Dunkle Kälte

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Amy schrie als das Auto ihre beste Freundin traf und sie mehrere Meter durch die Luft schleuderte, bevor sie auf dem Asphalt aufschlug und reglos liegen blieb. Sie rannte zu ihr, Tränen rannen ihr über die Wangen und verschleierten ihre Sicht. Um sie herum kamen mit quietschenden Reifen Autos zum Stehen, doch Amy achtete nicht darauf. Ihr Herz raste, sie konnte kaum atmen.

Verzweifelt fiel sie neben Samantha auf die Knie, wollte sie auf den Rücken drehen doch erinnerte sich im letzten Moment an etwas, was ein Bekannter ihrer Eltern, der Sanitäter war einmal gesagt hatte: Wenn du nicht weißt, ob der Verletzte sich etwas gebrochen hat oder wenn er mit dem Kopf oder dem Rücken aufgeprallt ist, bewege ihn nicht! Du könntest irreversible Schäden verursachen!

Also griff Amy nach Samanthas Hand und suchte verzweifelt nach einem Puls. Da war er! Schwach und unregelmäßig, aber sie lebte!

„Kann irgendjemand einen Krankenwagen rufen?", rief sie mit erstickter Stimme. Undeutlich hörte sie Stimmen hinter sich und dann schien jemand zu telefonieren, doch sie verstand nichts, konnte einfach nicht zuhören, sich auf nichts anderes konzentrieren als ihre beste Freundin, die da vor ihr auf dem Boden lag, um den Kopf eine Blutlache, die sich langsam ausbreitete und verdreht wie ein Crashtestdummy.

Samantha war schon immer da gewesen, sie kannten sich seit ihrer Geburt.

Sie waren am selben Tag im selben Krankenhaus geboren worden. Ihre Eltern hatten sich auf der Entbindungsstation kennengelernt und waren danach Freunde geworden. Amy und Samantha waren zusammen aufgewachsen und waren fast zu Schwestern geworden. Sie hatten denselben Kindergarten besucht, dieselbe Grundschule und danach dieselbe High-School. Samantha war immer für Amy dagewesen und Amy immer für Samantha. Und jetzt lag sie da. Bewegte sich nicht, atmete kaum. Kälte ergriff Amy. Was war, wenn sie sterben würde? Sie war ein so großer Teil von ihr und von ihrem Leben, dass sie ein nicht füllbares Loch hinterlassen würde.

So kauerte Amy einige Zeit neben Samantha und weinte stumm. Ihre Tränen vermischten Sich mit dem Blut ihrer besten Freundin, das sie an den Händen hatte und sich ins Gesicht geschmiert hatte. Schließlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und zog sie sanft von Samantha weg. Eine Stimme sagte etwas, doch Amy verstand sie nicht. Alle Eindrücke waren zu einem Rauschen geworden, in dessen Zentrum ihre beste Freundin lag. Undeutlich hörte sie eine Sirene und sah, wie jemand Samantha vorsichtig auf eine Trage bettete. Dann spürte sie einen Stich an ihrem linken Oberarm und ihre Gedanken verschwammen, wurden zu einem eintönigen, farblosen Brei, bis ihr schließlich die Augen zufielen.

Als Amy wieder erwachte schienen ihre Augenlieder aus Blei zu sein. Sie hob mit mühe die Lieder ein wenig an und sofort stach ihr Licht wie Speerspitzen in die Augen und sie fielen wieder zu.

„Sie wird langsam wach.", hörte sie undeutlich eine Stimme sagen.

Sie hörte Schritte und dann schien jemand neben ihr zu stehen. Amy versuchte erneut, ihre Augen zu öffnen und diesmal war das Licht erträglicher. Sie wollte sich umsehen, doch ihr Körper schien ihr nicht zu gehorchen und auch ihre Gedanken schienen sich hinter einer Schicht Watte zu befinden. Von dem, was sie sehen konnte, schien sie sich in einem Krankenhausbett zu befinden.

Die Person neben ihr begann wieder zu sprechen.

„Hallo Amelia, schön dass du wach bist. Wir haben dir ein Beruhigungsmittel gegeben, du stehst unter Schock. Es lässt langsam nach, in ein paar Minuten wirst du dich wieder ganz normal bewegen können. Deine Eltern sind hier, sie werden dich bald mit nach Hause nehmen."

Was war passiert? Amy erinnerte sich nicht, doch sie spürte dass da irgendetwas war, hinter der schützenden Schicht aus Watte... Etwas Schreckliches...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 24, 2015 ⏰

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