Kapitel 10

77 6 0
                                    

"Mel Steig aus dem Auto! Wir sind da!"
Meine Mutter hatte uns überedet mit dem Auto zum Flughafen zu fahren, denn dort würde unser Kurs sich treffen.
Ehrlich gesagt lief mir da schon ein Schauer über die Schultern, als ich nur daran dachte 2 Wochen mit Jase ein Zimmer teilen zu müssen, aber Bay hatte dazu nur gesagt: "Hast du davon". Wenn ich nicht wüsste wie sie es meint wäre ich wahrscheinlich sauer auf sie, aber ach ja junge Liebe ist doch himmlisch. Mir war klar dass sie es nicht so schlimm fand sich mit Will ein Zimmer zu teilen.
"Viele Mädchen würden gerne mit dir tauschen.." Weiter kam sie nicht weil ich sie unterbrechen musste.
"Ich würde gerne mit ihnen tauschen! Und jetzt komm nicht mit Jase gutem Aussehen. Ich weiß er sieht ganz akzeptabel aus... Vielleicht auch mehr als das aber darum geht es ja gar nicht. Du weißt genau was er mir angetan hat.
Er muss aufpassen das ich ihn nicht wie ein Blatt in kleine Stücke zerreiße wie er mein Herz damals."
"Dann sollte er sich vor dir in Acht nehmen. Wenn du wütend bist, kann dich nicht einmal mehr das FBI stoppen", lachte sie. "Und jetzt beeil dich."

Nach ungefähr 10 Minuten stand so ungefähr unser ganzer Kurs und der Kurs der zwölften,-in dem Jase war-, bei der Gepäck Abgabe, außer natürlich einer.. Jase. Ich hätte es mir denken können er kneifte. Hätte ich wohl besser auch machen sollen.
"Hey wartet auf mich", rief eine hektische Stimme in unsere Richtung, die keine andere als Jase sein konnte.
Zu früh gefreut, Melodie.
" Tut mir leid ich musste mit dem Bus kommen und der hatte Verspätung."
War klar, immer diese Ausreden. Mich wunderte es, dass sein Vater ihn nicht mit ihren privat Flugzeug hier hingeschafft hat oder gar gleich mit ihm um die ganze Welt geflogen ist.
Das schlimmste war eigentlich, dass eine der begleitenden Lehrerinnen nur dazu sagte :"Ist schon okay Jase. Jetzt beeil dich aber."
Jetzt ernsthaft? Bei jeden anderen hätte sie ein riesiges Theater veranstaltet .

Als Jase dann auch endlich fertig war ging es ins Flugzeug. "Mein erster Flug startet in nur paar Minuten", dachte ich mir die ganze Zeit während ich unruhig auf meinem Sitz hin und her wackelte.
Damit man mir meine Aufregung nicht anmerkte kaute ich dazu noch ein Kaugummi,-eine Angewohnheit von mir, wenn ich aufgeregt war.

Fast alle saßen schon, als ich mich noch einmal umsah. Macht ihr das auch manchmal? Vor mir saßen zwei Mädchen aus meinem Kurs, und hinter mir waren zwei Jungs aus dem anderen Kurs. Als ich sah das er mich anstarrte drehte ich mich schnell um. Vielleicht ein bisschen zu schnell, denn ich sah nur einen merkwürdigen Blick auf Bays Gesicht liegen.
"Melodie", sagte eine Stimme von hinten. "Oh nein warum weiß er meinen Namen, aber ich nicht seinen? Wie Peinlich", flüsterte ich leise. Aber nicht leise genug, denn Bays wachsamen Ohren entging natürlich nichts.
Bevor Bay nachhaken konnte drehte ich mich um und sah in zwei große braune Augen.
"Hey kleine, ich glaube ich sollte Gott anrufen und ihn fragen ob ihn ein Engel fehlt", sagte er in einem schmachtenden Tonfall.
War klar, die Jungs und ihre Sprüche. Dachten sie wirklich, dass so was einem Mädchen schmeichelte? Vermutlich hatte er auch noch ein Sprüchebuch, oder so was. Belustigt drehte ich mich um.

