12. Kapitel

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Ich habe mir das bestimmt nicht eingebildet! Zwar bin ich verletzt, aber an solchen Wahrnehmungsstörungen leide ich bestimmt nicht.

Leider ändert das nicht, dass mein Koffer nichts ungewöhnliches in sich hat. Klamotten, Handyladekabel (was ich bei einem Akkustand von 6% echt dringend brauche!), Waschzeug, ein Buch und Schmuck, den ich noch nicht eines Blickes gewürdigt habe.

Bei meinem Durchwühlen finde ich allerdings ein Armband, was mir gefällt. Es hat einen spitzen Stein dran, der von fünf bis sechs Perlen umringt ist. Der Rest des schwarzen Armbandes ist ungeschmückt. So hat es etwas abenteuerliches an sich, da es Indianerschmuck ähnelt.

Es ist einfach und praktisch. Der Stein erscheint zwar harmlos, aber durch meinen Lehrer aus Schutz und Spionage weiß ich, dass alles eine Waffe ist - ein relativ spitzer Stein eingeschlossen.

Ein Klopfen unterbricht meine Gedanken. Schnell mache ich es einfach um, stopfe meine Klamotten zurück in den Koffer und schmeiße mich zurück in mein Bett. Im Bett verziehe ich mein Gesicht vor Schmerzen, weil diese schnellen Bewegungen weder Kopf noch Rippe gefallen.

Entschlossen presse ich die Zähne zusammen und zische ein lautes "Ja?" hervor. Ohne weiter zu zögern spaziert Mara herein. Sie sieht mal wieder echt toll aus: eine enge, schwarze Hose, graue Chucks (die wohl mal weiß waren) und eine knallrote Lederjacke mit passendem, schlichtem Shirt darüber. Außerdem ist sie ziemlich auffällig geschminkt und trägt ihre Haare wie immer offen.

"Du hast vielleicht Nerven! Vor so ein dummes Auto zu rennen, ohne jeglichen Grund.. Tja, jetzt hast du den Salat. Ich muss auf dich aufpassen und dich bedienen", begrüßt sie mich und bleibt schließlich vor meinem jetzigen Bett stehen.

Mit in die Hüften gestemmten Armen mustert sie mich von oben herab. Verwirrt sehe ich sie an.

"Sorry?", frage ich mehr, als dass ich mich entschuldige. Wieso sollte ich mich auch entschuldigen?

"Das sollte dir wirklich mehr leid tun", erwidert sie und setzt sich einfach auf die Bettkante. "Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?"

Seit wann ist sie so gesprächig? Sonst hat sie nie besonders viel geredet und mich größtenteils ignoriert. Leidet sie etwa an Stimmungsschwankungen?

Einerseits gefällt sie mir weniger gesprächig mehr. Andererseits könnte ich sie jetzt wohl in den Club der 'hormongesteuerten Freaks' aufnehmen. In den gehöre ich definitiv herein - Finn allerdings auch. Und wenn sie nicht irgendwelche anderen Gründe hat, muss ich ihr wohl das Anmeldeformular für unseren nicht existierenden Club geben.

"Wieso interessiert dich das?", frage ich.

"Weil ich schließlich ein Auge auf dich werfen muss. Und weil ich gern wissen möchte, wie es kommt, dass jemand wie du vor ein Auto rennt", erklärt sie. Ihre Worte lassen in mir alle Alarmglocken schrillen. Jemand wie ich? Was soll das denn heißen?

"Jemand wie ich? Sollte das ein verstecktes Kompliment sein?", hake ich gespielt amüsiert nach. Was weiß sie? Und wenn sie wirklich etwas weiß, von wem?

Mara zieht eine Augenbraue nach oben - so wie es in letzter Zeit viel zu viele Leute mir gegenüber tun. "Immerhin scheinst du deinen Sinn für Humor schon wiederzuhaben." Die Tatsache, dass sie mir leider keine Antworten auf meine unausgesprochenen Fragen gibt, ignorierend, lächle ich leicht. Mehr lässt mein Körper gerade nicht zu. Das Gute daran ist, dass ich nicht einmal mehr die Kraft habe mir Sorgen zu machen. Mein Kurzsprint hat scheinbar meine gesamte Kraft aufgebraucht. Es kommt mir sogar so vor, als wäre nie genug Kraft zum Aufstehen da gewesen; als wäre ich nie wirklich aufgestanden.

"Du siehst wirklich fertig aus. Deshalb schiebe ich meine Frage wohl besser erstmal nach hinten. Also: Brauchst du irgendetwas? Suppe? Tee?", fragt sie. Allerdings klingt sie kein bisschen besorgt.

Get out of my head! (→2.Teil - Ross Lynch Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt