„Mom? Ist Dad tot?" fragte der kleine Cooper Barton plötzlich und verzog das kindliche Gesicht zu einer ernsten Miene.
Laura, die Ehefrau von Clint Barton sah ihren Sohn nur geschockt an.
„Wie kommst du denn darauf Cooper?"
Der Kleine runzelte die Stirn und schien zu überlegen ehe er antwortete: „Du hast immer gesagt Dad hat einen gefährlichen Job. Er war so lange nicht zu Hause und du wirkst so... traurig. Ist Papa tot?"
Aus Lauras Augen kullerte eine kleine Träne und sie zog ihren Sohn in ihre Arme.
„Natürlich ist Papa nicht tot, Schatz, was denkst du denn? Er hat momentan nur viele Aufträge. Papa ist bald bestimmt wieder hier Cooper. Mach dir keine Sorgen" schluchzte sie leise und strich ihm über den Rücken.
„Nicht weinen, Mama!" flehte Cooper besorgt als er Lauras Gesicht sah. „Wenn es Papa gut geht musst du doch nicht traurig sein! Ich bin doch auch noch da..."
„Und das bleibst du auch" lachte sie halbherzig, pikste ihrem Sohn mit dem Finger in den Bauch und trocknete ihre Tränen.
„Ich passe auf euch auf Mama. Versprochen. Aber nicht mehr weinen, ja?"
Laura lachte herzhaft und schob ihren Kleinen dann Richtung Kinderzimmer.
„Jetzt wird aber erst mal geschlafen, auch große Männer brauchen viel Schlaf"Nachdem Lila, Cooper und Nathaniel endlich friedlich in ihren Betten lagen und schliefen setzte Laura sich noch immer leicht zerstreut an den großen Tisch in der Küche.
Bis zwei Uhr nachts saß sie dort und grübelte, vergoss Tränen, erinnerte sich an die Zeit wie es war als Clint noch nicht für S.H.I.E.L.D. Arbeitete und sie eine heile Familie waren.
Es ist lange her. Kurz nach Lilas zweitem Geburtstag wurde Clint in den Dienst berufen, seine Ausbildung war abgeschlossen und ab da sah sie ihn immer seltener.
Zuerst eine Woche im Monat, dann kam er nur jeden dritten Monat vorbei, konnte aber auch nie lange bleiben. Heute hatte sie schon Glück wenn sie ihn einmal im Jahr länger als eine Woche sah. Die Arbeit bei S.H.I.E.L.D war nervenraubend, die Agenten mussten immer bereit sein, ob Tag oder Nacht.
So kam es manchmal vor dass Laura morgens aufwachte und nur einen Zettel neben sich fand.
„Guten Morgen Schatz.
Es tut mir leid, ich musste schnell weg, anscheinend ein Notfall.
Ich wollte dich nicht wecken.
Bin sobald wie möglich wieder da.
Ich liebe euch.
Clint"
Laura hatte angefangen diese Botschaften ihres Ehemannes aufzubewahren. Sie verleugnete es vor sich selbst warum sie dies tat, doch tief im Inneren wusste sie es.
Sie hob diese Zettel auf falls Clint irgendwann nicht zurück kommen sollte. Dass sie etwas hatte das sie an ihn erinnerte, etwas Persönliches, etwas dass sie irgendwann den Kindern zeigen könnte wenn diese fragen würden warum ihr Vater nie da war, ob er sie überhaupt geliebt hatte.
Sie hatten nicht viel Persönliches. Nur wenige Bilder auf welchen auch Clint mit drauf war. Er hielt es für zu gefährlich, wollte seine Familie nicht in Schwierigkeiten bringen nur weil er solch einen Job hatte.
Laura zuliebe hatte er sich jedoch zu ein paar Bildern überreden lassen, doch sie musste ihm versprechen diese zu verstecken.
Das ist eines der wenigen Versprechen dass Laura ihm gegenüber nicht gehalten hatte, vielleicht sogar das einzige.
Sie hatte ihr Lieblingsfoto in einen schlichten Bilderrahmen gesteckt und diesen über die Wand am Küchentisch gehangen, dort wo die kleine Familie es immer sah.
Das Bild zeigte Clint welcher eine strahlende Lila auf den Schultern trug, Cooper stand links neben seinem Papa, hielt stolz den Bogen in der Hand welchen Clint ihm mitgebracht hatte. Laura hatte eine Hand auf Coopers Schulter gelegt, die andere auf ihren kugelrunden Bauch, auf den ungeborenen Nathaniel.
Das Foto wurde geschossen bevor Clint wieder einmal aufgebrochen war, an dem Tag als er urplötzlich mit seiner ganzen Avengerstruppe grinsend vor der Türe stand.
Sie hatte ihn einfach vor das Haus gezogen, Lila war auf seine Schultern gesprungen, auch Cooper hatte sofort begriffen.
Nur der Captain welchem sie kurzerhand die Kamera in die Hand drückte begriff nicht recht.
Laura musste schmunzeln als sie daran dachte wie Natasha seufzend auf Steve zugelaufen kam, ihm die Kamera abnahm und selbst das Foto schoss.
Manchmal, da war sie ein wenig eifersüchtig auf Natasha. Zwar besaß Laura alles was die Rothaarige sich jemals gewünscht hat; Ein ruhiges beschauliches Leben, ein Haus auf dem Lande, eine Familie und einen wunderbaren Mann. Doch eben diesen Mann sah sie beinahe nie, Natasha hingegen war mit ihm fast jeden Tag unterwegs.
Laura hatte Natasha schon oft angeboten einfach mal eine Woche bei ihnen zu bleiben, doch sie lehnte immer ab. Sagte immer eine Agentin könne sich nicht einfach Urlaub nehmen.
Doch Laura glaubte eher dass Nat es nicht ertrug all das zu sehen, was sie hätte haben können.
Aber Clint hatte sich für sie entschieden. Natasha trauerte ihm auch nicht hinterher, sie würde niemals etwas mit einem verheirateten Mann anfangen, genauso wenig wie Clint seine Frau hintergehen würde. Sie trauerte nur dem Leben hinterher dass sie hätte haben können.
Die Arbeit als Agent macht einen kaputt. Die Agenten konnten meist kein normales Leben mehr führen, sie selbst sah es an Natasha und Clint. Beide waren schon abgehärtet, mit allen Wassern gewaschen, und trotzdem gab es Tage an denen Laura wach wurde vom leisen Schluchzen ihres Mannes.
Er ließ sich selten anmerken wie es ihm wirklich ging, tat immer so als wäre alles in Ordnung. Doch Laura wusste wie es um ihn stand. Er war innerlich kaputt, mit jedem Tag den er für S.H.I.E.L.D arbeitete bröckelte sein Inneres weiter, solange bis es irgendwann komplett zerstört wäre, und das wollte Laura sich nicht weiter mit ansehen.
Wie oft hatte sie Clint schon in dem Arm nehmen müssen, ihm sagen dass es nicht seine Schuld ist dass diese Agenten tot sind. Doch er gab sich an allem die Schuld, an jedem verstorbenen oder verletzten Menschen, selbst wenn er wusste er hätte füt diese Person nichts mehr tun können.
In diesem Moment fasste Laura einen Entschluss. Sie hatte sich dieses Theater lange genug mit angesehen, hatte ihn jahrelang leiden sehen, ihn jahrelang vorlügen sehen es gehe ihm 'gut'.
Mit zitternden Händen wählte sie seine Nummer, er würde bestimmt noch wach sein.
Und wenn er erst hörte dass die Kinder schon dachten er sei tot, so hoffte sie, würde er endlich nach Hause kommen.
Schon nach dem ersten Freizeichen ging Clint an das Telefon ran.
„Laura, Schatz. Was ist los?!" fragte er, sofort alarmiert. Als sie seine Stimme hörte brach alles wieder über sie herein und sie fing an zu schluchzen.
„Nichts. Nur..."
„Ist irgendwas passiert, geht es euch gut?!" fragte Clint weiter. Wenn Laura mal anrief dann war meistens etwas passiert, der Anruf an sich war auch nur für Notfälle gedacht, es wäre sonst zu gefährlich für sie, Feinde könnten das Telefonat zurück verfolgen.