"Was um alles in der Welt...?", setzte Bay an, und ließ die Unausgesprochene Frage in der Luft hängen. Ich wusste das ich ihr nicht mit einem einfachen "keine Ahnung" kommen konnte, also beschloss ich ihr alles zu erzählen.

Als ich bemerkte das das Flugzeug abhob, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Bay merkte es und nahm meine Hand.

Auf dem gesamten Flug drehte ich mich nicht noch einmal um. Ich schlief ein bisschen, las, redete mit Bay und schaute aus dem Fenster neben mir. Insgesamt fand ich den Flug nicht so schlimm wie ich erwartet hatte.

Wenn Bay mich nicht geweckt hätte, hätte ich bestimmt den Ausstieg verschlafen und wäre wahrscheinlich von einer wütenden Putzfrau oder so rausgeschmissen worden. Ja meine Gedanken immer. Auf jeden Fall sollte ich mich ziemlich beeilen. Ich musste noch mein Handy, Kopfhörer und Zeitschriften irgendwie in meine Tasche stopfen, was mir allerdings nicht so gut gelang, denn mein Beauty case, der nicht mehr in meinen Koffer passte, gab nicht mal mehr einer Zeitung Platz. Wie hatte ich vorhin alles dort hineinbekommen?
Als Bay mitbekam das ich gerade ziemliche Schwierigkeiten hatte, damit meine Tasche ein und aus zu räumen nahm sie mir meine Zeitungen weg und stopfte sie sich in ihre Tasche. Darauf schenkte ich ihr einen dankbaren Blick und gab ihr einen Luftkuss.

Als wir ausstiegen kam uns eine Hitzewelle entgegen. Da war die Klimaanlage im Flugzeug doch schöner gewesen obwohl ich fast erfrohren wäre. Unser Kurs , rannte fast zu den Koffern. Obwohl es eigentlich sinnlos war, da wie wir dann bemerkten fast der halbe Flughafen (so kam es uns vor) stand.
Als wir unsere Koffer endlich hatten mussten wir noch auf Lucy warten. Also eine aus dem Kurs. Sie verbrachte leider eine halbe Stunde nach dem Flug auf der Toilette. Die Arme!

Nach ein bisschen Warten waren auch alle fertig. Bay schwärmte mir nur von "Paris, der Stadt der Liebe" vor.
"Bay wir sind hier irgendwo an der Küste Frankreichs, nicht in Paris, welches sich übrigens im Landesinneren befindet", brachte ich sie zurück in die Wirklichkeit.

Und als wir in unsere Jugendherberge kamen konnte ich nicht anders um meinen Satz zu wiederholen. "Nur im Nirgendwo an der Küste."  Bay sah mich entgeistert an. Wahrscheinlich dachte sie, dass ich ihr so etwas wie " hab ich es dir nicht gesagt?", vermitteln wollte. Was nicht ganz stimmte, denn in dieser Situation bekam dieser Satz eine völlig neue Bedeutung.
Die Jugendherberge sah leider nicht wie eine Konstruktion dieses Jahrhunderts aus, sondern eher wie eine Ruine. Die Wände der Eingangshalle waren aus Stein und      ebenso wie der Torbogen an der Rezeption. Überall hingen alte Gemälde irgendwelcher Könige und Fürsten. Vermutete ich zumindest. Auf dem Boden war ein riesiger viktorianischer Teppich ausgebreitet, der das ganze Grauen noch vollendete.
" Hoffentlich bricht das nicht zusammen", sprach Bay meine Gedanken aus.
"Home Sweet home, ich fühle mich hier schon fast wie zuhause", seufzte ich ironisch, in der Eingangshalle unseres zukünftigen Aufenthaltsortes für die nächsten drei Wochen. Mir graute jetzt schon davor. Naja, wenigstens war es hier drinnen schön kalt, was man von draußen wohl nicht behaupten konnte.
Aber wenn die Eingangshalle schon so aussah, wie mochten dann erst unsere Zimmer aussehen?

Love enemy  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt