Kapitel 2 - was? Reiten? Ich?

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Er führte den Parasaurier einige Meter nach vorne Richtung Tor neben eine kleine Rampe aus Holz. "Na komm her - er beißt schon nicht!" versuchte er Claudia zu beruhigen, die immer noch wie angewurzelt rumstand. Zögernd begann sie herüberzukommen, dann kletterte sie die Rampe hoch und stand dann oben neben dem Tier, von wo sie bequem den Sattel erreichen konnte. Sie zögerte und sah Basti fragend und gleichzeitig ängstlich an. Er nickte ihr nur aufmunternd zu und hielt weiterhin das Zaumzeug fest in der Hand.

Endlich nahm sie all ihren Mut zusammen und setzte sich langsam und unbeholfen auf den Sattel. Der war sogar recht bequem - schön weich und warm weil die Sonne die ganze Zeit drauf geschienen hatte. Basti zog leicht an einem Riemen des Sattels und das Tier setzte sich in Bewegung. Hui, wie das wackelte. Er lief ja auf zwei Beinen und Claudia musste sich gut festhalten am Sattel. Aber es war sehr angenehm, eine gleichmäßige schaukelnde Bewegung an die man sich gut anpassen konnte. "Wie kann ich ihn lenken?", fragte sie. "Das funktioniert fast genauso wie bei einem Pferd", sagte Basti und reichte ihr die Riemen, die vorne am Kopf festgemacht waren. "Einfach leicht in die Richtung ziehen, wo du hinwillst." - "Okay, ich versuchs mal." Und damit ging die Reise los. Zuerst zurück zum Häuschen, dann daran vorbei und letztendlich runter zum Wasser. Haa, wie das spritzte, als sie durch den kleinen Teich hindurch rannten. Das war eine willkommene und erfrischende Abwechslung. Danach lenkte sie das Tier zurück zu der Plattform vor dem Haus und blieb stehen.

Sie legte die Zügel auf dem Sattel ab, schwang das rechte Bein darüber und rutschte herunter. Dann ging sie zu Parua nach vorne an den Kopf und tätschelte ihm den Hals so wie sie das vorher bei Basti gesehen hatte. Das Tier senkte ein wenig den Kopf und sah ihr in die Augen. Dann brummte es leise so daß Claudi die Vibrationen am Hals an ihrer Hand spüren konnte. Außerdem fühlte sie sich irgendwie verbunden mit ihm... eine Vertrautheit die sie so bisher noch nicht gekannt hatte.

Sie führte das Tier am Zügel zurück ins Gehege auf seinen Platz. Dann ging sie mit Basti zusammen zurück zu dem kleinen Teich, um sich ein wenig auszuruhen. Es war so friedlich hier, der Wind strich leise durch die Baumkronen und lies die Blätter rascheln.

Sie lagen nebeneinander im Gras. Basti war anscheinend etwas weggedöst, aber Claudi konnte beim besten Willen nicht schlafen. Viel zu viele Eindrücke musste sie grad verarbeiten. Dieser unglaublich schöne Fleck Erde hier, die Dinosaurier, die man reiten konnte - all das überstieg irgendwie ihr Fassungsvermögen. Sie setzte sich auf und schaute schräg nach links ans Ufer des Teiches. Dort lief seelenruhig ein Dodo auf der Wiese hin und her. Manchmal blieb er stehen und pickte auf dem Boden herum. Was suchte er dort? Etwas zu fressen? Er nahm etwas in den Schnabel, hob den Kopf in die Höhe und schüttelte ihn, sodaß einige kleine Fetzen des Rindenstücks davonflogen, das er gerade gefunden hatte. Wahrscheinlich suchte er Material für den Nestbau.

Plötzlich bemerkte sie eine Hand, die ihr zärtlich über den Rücken strich. Sie lächelte. Er wusste genau, wie er ihr eine Gänsehaut beschaffen konnte. Langsam drehte sie den Kopf und grinste ihn an. Er lächelte zurück: "Du bist wunderschön, weißt du das?" Beschämt blickte sie zu Boden, denn das fand sie überhaupt nicht. Er setzte sich auf, rückte ganz nah an sie ran und hob mit seiner Hand ihr Kinn an, sodaß er ihr direkt in die Augen sehen konnte. "Glaub mir das doch einfach, wenn ich dir das sage. Ich mein das wirklich ehrlich!" Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte und blieb deshalb still.

Er sah ihr tief in die Augen. Ihr wurde ganz schwindelig, ihr Magen zog sich zusammen, als er ihr langsam seine Hand auf die Wange legte. Sie traute sich nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Er spreizte etwas den Daumen ab und berührte sachte ihr Kinn. Dann drückte er leicht dagegen, sodass sie ihren Kopf ein klein wenig zur Seite drehte, und zog sie näher zu sich heran. Sein Blick wanderte von ihren Augen über die Nase, den Mund und dann zum Hals, dem er sich langsam mit seiner Nasenspitze näherte. Er atmete tief ein und genoss den Duft ihrer Haut an dieser empfindsamen Stelle ihres Körpers. Der kleine Luftzug jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken und sie dachte nur 'Küss mich doch endlich!' ... Und er tat ihr den Gefallen. Ganz leicht berührte er mit den Lippen ihre Halsbeuge, dann wanderte er zum Unterkiefer und dann immer weiter nach vorne. Kurz vor ihren Lippen hielt er inne und zögerte, als würde er auf eine Erlaubnis warten. Sie drehte ihm das Gesicht vollends zu und das war für ihn das Zeichen auf das er gewartet hatte. Sein Mund verschloss den ihren und sie erwiderte seinen Kuss heiß und innig.

Plötzlich hörten sie hektische Schritte die immer näher kamen und heftiges Atmen. Basti blickte auf und sah, wie Fred aus dem Waldstück angerannt kam, das in Richtung des Ozeans lag. "Basti! Basti! Du musst mir helfen!' rief Fred noch im Rennen und völlig außer Puste. "Was ist denn los?" fragte Bastian und stand auf. "Du bist ja völlig aus dem Häuschen!"

Als Fred endlich vor ihm stand, erklärte er: "Ich bin rausgeflogen zum Meer, hab ein paar Runden gedreht zum Entspannen und auf einmal macht Pthekla einen Sturzflug und wirft mich ein paar Meter über der Oberfläche ins Dinogehege. Dann ist sie wieder weggeflogen und fliegt jetzt ständig im Kreis über dem Wald. Ich hab keine Ahnung, was mit der los ist!" rief er aufgebracht. Er war pitschenass und abgeschafft.

"Nun beruhige dich doch erstmal. Sie wird ja wohl einen Grund gehabt haben, daß sie dich abgeworfen hat, oder? Was hast du wieder angestellt, hmm?" - "Was soll DAS denn heißen bitte? Ich hab gar nichts angestellt! Wirklich nicht!"

Basti schaute ihn zweifelnd an. "Hast du ihr etwa versaute Sachen ins Ohr geschrieen während dem Flug?" und lachte.

"Alter ... Mann ... was erzählst du da für nen Schmarren?! Ich hab gar nix erzählt - was soll der Schwachsinn? Hilf mir lieber, den bockigen Vogel wieder runterzuholen!" - "Ja, schon gut, Fred, ich werde ihn dir runterholen" sagte Basti und grinste. "Ich schnapp mir Legolas und kümmer mich drum." Dann wandte er sich an Claudia. "Schatz, das wird sicher nicht lange dauern. Wartest du bitte hier auf mich?" - "Na klar", sagte sie und lächelte. "Sei vorsichtig!" - "Na logisch", erwiderte er und gab ihr noch schnell einen Kuss auf die Wange. Dann dreht er sich um, hüpfte auf einen großen Vogel, der ganz helle und lange Federn hatte und flog los.


Im Tal der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt