Kapitel 15

1.4K 165 15
                                    

Für Hannahloulu.

Seine Finger zitterten fast unmerklich, während er die Petrischale unter das Mikroskop schob. Wütend biss er die Zähne zusammen und versuchte die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen, doch die Pathologin neben ihm, hatte Sherlocks Nervosität bereits bemerkt.

Es hatte ihm nicht schnell genug gehen können endlich zum St. Barth Hospital zu fahren und gleichzeitig wäre er am liebsten gemeinsam mit John in diesem warmen, aber auch lauten Resturant geblieben. Dieser kurze, aber intensive Moment als ihre Blicke sich trafen, hatte sein rationales Denken völlig auf den Kopf gestellt.
Was war nur los mit ihm? Es waren doch nicht etwa Gefühle gewesen, die er da gehabt hatte?!

Seine Gedanken schweiften gerade zu dem Ausdruck ab, der sich auf Johns Gesicht gespiegelt hatte, bevor er ins Taxi gestiegen war, als Molly ihn schließlich unterbrach. ,,Sherlock?"

,,Ja, ich bin gleich fertig." antwortete der Detektiv ohne vom Mikroskop aufzuschauen.
Er wollte nicht, dass sie ihn so sah. Sie hatte ihn bereits einmal durchschaut, doch in diesem Moment wollte er nicht, dass sich das nochmals wiederholte.

,,Das meine ich nicht... ich meine, das wollte ich doch gar nicht sagen." stammelte Molly verlegen und biss sich auf die Lippe. ,,Der Goldenretriever ist exakt derselbe. Also derjenige der den Mörder gekratzt hat, ist derselbe wie auf meinem Seziertisch, meine ich."
Sie bemühte sich ein halbwegs neutrales Lächeln aufzusetzen. Eigentlich hatte sie auch das nicht sagen wollen, aber sie wusste einfach nicht, wie sie Sherlock darauf ansprechen sollte. Irgendetwas war passiert, das wusste sie seit er vor einer halben Stunde in die Pathologie gestürmt war. Seine Gesichtszüge waren so kalt und berechnend wie immer gewesen, doch Molly brauchte kein zweites Mal hinsehen, um zu merken das es alles nur Fassade war und es dahinter brodelte. Das tat es auch jetzt noch.

Seine Finger, die sonst nie etwas Ungeschicktes taten, zitterten bei der kleinsten Bewegung. Die Haare fielen ihm wirr über die Stirn, was definitiv nicht am Wind lag und für das Mikrospkop schien er an diesem Tag noch mehr Interesse als sonst zu haben.

Seitdem er sie kurz vor seinem Sprung vom Dach um Hilfe gebeten hatte, war Molly wieder zum Alltag übergegangen und er hatte sie auch kein einziges Mal mehr um Hilfe gebeten. Sollte sie ihm nicht gerade deswegen erneut ihre Hilfe anbieten?

,,Dann ist dieser Teil meines Falls endlich erledigt." erwiderte der Privatdetektiv nach einer gefühlten Ewigkeit und riss Molly damit endgültig aus ihren Gedanken. Ein scheinbar zufriedenes Lächeln huschte über Sherlocks Gesicht, aber es vertrieb die Schatten, die sich dahinter verbargen, nicht.

,,Sherlock..." begann sie zögernd und stets von dem Drang begleitet sich vielleicht doch noch im letzten Moment auf die Zunge zu beißen. ,,Was ist los?"

Ehe Molly sich versah verschwand Sherlocks Interesse an dem Mikroskop. Beinahe erwartungsvoll wandte er sich zu ihr und blickte sie mit fragenden Gesichtsausdruck an, doch sie durchschaute ihn sofort. Er war ein exzellenter Schauspieler, doch Molly gegenüber in dieser Situation nicht gut genug.

,,Sagen Sie nicht, dass alles okay ist, denn das ist es nicht. Sie sehen traurig aus, Sherlock. Traurig und gleichzeitig nervös und verwirrt."

,,Gute Deduktion." Der Spott, der in seiner Stimme mitschwang, war härter als beabsichtigt. Die Pathologin ließ sich davon jedoch nicht beirren.

,,Sie haben gesagt, dass ich sehr wohl zähle, wissen Sie noch?" Langsam gewann ihre Sorge um den Consulting Detective die Oberhand über ihre Stimme. ,,Also erzählen Sie mir nicht die Lügen, die Sie John oder Lestrade oder irgendjemand Anderen erzählen würden, sondern die Wahrheit."

Sherlock - The game is onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt