Brief von Lyanna

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Wir schreiben das Jahr 283 AL. Mein Name ist Lyanna Stark. Ich bin die einzige Tochter von Rickard Stark, Lord von Winterfell. Ich schreibe diesen Brief, um meine Geschichte und die Wahrheit für die Ewigkeit festzuhalten.

Mein hochgeborener Vater hat mich Lord Robert Baratheon versprochen, ein starker Mann und guter Freund meines Bruders, Eddard Stark. Robert behandelte mich gut, immer wenn wir ihn auf Sturmkap besuchten, oder wenn er uns in Winterfell besuchte. Ich mochte Robert sehr, vielleicht war ich sogar in ihn verliebt. Doch ich war jung und wusste es nicht besser. Ich hatte viele Gerüchte über Robert gehört, er wäre ein Trunkenbold und ein Hurennarr. Ich wusste, dass Robert gerne trank und aß, doch wollte ich nicht glauben, dass er sich mit Huren abgab. Ich wurde eines Besseren belehrt. Als Robert meinen hohen Bruder besuchte, sah ich ihn des Nachts in eines der Hurenhäuser schleichen. Ebenfalls sah ich ihn die drei folgenden Nächte. Es war eine Ernüchterung, und auch meine Liebe zu ihm verließ mich an jenem Tag. Nach Roberts Abreise verkündete mein Vater meine Verlobung. Ich gestand meinem Bruder Eddard meine Zweifel. Ich sagte ihm, dass Robert nicht fähig wäre nur mit einer Frau das Bett zu teilen, doch Eddard beschwichtigte meine Sorgen.

Ich war mir sicher, dass Robert nicht der eine Mann für mich wäre. Doch auch wenn ich nicht mehr seine Frau werden wollte, blieb mir als Lady von Winterfell keine andere Wahl. Frauen in Westeros sind nicht befähigt Entscheidungen zu treffen, ihre Aufgaben liegen im Folgen und Gebären. So musste ich mein Schicksal widerwillig annehmen, denn jeder Protest von mir wurde im Keim erstickt.

Im Jahr 281 AL reisten meine Brüder und ich nach Harrenhal, um dem berühmten Turnier beizuwohnen. Als wir ankamen sah ich einen jungen Pfahlbaummann, der von drei Knappen belästigt wurde. Es war Unrecht ihn so zu behandeln, also nahm ich mich seiner an und pflegte seine Wunden. Beim Eröffnungsfest nannte mir der verletzte Junge die Namen seiner Peiniger und es musste Gerechtigkeit herrschen. Ich war mir bewusst, dass es keine Gerechtigkeit gibt, außer man schafft sie, also fasste ich einen Entschluss: Ich würde für Gerechtigkeit sorgen. Ich war eine gute Reiterin und hatte heimlich von Ser Rodrick Cassel Unterricht bekommen. Ich bin eine Lady und weiß gut, dass es sich einer Lady nicht ziemt in eine Rüstung zu steigen und schon gar nicht an einem Turnier mit zu reiten, doch Gerechtigkeit musste walten. Ich besiegte die Ritter der Knappen und zwang sie zur öffentlichen Züchtigung ihrer Knappen. Sie nannten mich den Ritter des Lachenden Baumes, doch ich war nur die Lanze der Gerechtigkeit.

Am fünften Tag gewann Rhaegar Tagaryen das Turnier und schenkte mir, statt seiner Gemahlin, den Lorbeerkranz. Es war ein Skandal, wir beide aber wussten, was die Geste zu bedeuten hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Rhaegar empfand dasselbe für mich, wie ich für ihn und wir schrieben uns regelmäßig nach meiner Rückkehr nach Winterfell. Measter Luwin wusste Bescheid, doch er versprach mir, niemals etwas preis zu geben. Ein Jahr lang, dauerte es bis wir unsere Flucht geplant hatten. Rheagar und ich schlichen heimlich davon und versteckten uns im Turm der Freude. Und wahrlich, er ist der Turm der Freude. Ein Septon kam am zweiten Tag um uns zu trauen, und wir versprachen uns ewige Liebe. Rheagar nahm mich zu seiner Frau, und machte mich in derselben Nacht zur Frau. Wir vereinigten uns voller Leidenschaft und Liebe. Genauso taten wir es an den folgenden Tagen, bis die Botschaft von einer Rebellion uns ereilte. Roberts Rebellion. Dieser Narr suchte mich, obwohl ich nicht ihn sondern Rheagar liebte. Er hat alles zerstört, denn Rheagar musste in den Krieg.

Ich sitzte nun hier im Turm der Freude und warte seit Tagen vergebens auf meinen Rheagar. Ich bin hochschwanger und erwarte seinen Sohn. Ich spüre, dass es ein Sohn wird, denn ich spüre seine Kraft, sein Feuer und sein Eis. Er ist das Kind von Eis und Feuer. Ich werde ihn Jon nennen und ich werde ihn beschützen, bis zu meinem Letzten Atemzug.

Dies ist die wahre Geschichte.



Die Wahre Geschichte hinter Lyanna Stark #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt