Ich nahm seine Hand, er half mir hoch. Ich spürte seine kräftige Hand auf meinem Rücken. Ich versuchte ihm in seine Augen zu blicken, doch das Visier seines Helmes verdeckte sein Gesicht. Langsam nahm er seinen Helm ab. Ich konnte es nicht fassen als ich das Gesicht sah dass sich dahinter verbarg.
"Ty? Oh mein Gott Tyler?! Was zum Teufel tust du hier?". Mir wurde erst klar wie laut ich geschriehen hatte als ich sein verdutztes Gesicht starrte.
"Melanie... Wow, hast echt schöne Brüste bekommen."
Was?! Ich erstarrte. Ist das das einzige was er mir zu sagen hat? Wir haben uns so lange nicht gesehen und das ist alles was aus ihm rauskommt?
"Komm, steig auf. Ich fahr dich zur Schule."
Ich überlegte einen kurzen Moment. Den Bus hatte ich jetzt sowieso verpasst. Vielleicht konnte ich etwas über ihn erfahren. Ich nahm hinter ihn Platz und schlang meine Arme um seine Hüfte. Er setzte den Helm wieder auf und fuhr los.
Etwas an ihm hatte sich gewaltig verändert. Natürlich hatte er sich verändert. Er war 6 Jahre älter als das letzte mal dass ich ihn gesehen hatte.
Wir waren beste Freunde gewesen. Wir hatten jeden Tag zusammen gespielt und so viele Sachen erlebt. Bis zu dem Zeitpunkt an dem es hieß wir sollen umziehen. Wir hatten unglaublich geheult. Meine mom musste mich von ihm wegziehen. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, aber ich War noch klein. Ich hatte danach keinen Kontakt mehr zu ihm.
Das Motorrad wurde langsamer. Ich wollte absteigen aber er war schneller. Er hob mich wie ein kleines Kind herrunter. Als er meinen miesen Blick sah sagte er nur "Hab dich nicht so Mel".
Ich hätte ihm am liebsten eine verpasst. Stattdessen viel mir die Schule wieder ein. "Was machst du jetzt?", fragte ich ihn.
"Sachen".
"Sachen?"
"Ja Sachen"
Ich verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg zur Schule.
Ich hörte wie er mir hinterherpfiff. "Nen schönen Arsch hast du auch." Ich drehte mich nicht zu ihm um sondern zeigte ihm nur den Mittelfinger. Er ekelte mich an. Ich kannte BadBoys. Mein bester Freund war ein BadBoy, aber wenn ich ihn so sah. Damals war er so anders gewesen...
Ich ging geradeaus den Flur zum Klassenraum entlang ohne auf die ganzen Glückwünsche der Leute zu achten die auf mich zukamen. Ich trat die Tür zum Klo auf. Ich machte es mir in einer der Kabinen gemütlich.
...Er war da gewesen als ich einfach eine Schulter zum ausheulen gebraucht hatte. Er war der liebenswürdigste Mensch gewesen den ich kannte. Doch der war, wenn er noch existierte, jetzt ziemlich gut hinter dem BadBoy Tyler versteckt.
Der Tag ging zu schnell vorbei. Ich war einfach zu sehr in Gedanken versunken. So viele Erinnerungen waren in mir hochgekommen. Ich war zu Hause angekommen. Ich schmiss meine Tasche auf den Boden und fiel direkt ins Bett. Von Tyler hatte ich nichts mehr gesehen. Ich war so müde. Ich machte meine Augen zu und schlief direkt ein.
