Say

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Als ich ihre braun-blonden Haare in der tanzenden Menschenmenge rausstechen sehe beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet? Sie nach diesem halben Jahr wieder zu sehen ist alles was ich wollte und ich schaffe es nicht meine Augen von ihr abzuwenden. Ihre beiden besten Freundinnen versuchen sie zum tanzen zu bringen, wobei sie nicht aussieht als würde sie tanzen wollen, eine gewisse Traurigkeit umgibt sie. Zwar versucht sie zu lachen, so wie ich es von ihr gewohnt bin, aber so richtig bekommt sie das nicht hin. Ich starre sie weiterhin an, nicht fähig mich zu bewegen. Es ist als würde ich eingefroren sein und alles andere dreht sich wie im Film vor mir ab.

Sie in diesem schwarz-pinken Kleid zu sehen haut mich um, alles an ihr. Kaum zu glauben, aber sie ist in diesen Monaten nur noch schöner geworden. 

Oh Gott, wie ich sie vermisst habe. So sehr.

Ich wende meinen Blick keine Sekunde von meinem Mädchen, unsicher ob sie noch dieselbe ist wie als ich sie zwangsweise verlassen musste, und präge mir jedes Detail von diesem Moment ein.

Als würde sie meine Anwesenheit ebenfalls spüren fängt ihr Blick meinen auf.

Blau trifft auf Grün, so wie früher schon.

Auch sie bleibt stehen und sieht zu mir rüber. In diesem Moment bleibt die Welt stehen und ich denke an unser letztes Jahr.

Wie wir uns zum ersten Mal am Teich getroffen haben, wie sie mit ihren Freunden anfing zu den Bandproben zu kommen, wie wir uns immer näher gekommen sind, wie sie mir mein Herz gestohlen hat, wie ich es geschafft habe dieses kaputte Mädchen wieder zusammen zu fügen, bis hin zu unserem ersten Kuss. Und vor allem auch wie wir uns trennen mussten, aufgrund ihres damaligen Freundes und wie ich mich von ihr fernhalten musste. All dies verschwam gerade zu einer großen Erinnerung. Nichts davon zählt. Alles was zählt sind unsere Blicke.

Ich sehe wie ihre Lippen wortlos meinen Namen hauchen und sich Tränen in ihren Augen bilden, als sie mich hier oben auf der Bühne entdeckt. Das hier ist ihr Tag. Ihr 18ter Geburtstag, sie ist nun endlich frei, so wie sie es sich immer gewünscht hat. Auch ihre Freundinnen sehen nun zu mir und Staunen bildet sich auf ihren Gesichtern, obwohl eine von ihnen wusste das ich kommen würde.

Die Musik unserer Band fängt langsam an und ich beginne mich zu sammeln. Dieses Lied würde nur ich für sie singen. Unser Lied.

  Say something, I'm giving up on you.
I'll be the one, if you want me to.
Anywhere, I would've followed you.
Say something, I'm giving up on you.

Ihre grünen Augen werden augenblicklich  größer.

And I am feeling so small.
It was over my head
I know nothing at all.

And I will stumble and fall.
I'm still learning to love
Just starting to crawl.  

Ich sehe genau wie einzelne Tränen beginnen zu fließen.

  Say something, I'm giving up on you.
I'm sorry that I couldn't get to you.
Anywhere, I would've followed you.
Say something, I'm giving up on you.

Ich lege so viel Gefühl in meine Stimme wie es nur geht. Weitere Erinnerungen durchströmen mich, als ich sie ansehe. Wie sie zum ersten Mal in meinen Armen eingeschlafen ist, wie sich mich immer wieder angeschrien hat, wie sie mir zum ersten Mal gesagt hat das sie mich liebt und die darauf folgenden Glücksgefühle. Dieses Mädchen hat meine Welt auf den Kopf gestellt und mir mein Herz gestohlen.

Ich singe das Lied bis zum Ende und steigere mich, wobei ich meinen Blick keine Sekunde lang abwende. Die Menschen flackern mit ihren Handylichtern rum und unterstützen uns bei unserem Auftritt. Anfangs wurde applaudiert, da wir wieder da sind. Nach einem halben Jahr.

Einem halben Jahr voller Schmerz. Voller Tränen. Voller Sehnsucht.

Ich bin wieder bei mir und wenn sie mich immer noch will, werde ich ihr keine Sekunde von der Seite weichen und selbst wenn nicht, dann kämpfe ich um sie. Jeden Tag und jede Stunde.

Als das Lied vorbei ist schüttelt sie weinend ihren Kopf, während die Menge laut applaudiert. Ich ignoriere die Worte meiner Bandkollegen und gehe runter zu ihr. Meiner großen Liebe. Die Jungs beginnen mit dem nächsten Song, wie abgemacht spielen sie die nächsten Lieder ohne mich.

,,Hi", hauche ich.

,,Hi",gibt sie leise von sich.

Wir sehen einander nur an und es fühlt sich an wie ein Traum.

Binnen Sekunden schließt sie ihre Arme dann um mich und klammert sich an mich.

Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als sich unsere Körper wieder aneinander schmiegen. Der Geruch ihrer Haare treibt mich beinahe in den Wahnsinn und ich vergrabe meinen Kopf in ihrer Halsbeuge.

,,Ich habe dich so sehr vermisst", weint sie mir auf die Schulter.

,,Ich werde nicht wieder gehen. Nie wieder. Das verspreche ich dir" Wir blenden die Musik um uns aus und wiederfriert dieser Moment ein und ich speichere ihn für immer in meinem Kopf, damit ich es ja nicht vergesse.

Sie löst sich einmal von mir und sieht mir in die Augen, wobei sich unsere Nasen fast berühren.

,,Darf ich dich küssen?", frage ich unsicher nach. Schließlich sind sechs Monate vergangen und in der Zeit könnte sich vieles geändert haben. Lachend schüttelt sie ihren Kopf und drückt ihre Lippen auf meine. Ein Feuerwerk scheint in mir zu platzen, vor lauter Glücksgefühlen. Das ist so viel mehr, als ich mir immer gewünscht habe. Einige Tränen vermischen sich in den Kuss, aber wir schaffen es nicht uns voneinander zu lösen, bevor wir uns schweratmend ansehen.

,,Du bist so ein Idiot, weißt du das?", schüttelt sie wieder lächelnd ihren Kopf.

,,Ich bin dein Idiot", verspreche ich ihr und unsere Lippen finden wieder zusammen.

Even when the night changes, it will never change me and you. 



  


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