You

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(Musik oben als Empfehlung :))

Wir sitzen beide im Auto, während weitere Autos an uns vorbei fahren. Unsere Blicke sind gerade aus gerichtet und ich weiß nicht was ich sagen kann. Wir stehen bereits an meinem Haus, aber sobald ich aussteige wird ein wichtiger Teil meines bisherigen Lebens nicht mehr da sein. Er würde nicht mehr da sein. Ich fühle gerade nichts, ich weiß auch nicht was ich fühlen könnte. Abgesehen von unserem Atem ist es komplett still. Ich will das er diese Stille unterbricht, aber andererseits will ich nicht das er es tut, weil es dann auch wirklich vorbei sein wird. Das mit uns lief in letzter Zeit nicht mehr gut, jedoch ist es nicht einfach uns aufzugeben.

,,Weißt du...", beginnt er nach weiteren  fünf Minuten Schweigen. ,,Wahrscheinlich klingt das völlig bescheuert, aber wir könnten noch..." Er lässt  den Satz in der Luft schweben und bewegt seine Hände um mir zu zeigen was er meint, so wie immer wenn er nicht weiß wie er etwas in Worte drucken soll.

,,Freunde bleiben?", unterbreche ich ihn. Kaum das er nickt bricht mein Herz noch ein Stückchen mehr.

,,Tut mir leid, das klingt unsensibel", entschuldigt er sich und fährt sich nervös durch die Haare. Selbst in der Dunkelheit sehe ich das noch. Ich kann meinen Blick nicht von diesem Menschen mit den braunen Haaren und grünen Augen abwenden.

,,Nein, im Gegenteil sogar. Ich bin lieber nur mit dir befreundet, als gar nichts", sage ich wahrheitsgemäß und richte meinen Blick wieder nach vorne. Dennoch bemerke ich sein schwaches Nicken und das Schweigen hüllt uns wieder ein. Niemand weiß so recht was er sagen soll. Vielleicht denkt er auch an all diese Momente der letzten zwei Jahre. Ich werde diese Jahre niemals vergessen, sie waren die besten meines Lebens und alles schöne nimmt nun Mal irgendwann ein Ende. 

,,Ich glaub ich gehe dann mal", sage ich und gerade wo ich meine Hand zur Tür strecke, überrascht er mich und zieht mich in diese starken Arme, die schon oft mein Anker in dieser Welt waren. Völlig verdattert blicke ich raus, aber entspanne mich schnell wieder. Ich atme seinen Geruch leicht ein und das weckt mich aus meiner Starre und viele kleine Tränen bilden sich in meinem Auge. Wie oft waren diese Arme schon mein einziger Zufluchtsort? Wie oft habe ich ihn umarmt und ihm alles anvertraut? Das soll nun alles vorbei sein. Keine Ahnung wie lange wir uns so aneinander klammern, auch an all unsere Momente, doch nach einiger Zeit lassen wir einander los. Traurig lächle ich ihn noch einmal an und öffne dann die Autotür, um auszusteigen.

,,Sophia?" 

,,Ja?" Ich bücke mich nochmal um ins Auto zu sehen. 

,,Ich melde mich, okay?" Während er spricht muss ich die ganze Zeit seine Lippen anstarren.

,,Okay." Ich versuche zu lachen, dennoch misslingt es mir kläglich. ,,Tschüss und schlafe schön", verabschiedet er sich nochmal, auch ohne zu lächeln.

,,Bye" Kaum habe ich die Worte ausgesprochen schlage ich auch schon die Tür zu. Hinter diesem Abschied steckte so viel mehr. An der Tür angekommen krame ich nach meinem Schlüssel und schaffe es die Tür zu öffnen, obwohl meine Hände so stark zittern und meine Sicht beginnt zu verschwimmen. Drinnen angekommen lass ich mich an unserer Tür zu Boden sinken und die Schluchzer kommen wie von gerufen. Der Schmerz in meiner Brust wird immer schmerzhafter und ich bekomme kaum noch Luft und als ich das Auto losfahren höre kommt auch ein erstickter Schrei.

,,Soph?", kommt meine jüngere  Schwester erschrocken die Treppen runter. ,,Oh Gott, Soph" Sie stürmt sofort zu mir und nimmt mich in ihre Arme. Sie kennt mich gut genug, um jetzt nichts zu sagen und mich nur zu halten. Ich vergrabe meinen Kopf in ihren langen, braunen Haaren und sie streicht mir beruhigend über meine Arme. Immer wenn ich viel zu viel weine kommen diese komischen Geräusche aus meinem Mund, so wie jetzt gerade und ich bekomme kaum mehr Luft.

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