Das letzte Mal als sie Clint anrief war, als ihre Fruchtblase platzte und Nathaniel auf die Welt kam. Er hatte es gerade noch so in das Krankenhaus geschafft um die Geburt seines Sohnes mitzuerleben.
Sie brachte unter leisem Schluchzen heraus: „Cooper hat heute gefragt ob du tot bist, weil du nie da bist und ich so traurig bin. Clint ich... Wir können das nicht mehr. Ich gehe daran kaputt... Ich kann nicht mehr lange, ich brauche dich hier. Die Kinder brauchen dich. Ich... Ich..."
Ihre Schultern bebten und sie schaffte es nicht weiter zu sprechen. Auch Clint schien nicht zu wissen was er sagen soll, minutenlang herrschte Schweigen auf beiden Seiten, nur ab und zu von einem Schluchzer unterbrochen.
Laura stellte sich vor wie ihr Mann auf seinem Bett saß, sich durch die Haare fuhr und wahrscheinlich vergebens versuchte die Tränen zurück zu halten.
Als er wieder sprach war seine Stimme brüchig.
„Ich... Ich komme bald nach Hause. Ich liebe euch" und damit beendete er das Telefonat.Sie wusste wie sehr er es hasste wenn sie merkte wie sehr er unter seinem Job litt, und doch liebte er diesen. Und jetzt hatte sie ihn gebeten sein derzeitiges Leben für sie aufzugeben, auch wenn es Folgen hatte, die Arbeit bei S.H.I.E.L.D war ein Bestandteil seines Lebens. W§ar sie nun eine schlechte Ehefrau? War es egoistisch ihn zu bitten sein derzeitiges Leben für sie aufzugeben?
Ihr Handy gab einen leisen Piepton von sich und mit von Tränen verschleierten Augen schaute Laura auf das Display.„Mach dir keine Sorgen Schatz.
Du weißt, ich würde alles für euch aufgeben. Bald bin ich wieder da, versprochen.
Liebe euch <3"Unter Tränen fing sie an zu lachen. Er kannte sie ja so gut. Genau so wie sie ihn.
Drei Wochen später:
Ein leises Klopfen an der Haustüre riss Laura aus ihren Gedanken.
Wer konnte das sein? Einer der Avengers? Ein Feind? Clint war es sicher nicht, er kündigte sich vorher meistens an. Genauso wenig wie die Kinder, Cooper und Lila hatten erst in fünf Stunden Schulschluss.
Sie schnappte sich ein Messer aus dem Block in der Küche und näherte sich vorsichtig der Türe.
Wieder ertönte ein leises, zögerliches Klopfen.
Das Messer schützend vor sich, riss sie die Türe auf und starrte den Mann an welcher Laura ihr geliebtes schiefes Lächeln schenkte.
„Clint" hauchte sie leise, ließ das Messer fallen und schlang die Arme um seinen Nacken.
„Hatte ich mich nicht angekündigt? Ich hatte doch gesagt dass ich nach Hause komme" grinste er und legte seine Lippen sanft auf ihre.
Minutenlang standen die beiden so in der Türe, lagen sich in den Armen, küssten sich und genossen einfach nur den Moment.
„Wie lange bleibst du?" fragte Laura schließlich während er ihr in die Küche folgte. Sie musste es einfach wissen.
Clint nahm ihre Hände in seine und sah ihr tief in die Augen.
„So lange wie du mich da haben willst"
Ihr Blick fiel für einen Moment auf das Foto an der Wand und sie erinnerte sich daran was Clint damals auf die Rückseite des Bildes geschrieben hatte.-Ein Falke kehrt immer zu seinem Nest zurück-
P.S. Das Cover ist übrigens von follow_you_
Danke nochmals dafür! :)
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Falkennest (Clint Barton & Familie)
FanfictionClinton und Laura Barton plus Kinder One-Shot über das Leben und die Probleme, wenn der Familienvater Agent bei SHIELD ist. Ausschnitt: „Cooper hat heute gefragt ob du tot bist, weil du nie da bist und ich so traurig bin. Clint ich... Wir können das...