bekanntlich vor.

Daher ließ John sich auch einfach schweigend auf den nächstbesten Sessel fallen, der in der großen Lobby stand und wartete. Ihn sah zwar niemand an, aber er wusste, dass er mit seiner durchnässten Jacke alles andere als unauffällig war. Vor allem wenn um ihn herum sämtliche Regierungsbeauftragte in ihren rabenschwarzen Anzügen saßen, die fast schon zu interessiert ihre Zeitungen lasen. John überlegte ebenfalls kurz, ob er sich die Tageszeitung vom Beistelltisch nehmen sollte, ließ es dann aber bleiben. Mycroft hatte ihn nicht umonst hierher befördern lassen. Das letzte Mal, als er im Diogenes Club gewesen war, war vor Sherlocks Sprung gewesen und zu einem Zeitpunkt an dem der Fall Moriarty für Mycroft von nationaler Bedeutung gewesen war. Damals hatten irgendwelche Sonderbeauftragten ihn praktisch gekidnappt und in Mycrofts Büro verschleppt.

Seitdem hatte sich fast nichts geändert. Die Deckenvertäfelungen hatten noch immer dieselbe dunkelbraune Farbe. Dasselbe galt für den mintgrünen Teppichboden. Selbst die Menschen, die hier ihre Zeit absaßen, schienen dieselben zu sein.
Nur der Zeitpunkt war nicht mehr derselbe. Sherlock war zurück und mit ihm ein Gefühl, dass John noch nicht unbedingt als das bezeichnen wollte, was es vielleicht war. Es...

Watson brauchte nicht einmal zwei Sekunden, um zu bemerken, dass vor ihm ein Mann im Anzug stand und ihn schweigend musterte. Sherlock hätte vermutlich zuerst seine täglichen Gewohnheiten deduziert, doch das unangenehme Kribblen auf der Haut, dass John immer dann spürte, wenn ihn jemand zu einem bestimmten Zweck beobachtete, sagte bereits alles. Er zwang sich allerdings vorerst den Mund zu halten und dem Mann im Anzug durch die langen Flure in Mycrofts Büro zu folgen.
Erst als die dicken Eichentüren hinter ihm zuflogen, wagte John wieder etwas zu sagen, doch Mycroft kam ihm zuvor.

Sherlock - The game is onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt