Die 1. Begegnung

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Das neue Schuljahr hat begonnen und wieder sind viele neue Schüler der 5. Klasse da. Auch dieses Jahr habe ich wieder 5 kleine Schützlinge. 4 davon haben relativ schnell Anschluss gefunden und finden sich in der Schule auch sehr gut zurecht. Doch eine kleines Mädchen hat große Probleme sich in die Klasse einzufinden und aufgenommen zu werden. Ihr Name ist Luvia und sie ist ein bildhübsches Mädchen. Sie hat grüne Augen, blasse Haut und dunkelbraunes lockiges Haar. Irgendwann wird sie sich schon eingelebt haben. Aber das ist ja normal, dass manche es schwer haben. Nach einem stressigen Schultag lief ich, wie jeden Tag, Musik hörend nach Hause. Ab und zu drehte ich mich um, um zu schauen, ob ich vielleicht jemand kenne der den selben Weg wie ich hat. Hinter mir lief die ganze Zeit ein Mann mit einem kleinen Mädchen. Fünfte Klasse vielleicht. Ich konnte nicht erkennen wer die Kleine war, doch den Mann habe ich noch nie gesehen. Ich machte die Musik leiser, um zu hören was die Beiden sagten. Sie erzählte ihn von ihrem Schultag. Das sie mal wieder von jemand aus ihrer Klasse gemobbt wurde und niemand mit ihr die Partnerarbeit machen wollte. Sie wurde dann jemand zugeteilt und Diejenige sagte nur schlechte und verletzende Dinge. ".. Und dann sagte sie wieder ich wäre hässlich, dumm und fett. Niemand will was zu tun haben mit mir und warum meine Eltern so stolz auf mich wären. Ich würde es nie zu etwas bringen und jeder hasst mich. Was ist denn nur so schlecht daran gute Noten zu haben. Ich versteh das alles nicht", sagte die Kleine traurig, "Ich versteh es einfach nicht. Bin ich denn echt so schlecht und hässlich, dass niemand etwas mit mir zu tun haben will", schrie sie, wobei die letzten Worte im Schluchzen versanken. Ich kannte ihre Stimme, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Die Kleine tat mir leid. Sie erinnerte mich an meinen Anfang auf dieser Schule. Fast alle in der Klasse konnten mich nicht leiden. Es dauerte lange, eh ich jemand fand, dem ich vertrauen konnte. Aber das ist eine andere Geschichte. "Nicht weinen. Du bist wundervoll so wie du bist, Luvia. Unsere Eltern sind stolz auf dich und wir glauben alle fest daran, dass du alles im Leben schaffen kannst was du dir vornimmst. Die in deiner Klasse wissen einfach noch nicht was für ein tolles, nettes und wundervolles Mädchen du bist, Schwesterchen.", sagte er. Seine tiefe Stimme klang sanft und beruhigend. Als er ihren Namen erwähnte wusste ich genau um wen es ging. Um meinen kleinen Schützling Luvia. Ich drehte mich sofort um. Jetzt standen beide da und er nahm sie in seine starken Arme. Sie presste sich an ihn und weinte weiter. Ich schaute die beiden womöglich sehr lange an, denn nun sagte er zu mir:" Bei uns ist alles in Ordnung". Ich wurde leicht rot und antwortete schließlich:" Na ja so sieht das aber nicht aus. Was ist denn los?", fragte ich, obwohl ich genau wusste was los ist. "Meine kleine Schwester wird in der Schule gemobbt und ausgegrenzt.", sagte er und schaute zu ihr hinunter. "Mit wem sprichst du denn da. Das muss doch nicht jeder wissen", schluchzte Luvia. Anscheinend hat sie meine Stimme auch nicht erkannt. Sie nahm den Kopf von deiner Brust und sah zu mir. Nun erkannte sie mich auch und konnte sich ein leichtes Lächeln abringen. Ihr Bruder starrte mich nur erstaunt an. Ich nahm ihre Hand und sagte ruhig: ,,Freunde zu finden oder sich beliebt in der klasse zu machen ist sehr schwer. Versuch einfach so zu tun, als ob dir das was sie dir sagen nix ausmacht. Lass sie nicht spüren wie sehr dich ihre Worte verletzen. Irgendwann gewöhnen sie sich an dich und merken wie schrecklich es eigentlich ist jemanden so fertig zu machen. Aber du hast schon große Fortschritte gemacht, Luvia. Fall noch etwas sein sollte kannst du jederzeit zu mir kommen, ansonsten sehen wir uns ja nächste Woche zur Besprechung. Sie sah mich mit traurigem und doch erleichterndem Blick an. Dann lächelte sie leicht und sagte leise:"Ich versuche es, Danke. Danke, dass du mir auch jetzt nach Schulschluss geholfen hast''. ''Von meiner Seite auch ein großes Danke schön, dass Du für meine Schwester da bist, wenn ich es nicht kann.'',sprach er sanft. Ich schaute ihm genau in die Augen. Sie hatten die Farbe von frischem Gras und leuchteten. Fast wie Die seiner Schwester. Schwarzes, langes Haar ging ihm bis über die Schultern. Er lächelte. ''So nun muss ich aber weiter", sagte ich schnell. "Danke," rief er mir hinterher. "Keine Ursache", sprach ich und lief schnell nach Hause. Ich drehte mich noch einmal um und er lächelte mich wieder an. Doch in seinem Lächeln sah ich noch etwas Anderes als Freundlichkeit.


Das Geheimnis meiner NarbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt