Kapitel 3

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»Ich muss in Raum b1.05, du?« Fragend sehe ich Emma an. Wir stehen in dem Gang und hoffen, dass wir mindestens in der Nähe unterrichtet werden. »Ich bin in Raum a1.23.« Sagt Emma dann enttäuscht. Sie hat Wirtschaftswissenschaften gewählt und ich habe mich für Sprach- und Kulturwissenschaften entschieden. Enttäuscht sehen wir uns an und umarmen uns zum Abschied. Ich sehe auf die Uhr, die an der Wand hängt. Ich muss in fünf Minuten dort sein. Schnell mache ich mich auf den Weg und weiche gestressten Studenten aus. Völlig außer Atem bleibe ich vor der offenen Tür stehen. Ich sollte wirklich mehr Sport machen. Fast alle sitzen schon auf ihren Plätzen. Ich erhasche noch einen der letzten Plätze in der zweiten Reihe. Schnell schaue ich auf meinen Plan. Philosophie bei Dr. Gauthier. Gespannt hole ich meinen Block und die Stifte heraus. Dann hole ich mir schnell meine Flasche Wasser aus dem Rucksack. Jemand quetscht sich hinter mir durch und meine Flasche schwappt über, direkt auf meine Hose. Erschrocken springe ich auf. Ein Mädchen mit blonden, langen Haaren sieht mich hämisch grinsend an. »Hast du dir in die Hose gemacht? Soll ich deine Mama anrufen, damit sie dich wickeln kann und du dich bei ihr ausheulen darfst?« Ein paar Leute lachen über ihren unlustigen Spruch und ich verdrehe nur die Augen. »Danke für deine Entschuldigung.« Sage ich dann nur ruhig und setze mich wieder hin. Dieses mal darauf bedacht, den Deckel der Flasche zu zulassen. Notiz an mich selbst: Nicht in den Unterrichtsräumen trinken! Ein tiefes Lachen ertönt neben mir. Ich drehe mich zu dem Jungen, der lacht. Fragend ziehe ich meine Augenbrauen hoch. »Was ist?« Frage ich ihn. Seine blauen Augen sehen mich belustigt an und er deutet mit seinen langen Fingern auf das Mädchen. »Du hast Tiffany wohl ganz schön zur Weißglut gebracht, indem du nicht so reagiert hast, wie sie will.« Ich drehe meinen Kopf zur Seite und bereue es sofort. Das Mädchen, Tiffany tötet mich gerade mit ihren Blicken. »Tiffany?« Frage ich dann nur und grinse den Jungen an. Der grinst mich auch breit an und hält mir die Hand hin. »Ich bin Will, und wie heißt du?« Ich ergreife seine starke Hand und schüttele sie. »Elina.« Will wollte gerade etwas erwidern, doch eine weibliche, starke Stimme unterbricht uns. »Ruhe bitte!« Alle im Raum werden leise und meine ersten zwei Stunden beginnen bei Dr. Gauthier.

Es ertönt ein lautes, eindringliches Klingeln, das zeigt, dass der erste Tag zu Ende ist. Ich packe alles zusammen und laufe aus dem Klassenzimmer. Ich beschließe mir einen heißen Kakao zu holen und mache mich auf den Weg in das Café. Nachdem ich bezahlt habe ruft jemand plötzlich meinen Namen. Ich habe mich so erschrocken, dass ich fast mein ganzen Kakao ausgeleert habe. Will sitzt alleine mit einem Kaffee an einem Tisch. Schnell laufe ich zu ihm. »Setz dich!« Sagt Will dann und deutet auf den Stuhl gegenüber von ihm und lächelt mich an. Ich setze mich und stelle meinen Becher ab. »Warum hast du mich gerufen?« Frage ich dann nach einigem Schweigen. Will zuckt mit seinen Schultern. »Ich habe gesehen, dass kein Platz mehr frei war. Außerdem finde ich dich süß.« Er zwinkert mir zu und ich werde rot. Dann deute ich auf seinen Block. »Was machst du da eigentlich?« Frage ich ihn dann. »Ich mache meine Hausarbeit für Philosophie.« Sagt er dann und schreibt noch einen Satz. Dann klappt er den Block zu und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. »Fertig.« Seufzt er dann. Ich sage ihm nicht, dass ich meine Hausarbeit schon in der Mittagspause erledigt habe. Da ich Emma oder Clara nirgends gefunden habe, hatte ich nichts besseres zu tun. Ich lasse meinen Blick aus dem Fenster schweifen und sehe plötzlich Logan. Mein Herz fängt an schnell zu klopfen und meine Hände werden kalt und zittern. Schnell nehme ich einen Schluck Kakao und verschlucke mich promt. erschrocken sieht Will mich an. »Alles okay?« Fragt er dann, nachdem er sich über den Tisch gebeugt hat und mir auf den Rücken geklopft hat. »Dankeschön.« Stoße ich zwischen zwei kurzen Atemzügen vor. Will lächelt und ich lächle gezwungen zurück. Als ich wieder aus dem Fenster schaue ist Logan weg. Enttäuscht lasse ich meinen Blick wieder zu Will schweifen und merke, wie er mich beobachtet. »Ist etwas?« Frage ich ihn dann. Habe ich etwa Kakao im Gesicht, oder warum sieht er mich so intensiv an? Will lächelt nur. »Aus dir werde ich einfach nicht schlau.« Seufzt er dann. Verwirrt sehe ich ihn an. Plötzlich ertönt ein gekünsteltes Lachen und ich drehe mich um. Schnell drehe ich mich wieder zu Will. »Tiffany.« Sage ich dann nur und Will sieht an mir vorbei. Er verdreht die Augen und macht eine Grimasse. »Ihr Freund ist fast noch schlimmer als sie.« Murmelt Will dann. Fragend sehe ich ihn an. »Tiffany hat wirklich einen Freund? Der Arme.« Sage ich dann und grinse Will an. Will muss kurz auflachen und schüttelt dann den Kopf. »Ihr Freund und ich waren mal beste Freunde. Doch dann beschloss er sich arrogant zu werden, hat mir die Freundin ausgespannt und hat sich andere Freunde gesucht. Seitdem halten wir uns voneinander fern.« Will erzählt das so, als hätte es schon sehr viel Stress deswegen gegeben. »Dir die Freundin ausgespannt? Das ist schlimm. Ist er auch hier auf dem College?« Frage ich Will dann. Der nickt nur. »Er ist gerade hereingekommen. Wenn du dich nach rechts drehst siehst du ihn. Er steht neben Tiffany.« Langsam drehe ich mich nach rechts. Ich sehe ihn nur von hinten, doch er kommt mir seltsam vertraut vor. Er beugt sich nach unten um Tiffany zu küssen und ich erkenne sein Gesicht. Es fühlt sich an, als würde mein Herz in tausend Einzelteile zerbrechen.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 10, 2015 ⏰

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