... "Jan?!?", keuchte ich überrascht auf. Ich hatte mit jedem gerechnet, aber nicht mit Jan, der mir bei unserem ersten Zusammentreffen so vernünftig erschienen war. "Was machst du auf unserer Geländestrecke im Unterholz? Wegen dir hat sich Sophie vielleicht schwer verletzt!", brüllte ich ihn an. "Es tut mir ja leid, dass ich, wie nennst du sie? Sophie? Erschreckt habe. Aber ich hatte nicht erwartet, dass sie gleich vom Pferd fällt.", meinte Jan und ich meinte einen Hauch Arroganz in seinen Augen zu erkennen. "Ich meine, wenn man auf Reitinternat geht sollte man doch wohl etwas Sattelfest sein, oder?", fuhr er fort. Ich trat ganz dicht an ihn heran und zischte:"Sie ist erst seit gestern hier und hat eine wunderbare Beziehung zu ihrer Stute. Du hast beide richtig erschreckt und vielleicht schlimm verletzt. Also nochmal, was hast du auf der Geländestrecke gesucht?" "Ihn.", sagte Jan und sah mit glänzenden Augen zu Tornado. "Christian sucht ihn schon ewig, aber er ist unauffindbar und auf der Koppel unantastbar. Aber ich sehe, dass er bei dir lammfromm ist. Ist das deine Reitbeteiligung? Wer ist der Besitzer?" "Nur zu deiner Information: Er gehört mir und ich verkaufe ohne nicht. Für kein Geld der Welt würde ich ihn verkaufen!", sagte ich mit mühsam unterdrückter Wut und stieß einen leisen Pfiff aus. Tornado spitzte die Ohren und lief auf mich zu. Ich stieg auf und drehte Tornado mit einer Hinterhandwendung Richtung Internat und Geländestrecke. Während dieser Wendung stieg Tornado kurz an und von hinten hörte ich Hufgetrappel und einen Schrei. "Na toll. Und wie komme ich jetzt zurück ins Internat?", schrie Jan herum. "Zu Fuß.", antwortete ich trocken und trappte an.
Im entspannten Tempo erreichten wir die Geländestrecke. Dort hatte Ann-Katrin Sophie inzwischen in die stabile Seitenlage gelegt und beobachtete sie aufmerksam. Die anderen waren wie erstarrt und versuchten sich abzulenken. Caro führte Red Rubin und Rising herum, Skyla zerpflückte Blätter, ein paar sahen ihr dabei zu, als gäbe es nichts spannenderes, Mia schien irgendwie Aurum zu einer Dressur überreden zu wollen, aber der Dunkelfalbe scheint nicht in Stimmung zu sein, und der Rest stiert nur irgendwo hin. Ich setze mich neben Skyla und kraule Tornado nachdenklich am Kinn. Doch plötzlich steht Ann-Katrin auf. "Wir müssen zurück. Sophie muss auf die Krankenstation." "Und wie willst du dass machen? Wir können sie ja nicht aufs Pferd schmeißen.", fragt Skyla. "Dann müssen wir uns was überlegen." Auf einmal ertönt ein Stöhnen und Sophie versucht sich aufzusetzen. Doch Ann-Katrin ist schneller und drückt sie sanft wieder zu Boden. Erst nach 5 min erlaubt Ann-Katrin ihr sich aufzusetzen. Langsam setzt sie sich auf und blickt sich irritiert um. Allmählich schien die Erinnerung an den Sturz zurückzukehren und auch an den Ausritt. Panisch sieht sie sich nach irgendetwas um und zuckt leicht zusammen, als Red Rubin ihr in den Rücken stupst. Langsam steht sie auf und umarmt ihre Stute. Wir anderen stehen einfach nur stumm da und beobachten diese Szene. Doch schließlich reißen wir uns los und schwingen uns auf die Rücken der Pferde.
Am Internat angekommen führt Ann-Kathrin Sophie, ohne auf deren Protest zu hören, ins Krankenzimmer. Wir satteln währenddessen alle Pferde ab und bringen sie in den Stall oder auf die Weide. Schließlich stehen wir alle etwas unschlüssig herum und wissen nicht so recht, was wir machen sollen.
Aus Langeweile beschließen wir mit ein paar Schulpferden uns zu beschäftigen. Lachend betraten wir den Schulpferdestall und verteilten uns in die verschiedenen Boxen. Hier und da waren leisen Ausrufe aus den Boxen zu hören. Wie ich hatten viele ihr ehemaligen Pflegepferde oder ihr Ponys hier stehen. Ich lächelte leicht. Sunshine war mir gegenüber echt ein Schatz, hatte aber trotzdem einige schlechte Angewohnheiten. Dass hieß für mich Korrekturreiten. Tatsächlich schnappte er sofort nach mir, als ich die Box betrat. "Evil!", flüsterte ich drohend. Er sprang sofort zurück und sah mich erschrocken an. Ich wusste auch warum. Er hasste seinen Namen, vorallem wenn ich ihn aussprach. "Na komm, Sunny.", flüsterte ich ihm nun etwas zärtlicher zu. Er schnaubte und steckte seinen Kopf durch das Halfter. Brav lief er neben mir her und ließ sich widerstandslos anbinden. Ich ging in die Sattelkammer und kam vollbepackt, mit Putzkasten, Sattel, Trense, Martingal und Gamaschen wieder. Einen Sattelbock schob ich aus einer Ecke zu Sunshine. Geschickt platzierte ich den Sattel und das ganze andere Gedöns auf dem Sattelbock. Ich öffnete den Putzkasten und vereiste mitten in der Bewegung.
Die Putzsachen waren stark verschmutzt und teilweise zerstört. Fassungslos starrte ich auf eine Magic Brush, die in zwei Teile gebrochen war und außerdem so aussah, als hätte man mit ihr Fußball gespielt. Ich seufzte innerlich und packte die Box weg. Zum Glück hatte ich noch eigenes Putzzeug für Sunshine übrig. Ich öffnete meinen Spind und holte einen Beutel mit gereinigtem Putzzeug hervor. Mit dem Beutel kehrte ich zu Sunshine zurück. Ich putze ihn kurz über, aber als ich den Mähnenkamm hervorholte vereiste ich schon wieder.
Die Initialen trugen die Inschrift von Nightmare, auf dem ich den Reitsport und Turniere kennen und lieben gelernt hatte. Dieser Kamm war die einzige Erinnerung an ihn, mit einer langen Narbe an meiner Hüfte. Doch darüber wollte ich nicht nachdenken. Ich packte ihn vorsichtig in meinen Spind und schnappte mir eine andere Mähnenbürste.
Endlich war ich mit Sunshine fertig. Er stand gesattelt und getrenst vor mir und sein Fell glänzte in der Sonne. Ich zog meinen Helm auf und führte ihn in eine Reithalle. Ein paar andere waren auch schon und waren dabei aufzusteigen. Schnell schnappte ich mir meine Handschuhe von der Bande und stellte Sunshine auf die Mittellinie. Nachgurten, Steigbügel einstellen und aufsteigen. Das alles ließ er noch über sich ergehen. Aber schon im Schritt begann das Spektakel. Er lief nicht auf dem Hufschlag und schlug nach der Bände aus. Schließlich hatte ich genug davon und richtete ihn alle paar Schritte rückwärts. Langsam wurde er ruhiger und trappte an. Er zuckte unwillig mit den Ohren, blieb aber ruhig. Ich wechselte auf den zweiten Hufschlag und gab die Hilfen zum angaloppieren. Er galoppierte ruhig, begann dann aber den Kopf zwischen die Beine zu ziehen, Bocksprünge zu vollziehen und leicht zu steigen. Mehrmals kippte ich auf seinen Hals, oder landete schräg im Sattel. Da er mich aber trotzdem nicht herunter bekam wurde er immer schneller und schlug scharfe Kurven. Schließlich hatte ich mich gefangen und richtete mich im Sattel auf. Ich parierte ihn in einen langsamen Galopp und schließlich stand er schnaufend da. "Kann einer mir bitte die Tür aufmachen? Ich geh mit ihm auf den Springplatz.", rief ich durch die Halle. Skyla öffnete die Tür und ich ritt im Richtung Springplatz. Dort waren noch ein paar Sprünge auf L Niveau aufgestellt, die perfekt für Sunshine waren. Ich ließ noch ein wenig Schritt gehen, damit er nicht mehr so pumpte und übersprang dann die Sprünge. Es war wie früher, als er noch mein Pony gewesen war. Und auch er schien das zu spüren. Er war ruhig und flog über die Sprünge hinweg. Ich kämpfte mit den Tränen. Es war ein wundervoller Moment diesen Wallach zu reiten und die alte Bindung zu spüren. Doch leider war auch dieser Moment vorbei, als wir die Sprünge absolviert hatten. Er begann herumzutänzeln und wollte unbedingt nochmal. Aber er war verschwitzt und brauchte die Pause.
Im ruhigen Schritt ritt ich um den Platz und beobachtete die anderen. Auch ihnen ging es ähnlich wie mir. Viele hatten nicht das Geld um sich nach der Ponyzeit ein Großpferd zu leisten. Dafür gab es eine andere Möglichkeit, die Direktorin Jade solchen Leuten anbot. Die Ponys blieben auf dem Akademiegelände und die sie bekamen ein Pferd aus der eigenen Hannoveranerzucht, oder sie vermittelte Kontakte an ältere Schülerinnen, die ihr Pferd nach dem Abitur nicht mitnehmen konnten.
Sunshine war nach dem Erlebnis, mit der Schülerin, nicht mehr zu verkaufen gewesen, also blieb er hier und verkörperte den Schulschreck.
Inzwischen hatten alle die Sprünge überwunden und wir ritten zum Stall zurück. Sunshine wollte nich wieder rein, fügte sich aber nach einigen Zickerein.
Den Sattel ließ ich auf dem Sattelbock liegen und ging zu meinem Spind und holte Lappen und Lederfett heraus. Der Sattel hatte es nötig und auch Mia und Caro gesellten sich mit ihren Sätteln zu mir.
Gemeinsam Genossen wir die Ruhe auf dem Hof und die warmen Sonnenstrahlen.
Die Sätteln glänzten nach einiger Zeit wieder und wir packten sie in die Sattelkammer. Genau in dem Moment gongte ein Gong. Schnell rannten wir zum Haupthaus, um uns für das Frühstück fertig zu machen. Der Gong war die letzte Mahnung für Langschläfer. Wer nicht aufstand bekam eine Standpauke von der Hausmutter oder den Lehrern. Wir huschten in unsere Zimmer, duschten ne zogen uns an, um dann wieder schnell in den Essensaal zu laufen. Vor dem Essensaal war um das schwarze Brett eine Traube von Mädchen, die über etwas diskutierten. Mir war das in dem Moment egal. Ich hatte Hunger. Unser Tisch war schon fast voll besetzt und es standen Brötchen und Marmelade da. "Du kannst schon essen, Sahra. Direktorin Jade kommt heute morgen nicht runter.", meinte Ann-Katrin, als sie meinen hungrigen Blick sah. "Was steht eigentlich am schwarzen Brett?", fragte ich und bestrich mein Brötchen mit Himbeermarmelade. "Das Turnier wurde auf heute vorverlegt.", meinte Sophie. "Wie gehts dir eigentlich?" "Ganz gut, aber die nächsten Tage darf ich nicht aufs Pferd." "Super.", ich verdrehte die Augen," und Jan kommt ungeschoren davon. Ich fass es nicht." "Wie bitte, Jan war auf unserer Geländestrecke?", zischte Mia hervor. Ich nickte. "Ja. Er hat versucht mir Tornado abzuquatschen. Anscheinend ist Christian scharf auf ihn." "Unglaublich. Da hätte sonst was passieren können!", zischte Skyla, mit mühsam unterdrückter Wut hervor.
Ich nickte nur und widmete mich wieder meinem Brötchen. Nach dem alle fertig mit Essen waren, liefen wir zu schwarzen Brett. Da stand es:
Das Turnier wird auf heute Nachmittag um 15:00 Uhr vorverlegt.
Die Startreihenfolge ist wie folgt:
....
Der Stall bleibt bis 14:00 Uhr verschlossen.
"Was sie damit wohl bezwecken?"
"Sie wollen wissen, wie die Leute mit Stresssituationen umgehen können.", sagte ich zu der Person die gefragt hatte. So genau hatte ich es nicht mitgekriegt. "Die Schule ist um 13:30 Uhr vorbei. Dann Essen und umziehen, dass dauert bestimmt eine halbe Stunde. Dann zum Stall und das Pferd putzen. Wenn du einen Schimmel hast kann das lange dauern, Sattel und Trense noch polieren und satteln. Einflechten und abreiten. Die ersten haben dafür weniger als eine Stunde. Die, die später kommen haben vielleicht, aber es kann auch sein, dass dich irgendjemand plötzlich auf einen anderen Platz zitiert. Nur wer sich gut organisiert schafft es in die Mannschaften.
Was nutzen uns Reiter, die ewig brauchen ihr Pferd fertig zu machen?"
"Und was sollen wir jetzt machen? Die Ställe sind über den Vormittag zu.", fragte Sophie in die Runde. Ein paar zuckten ratlos mit den Schultern oder gaben den Plan vor, sich im Aufenthaltsraum irgendwie zu beschäftigen.
"Wie wärs, wenn wir unsere
Turnierkleidung und alles aus den Zimmern holen und es nochmal überprüfen, ob es kaputt oder dreckig ist.", schlug Caro vor.
All nickten mehr oder weniger zustimmend und verschwanden auf ihr Zimmer. Nur Sophie stand noch da.
"Was ist? Willst du nicht mitmachen, wegen deiner Verletzung?", fragte ich sie. Sie nickte zögernd mit dem Kopf und sah irgendwie bedrückt aus. "Mein Vater hat meine Turnierkleidung verkauft, nachdem ich angefangen habe zu rebellieren. Er dachte er könnte mir damit das Reiten madig machen. Das waren eine richtig schöne Jack und eine gute Hose. Das war etwas, mit der er die letzte Verbindung zu mir gekappt hat. Danach habe ich nur noch Rubin an mich ran gelassen.", antwortete sie mir auf die unausgesprochenen Fragen. "Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Mein Nachhilfeunterricht fällt heute wegen des Sturzes aus.", redete sie weiter.
"Du kannst uns ja helfen. Jede Hand mehr bedeutend weniger Aufwand für uns." Sie nickt, ist aber anscheinend noch nicht überzeugt. "Und nächste Woche gehen wir in die Stadt und kaufen dir Turnierklamotten.", sage ich fest entschlossen. Sie hob den Kopf. "Wirklich?" Ich nickte bestätigend und sie fängt an zu strahlen. Gemeinsam gehen wir nach oben in den Gemeinschaftsraum, aber ich mache noch einen kurzen Abstecher und hole noch schnell mein Turnierzeug. Meine Angst, dass meine gute Trense mir auf einem Turnier geklaut wird, hatte dazu geführt, dass ich sie immer bei mir hatte. Der Sattel war in meinem Spind eingeschlossen und für andere Pferde völlig unpassend. Dieser Sattel war eine Maßanfertigung und Tornado besaß irgendein Rückenproblem, dass selbst der Tierarzt nicht wusste welches. Voll bepackt betrat ich den Gemeinschaftsraum und bahnte mich, durch herumliegende Stiefel, Jacken und Trensen, bis einen Platz gefunden habe.
Die Trensen werden poliert, bis sie weich und geschmeidig sind und die Zügel wie Seide in der Hand liegen, kühl und weich.
Die Turnierjacke hat ein paar kaputte Nähte, diese werden von Hand geflickt und Flecken vorsichtig mit einem Lappen entfernt. Für einen Waschmaschinen Durchgang ist es zu spät. Die Stiefel werden auf Hochglanz poliert und sauber nebeneinander aufgereiht aufgestellt. Die Turnierjackets und Reithosen werden auf einem Kleiderbügel darüber gehängt. Es sieht aus wie in einem Umkleideraum und nicht wie ein Gemeinschaftsraum.
Danach holten Skyla und Mia ihre Frisierkoffer und begannen uns eine gute Turnierfrisur zu flechten. Jede war anders, so wie diejenige eben nachher ihr Pferd einflechten wollte. Bis zum Mittag waren alle fertig und zum Gong gingen wir alle herunter.
Im Speisesaal bekamen wir überhebliche, überraschte oder neidvolle Blicke zugeworfen. Die Turniervorbereitung hatte das Internat verwandelt. Die freundliche Atmosphäre wär einer ehrgeizigen Turnierstimmung gewichen.
Wir ignorierten die Blicke und begannen unsere Brote zu Essen. Durch den abgeschlossenen Stall, mussten alle hier essen und konnten nicht zu ihren Pferden und dort essen.
Beim Essen hing jeder seinen Gedanken nach, bis ein Gong verkündete, dass die Mittagspause vorbei und der Stall offen war.
Blitzschnell waren alle verschwunden und auch wir machten uns fertig.So meine Lieben.
Das nächste Kapitel ist fertig.
Lg Blutstropfen
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Stormbreaker
AdventureSahra lebt seit 4 Jahren im Reitinternat. In diesem Jahr bekommt sie von ihren Eltern den verrückten Hengst Stormbreaker. Mit dem will sie am Anfang nichts zutun haben. Aber nach einem Schicksalsschlag wird sie mit dem Hengst ein Team. Außerdem hat...