Saiyajins

643 23 1
                                    

In diesem Moment platzte der jungen Frau endgültig der Kragen. „ABER!" Sie schnaubte wütend. „Du nennst mich nie wieder 'Weib', sonst wirst du etwas erleben, nach dem dir die Hölle wie ein Kurort vorkommt." Sie stemmte die Hände in die Hüften soweit es ihre noch immer recht beengte Lage erlaubte. „Abgesehen davon ist 500x die Anziehungskraft der Erde einfach absurd! Wenn die da drin wirklich herrschen, wärst du auch tot, also spiel dich nicht auf, du Obermacho!" Energisch bohrte sie ihren Zeigefinger in seine Brust während sie den Mann ausschimpfte, als wäre er ein kleines, bockiges Kind. Vegeta blieb davon allerdings wenig beeindruckt.

Eine ganze Weile schwieg der Mann vor ihr einfach nur, dann atmete er tief durch und sie konnte ihm richtig ansehen, dass er seine Wut herunterschluckte, anstatt sie an ihr auszulassen. Allein die angespannte Armmuskulatur und der finstere Gesichtsausdruck sprachen Bände und ließen Kradi zurückweichen, so weit sie konnte, wobei sie ihren Rücken gegen die kalte Wand hinter sich presste, um so viel Abstand zu Vegeta zu halten wie nur irgend möglich.

„Dummes Weib, ich bin ein Saiyajin, darum überlebe ich so etwas!", fuhr Vegeta schließlich so laut auf, dass Kradi ein Stück unter der lauten Stimme schrumpfte. „Ich bin der stärkste Krieger des Universums! Vergleich mich nicht mit einem bloßen, schwachen Menschen!" Zugegeben war Kradi jetzt noch immer nicht klüger und wusste noch immer nicht, was genau so ein Saiyajin war und wie man dazu wurde, doch immerhin war nun klar, dass Vegeta ein eindeutiges Problem mit seinem überdimensionierten Ego hatte, wenn er sich hier als der Stärkste, Tollste, Beste aufspielte.

Vielsagend hob sie eine Augenbraue. Solche 'Ich bin ja so toll'-Typen konnte sie ja gar nicht leiden und jegliche Sympathiepunkte, die Vegeta bisher hatte sammeln können - und das waren nicht viele - verschwanden wieder, womit sich der Schwarzhaarige auf der Sympathieskala prompt in den negativen Bereich katapultierte.

„Also bist du trainiert oder wie?", fragte sie mit erhobenen Brauen und erhielt auch prompt eine gereizte Antwort seitens Vegetas. „Das auch, Weib!"

Kradi zuckte nur kurz mit einer Augenbraue und funkelte Vegeta wütend an. Weib. Da war es wieder. Diese Bezeichnung, die sich sich absolut verbat und die sie NIE wieder von ihm oder sonst irgendwem hören wollte. Vegeta überging ihren offenkundigen Unmut jedoch einfach und fuhr fort: „Ich bin der Prinz eines aussterbenden Volkes von stolzen Kriegern von einem anderen Planeten!"

Während sich Vegeta noch innerlich darüber ärgerte, dass er das diesem Weibsbild erklären musste, bemerkte ein kleiner Teil von ihm bereits, dass irgendetwas die Frau vor ihm sichtlich verärgerte, wenn er auch nicht recht wusste, was es war. Er selbst war sich keiner Schuld bewusst. Wieso auch? Er hatte immerhin ihr Leben gerettet und sie nun auch noch über Saiyajin aufgeklärt, sie sollte gefälligst dankbar sein.

„Wie hast du mich genannt?", fragte Kradi leise und in ihrer Stimme klang eine Bedrohlichkeit mit, die Vegeta selbst bei Bulma, die sich wahrlich nichts gefallen ließ, nur selten gehört hatte. Doch der Groschen fiel. Und nicht gerade pfennigweise, wie bei gewissen Dummkopf-Saiyajins, überlegte Vegeta noch. Er hatte sie 'Weib' genannt. Für ihn jedoch kein Grund, so ein Drama zu machen.

„Ich heiße Kradi! Schreib es dir hinter die Ohren!", pfiff die junge Frau den Saiyajin an, der unter dem wütenden Blick ihrer rehbraunen Augen nun doch ein wenig zurücktrat und sie endlich losließ. „Du willst ein Prinz sein? Na, danach schaut's nicht gerade aus! Den Prinzen auf dem weißen Ross stell ich mir anders vor und Manieren hat man dir offenbar auch nicht beigebracht, so wie du dich hier aufführst!"

Vegeta wollte widersprechen und auffahren, doch Kradi war schneller, jetzt, wo sie sich in Rage geredet hatte. „Und dass du mich hier die ganze Zeit festhälst, ist sowieso der Gipfel! Glaubst du vielleicht, du kannst dir das erlauben, nur weil du hier wohnst? Hat man dir nicht einmal die grundlegenden Regeln des Anstands beigebracht?!"

Aufgebracht schnappte Kradi nach Luft. Das hatte einfach raus gemusst. Sie war einfach nicht von der Art Frau, die ihren Ärger einfach herunterschluckte. Nein, sie sagte offen, was sie dachte und wenn es Vegeta nicht schmeckte, hatte er eben Pech gehabt!

Während der ganzen Standpauke stand Vegeta wie erstarrt da. Die genauen Worte der jungen Frau mit den braunen Haaren hörte er kaum, obgleich er sie intensiv ansah. Was für ein Weibsbild! Sie hatte gesehen, mit eigenen Augen, welche Stärke er hatte, welcher Gravitation er standhielt und dennoch hatte sie nicht gezögert, das Wort zu ergreifen und ihn zurecht zu weisen, als sie es wollte. Sie hatte keine Furcht gezeigt und war nicht gekuscht. Einen heißen Schauer wie den, der jetzt durch den Saiyajin-Prinzen fuhr, hatte dieser noch nie erlebt, nicht einmal bei Bulma, die ihn damals schon mehr beeindruckt hatte, als er jemals zugäbe. Aber diese hier, diese kleine Frau mit den runden braunen Augen, die arglos dreinschauten, selbst jetzt, wo sie so offenkundig erbost war, hatte noch weniger Scheu als je eine andere Person zuvor, ihm die Meinung zu sagen und das Risiko einzugehen, ihn zu verärgern und das obwohl sie wusste, wie schwach und wehrlos sie im Vergleich war!

Es nötigte Vegeta Respekt ab und berührte etwas in ihm, das an Bewunderung grenzte. Ungewöhnlich für den stolzen Krieger, der sich doch sonst über Jeden erhaben sah.

„So! Und nun gehe ich wieder ins Wohnzimmer und warte auf Bulma!", stellte Kradi klar und schob - wenn auch nur symbolisch, da sie durch ihr Tun nicht wirklich etwas erreichte - Vegeta von sich, der sich dem Druck ein Stück weit fügte, bevor er genau das Gegenteil tat und Kradi erst recht zwischen sich selbst und der Wand einengte.

„He!", protestierte die junge Frau sofort und sah gen Vegeta, von dem sie sich eben demonstrativ abgewandt hatte.

Dieser fackelte gar nicht weiter. Er hatte entschieden und das allein zählte. Er war der größte und stärkste Krieger der stolzen Saiyajins, er war Prinz Vegeta und er wollte diese Frau für sich. Dass das widersinnig und übereilt, vermutlich irrsinnig und völlig undurchdacht war, interessierte ihn nicht weiter. Er verschwendete nicht einen Gedanken daran.

Den Protest Kradis ignorierend presste er seine Lippen auf ihre, ignorierte die Hände die sich gegen ihn drückten und versuchten ihn wegzuschieben. Erst als er sich löste und sich prompt eine Ohrfeige einfing, die ihn kaum schmerzte, sah er wieder in diese braunen Augen, die noch immer (oder wieder) voller Zorn waren. „Du..."

Fassungslos schnappte sie nach Atemluft. Kradi kochte vor Wut. Was bildete sich dieser Kerl ein?! Gut aussehend hin oder her! Das war einfach haarsträubend! Unverfroren! Sie hatte gar nicht weiter nachgedacht, sondern ihm einfach eine gepfeffert, die sich gewaschen hatte, doch Vegeta zuckte nicht einmal zusammen obwohl sich ihr Handabdruck sich leicht auf seiner Wange abzeichnete. Zumindest trat er nun zurück und Kradi stürmte an ihm vorbei gen Wohnzimmer.

So ein Arsch! Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Lippen, die noch immer erhitzt waren von dem aufgezwungen Kuss dieses... Saiyajins!


Kinderspiel (Vegeta x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt