Tag 1-Teil 1

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Tag 1
Seit Wochen beobachte ich sie im Krankenhaus, trotz dem Spenderherz sitzt sie dort als gäbe es kein Morgen mehr.
Sie sieht so traurig aus. Nicht, wie bei unserer Begegnung 3Monate zuvor. Was sie wohl bedrückt?
Ich fasse mir ein Herz und gehe auf sie zu.
"Wir haben uns doch schon mal gesehen?" , ich schenke ich ihr ein warmes Lächeln, doch ihre Augen sind wie leer gefegt.
"Echt? Kann mich nicht erinnern."
Ich geselle mich zu ihr auf den Kieselstein Boden und beobachte die Landschaft. Es wird wohl bald regnen. Hinter dem Krankenhaus befindet sich ein wunderschöner Park, jedoch sieht man einen leblosen Fleck darin, der zerstört wurde, damit dort nächstes Jahr etwas schönes,etwas neues entstehen kann.
Außer diesem Park ist hier nichts, fast, als wäre dies der einsame Mittelpunkt.
"Wie ist dein Name denn nun?", Frage ich sie, obwohl ich ihn bereits kenne.
"Chrissy", sie wendet ihren Blick ab und schaut in die Leere.
"Heute ist Besucher-Tag. Keine Familie oder Freunde, die dich besuchen wollen?"
"Nein. Hab keine.",ihr rollt eine Träne über die Wange.
Ein kleines oh verlässt meine Lippen,bevor ich sie in meine Arme schließe.
Obwohl sie mich kaum kennt,erwidert sie die Umarmung und weitere Tränen kreuzen ihre Wangen.
Ich flüstere leise, nicht hörbar " Du wirst mich schon bald im Herzen tragen."
Wir verharren so einige Minuten, bis etwas ihre Lippen verlässt.
"Jemand mit Familie wird sterben und ich werde leben, einsam."
In diesem Moment weiß ich ganz genau, dass es ein Fehler wäre, etwas zu sagen, also halte ich meinen Mund geschlossen. Chrissy steht auf und verlässt das Dach mit den Worten
"War schön dich kennengelernt zu haben."
Bevor sie das Dach verlassen hat, mustere ich sie. Sie ist wunderschön und doch so kalt.
Auch ich verlasse das Dach und schreite die Treppe hinunter, welche auf mich den Eindruck macht, als würde sie jeden Moment einbrechen können. Die Wände sind kahl und schon lange nicht mehr weiß, sondern grau. Das einzig hörbare Geräusch ist das Knarren der Treppen.
Als ich 7 Stockwerke hinunter gelangt bin, erreiche ich die Mensa, ich kenne bereits einige Leute in meinem Alter, die hier liegen. Daher weiß ich auch genau, dass ich nicht alleine essen muss.
Die Mensa ist im Verhältnis zum Rest des Krankenhauses recht klein, jedoch hat sie eine fröhlichere Wirkung. Grüne Wände, schöne Gardinen und Tische und Stühle die einen fast an Schule erinnern. Jeder normale Mensch würde jetzt sagen "Schule?Das findest du toll?" ,aber für Menschen , die krank sind ist es etwas schönes. Für einen Moment kann man vergessen, dass man sterben wird.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich es noch bis zur Mensa schaffe bei meinem körperlichen Zustand , aber ich freue mich jedes mal wieder.
Ich scheine einige Zeit im Türrahmen gestanden zu haben, da die anderen mich bereits herrufen.
"Mattis! Komm schon, heute packst du es nochmal!"
Ich setze mich in Bewegung zu den anderen. Unter den Jungs und mir war es von Anfang an kein Geheimnis um wen es wie steht. Jeder weiß Bescheid, dass ich bald sterbe und ich weiß Bescheid, wie es Ihnen geht.
Der Stuhl knarrt leicht, als ich mich auf ihn setze,obwohl ich ziemlich leicht bin. Ich mustere die anderen.
Links von mir sitzt wie immer Lukas. Lukas ist seit einigen Wochen querschnittsgelähmt, jedoch ist er bereits jn Therapie. Newt, rechts neben mir,hängen wie jeden Tag die strohblonden Haare ins Gesicht, sein Grinsen, so frech wie immer, doch ich merke, dass in seinem Blick trotz allem Trauer liegt. Er hat einen Gehirntumor und sein Geschmacks- und Geruchssinn sind nicht mehr vorhanden. Wenn es hochkommt hat er ein halbes Jahr. Vor mir sitzt Marty, abgemagert und dürr, wie immer. Er hat bloß einen gebrochenen Arm und liegt ein paar Tage. Doch alle sehen leicht fertig aus.
Ohne groß zu überlegen frag ich
"Wo ist Ben?"
Marty fängt an zu zittern und seine Muskeln spannen sich an, Lukas schaut weg und nur Newt gibt mir eine Antwort.
"Hast du es nocht nicht gehört? Er ist h-heute Nacht v-verstorben." Ihm rollen einige Tränen über die Wangen und Lukas fängt an zu Schluchzen.
Ich schaue entsetzt zu Lukas. Sie hatten einen Auto Unfall und gestern ging es ihm noch gut. Lukas und Ben waren einfach unzertrennlich.
Ich knie mich vor seinen Rollstuhl, um ihn in die Arme zu nehmen und er lässt sich in meine Arme fallen.
"Es tut mir so Leid", flüstere ich zaghaft.
"Du wirst mich auch verlassen",flüstert er,so, dass nur ich es hören kann.
"Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde immer da sein. Du weißt wo."
Er nickt leicht.
Ich hatte bereits einige Dinge vorbereitet,damit er spüren wird,dass ich ihn immer begleiten werde in seinem Leben,damit er spüren wird, dass ich auf ihn aufpasse.
Ich setze ihn zurück in den Rollstuhl und wir alle beginnen appetitlos im Essen rumzustochern.
Als ich auch noch das letzte Stückchen Brokkoli gegessen habe, ist Newt bereits weg. Marty verabschiedet sich auch und ich sitze dort mit Lukas alleine. "Ich sollte auch gehen. ", erhebe ich das Wort und stehr auf um unsere Teller wegzubringen.
"Nein..."
Ich stoppe.
"Was ist denn los ?"
"Bitte bleib heute Nacht in meinem Zimmer."
"Ist gut. "
Nachdem ich die Teller weggebracht habe, gehen wir gemeinsam in sein Krankenzimmer.
Es ist sehr trostlos eingerichtet. Zwei Betten,eines gehört Lukas, eines gehörte Ben. Weiße Wände und ein Stuhl.
Lukas holt ein Schachspiel heraus " Können wir das spielen? "
Ich nicke nur, da ich weiss, dass er es immer mit Ben gespielt hat. Er ist echt gut in dem Spiel und nach einigen Runden gebe ich auf.
"Ich gebe mich geschlagen Meister. Doch ich muss jetzt zurück in mein Zimmer zum Wechseln des Tropfs. Ich bin bald zurück. "
Niedergeschlagen nickt er. "Beeil dich. Es ist einsam hier."
So gut es geht , "renne" ich zum Fahrstuhl. Drittes Stockwerk. Hechelnd komme ich in meinem Zimmer an.
"Hab schon gedacht, du wärst abgehauen."
Diese Stimme,Chrissy. Ich schrecke hoch.
"Was machst du hier?", erwidere ich nervös, doch die Krankenschwester unterbricht uns.
"Bitte setzen Sie sich, damit ich die Infusion wechseln kann."
Nachdem ich mich gesetzt habe, ergreift Chrissy bereits das Wort.
"Ich wollte mich nochmal bedanken für das heute Nachmittag und hatte gehofft, dass wir noch die Chance haben, etwas zu reden."
Ich lächel sie entschuldigend an "Es tut mir Leid, aber ich habe Lukas versprochen, dass ich sofort zurückkomme. "
Sie nickt betroffen und öffnet den Mund um etwas zu sagen, schließt ihn dann jedoch direkt wieder. Draußen isz es bereits dunkel.
"Du kannst ja mitkommen und ich stelle euch vor.", versuche ich mich aus der peinlichen Lage zu retten.
Sie nickt schüchtern.
Als die Krankenschwester das Zimmer verlässt ,schleichen wir durch den mit Halogen Lampen gefüllten Flur zu Lukas zurück. Ich öffne dir Tür vorsichtig und Lukas schreckt hoch.
Doch er lächelt erleichtert.
"Ich bin es nur. Ich habe jemanden mitgebracht . Ihr Name ist Chrissy."
Sein Blick verdunkelt sich.
"Ist sie es?"
Wissentlich,was er meint nicke ich betroffen.
Ich versuche einige Male ein Gespräch anzufangen, jedoch geht keiner drauf ein.
Nach einiger Zeit,in welcher ich nur Lukas Hand gehalten habe, steht Chrissy auf. "Wir sehen uns morgen vielleicht." , sie schließt die Tür hinter sich und die Stille füllt wieder den Raum . "Sei gut zu ihr, sie hat niemanden."
Lukas nickt. " Ich verspreche es. Doch nun bin ich müde. Ich versuche zu schlafen ok?"
"Ist gut. Ich warte hier, falls was sein sollte." Lukas schließt die Augen.
Viele Gedanken und Ängste schwirren durch meinen Kopf. Ich lasse ihnen freien Lauf und der Tag endet...

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Ich hoffen euch hat das Kapitel gefallen. Wenn ja, freue ich mich über einen Vote. Falls ihr irgendetwas anzumerken habt, hinterlasst gerne ein Comment.
Tschö :)

Heartbeat-für immer im Herzen*on hold *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt