Teil 3

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„Ja, du hast recht. Das ist die Bedingung! Und die Personen, die dafür in Frage kommen, kann ich an einer Hand abzählen. Itachi und Kakashi kommen dafür logischerweise nicht in betracht. Als bleiben nur noch Sakura und du. Aber... du würdest mich hassen, wenn ich Sakura töten würde. So, wie du ihr zugetan bist. Und allein die Vorstellung, dass du mich nur noch hasserfüllt ansehen würdest, allein der Gedanke, dass du nur noch Hass für mich empfinden würdest... Das war mehr, als ich ertragen konnte. Allein der Gedanke daran ... bereitet mir Qualen, die ich nicht aushalten kann. Also.. entschied ich, dass es besser wäre, dich zu töten! Lieber solltest du tot sein, als mich zu hassen. Damit würde ich vielleicht leben können. Aber ich kann es nicht!"

Er lachte kurz freudlos auf. „Aber noch nicht einmal das kann ich. Ich bin ein totaler Versager. Ein Schwächling. Wie soll ich jemals gegen meinen Bruder kämpfen und gewinnen können, wenn ich es noch nicht mal schaffe, dich ernsthaft zu bekämpfen." Wieder stoppte er. Sollte er auch noch den Rest erzählen? Bevor Naruto ihn töten oder verschwinden würde? Bevor er den immer fröhlichen, zu Scherzen aufgelegten Jungen zum letzten mal sehen würde? Nun, den Schaden hatte er schon angerichtet. Sicherlich breitete sich der Hass in Naruto schon aus. Wie fiel schlimmer würde es da sein, wenn noch ekel dazu kommen würde?

Sicher, sie waren noch jung, zu jung, um alles, was über geschwisterliche oder freundschaftliche Liebe hinaus ging verstehen oder erkennen zu können. Und doch... ein Ninja wurde schnell erwachsen. Um bereits mit 13 zur ANBU zu gehören und dann auch Truppenführer zu sein ... da blieb man nicht lange Kind. Als Ninja wurde man sehr schnell erwachsen. Nicht vom Alter und auch nicht wirklich vom Aussehen, aber innerlich. Man konnte nicht kämpfen, verletzten und töten ohne die kindliche Unschuld zu verlieren. Man konnte nicht dabei zusehen, wie ein Kamerad und Freund, verletzt wurde oder gar starb, weil man es mit einem stärkeren Gegner zu tun hatte, ohne geistig und seelisch sehr schnell erwachsen zu werden. Warum also, sollte man nicht auch in anderer Hinsicht schneller verstehen und diverse Gefühle entwickeln können?

„Weißt du noch, damals, bei unserem Kampf gegen Haku? Ich habe dich geschützt, die meisten Nadeln für dich, mit meinem Körper abgefangen. Damals wusste ich noch nicht, warum oder was sich daraus entwickeln würde. Ja, du warst mein Teamkollege und ich hatte angefangen dich zu respektieren. Vielleicht habe ich damals schon angefangen, einen Freund in dir zu sehen... Aber was es auch war, was immer es war, ist gewachsen. Und dann .. hast du mich gerettet. Und .. seit diesem Moment, war ich fasziniert von dir. Ich verstehe noch heute nicht warum, aber es ist so. Ich hab dich beobachtet ... seit diesem Tag. Immer wieder aus den Augenwinkeln zu dir gesehen und .. aus welchem Grund auch immer, wurde mir das Herz ein wenig leichter, wann immer du gescherzt oder dich mit Absicht zum Trottel gemacht hast. Meine Gefühle, dir gegenüber, sind ähnlich, wie die Liebe zu meinem Bruder und doch so völlig anders. Und in letzter Zeit ... habe ich immer häufiger den Wunsch gehabt, dich in Arm zu nehmen, mit dir zu Lachen... und einfach ... alles mit dir zu teilen... Wirklich verstehen tue ich es selbst nicht ganz, aber es ist so. Und ich kann es schlecht leugnen."

Die Hand auf seiner Schulter verschwand und Kälte, breitete sich Sasuke aus. Eine lähmende, alles verschlingende Kälte. Er schloss seine Augen, ließ seinen Kopf sinken. „Jetzt ist es deine Entscheidung, töte mich oder geh zurück nach Konohagakure und erzähle allen, dass ich es nicht wert bin, ein Ninja aus Konoha zu sein. Erzähl ihnen, was du von mir hältst. Solltest du mich am Leben lassen, werde ich dich in Ruhe lassen und du wirst nie wieder etwas von hören oder sehen. Mach was du willst."

Was würde Naruto tun? Der Junge, der sich langsam, aber unaufhaltsam in sein Herz geschlichen hatte. Was würde er tun? Sasuke hoffte, er würde ihn töten. Lieber Tod sein, als in dem Wissen leben, dass der Mensch, der ihm mehr bedeutete als sein Leben, seine Rache, ihn hassen und verabscheuen würde. Das wäre eine bittere Gnade, die er zwar verdient hatte, aber ganz sicher nicht wollte. Aber er würde es hinnehmen. Egal was Naruto tun oder sagen würde, er würde es akzeptieren.

Eine warme Hand legte sich auf seine, doch er rührte sich nicht. „Sasuke, sieh mich an." Täuschte er sich oder war die Stimme des Blonden sanft und ... glücklich? Nein, das war Einbildung. Ein Trick seiner Sinne! Ein Wunsch, nichts weiter. Er schüttelte nur leicht den Kopf und presste seine Augen noch fester zu. Seine Tränen waren längst versiegt, aber er wollte trotzdem nicht aufsehen. Es war nicht so, dass er sich der Tränenspuren auf seinem Gesicht schämte. Nicht für diese Schwäche schämte er sich, nicht wenn nur Naruto es sehen konnte. Aber konnte es nicht ertragen, Hass in diesen strahlend blauen Augen zu sehen.

Eine Hand legte sich unter sein Kinn und zwang seinen Kopf nach oben. Und entgegen dem, was er verdient hatte, hob die Hand seinen Kopf nur mit sanften Druck nach oben. Seine Augen öffnete er trotzdem nicht. Er traute sich einfach nicht, hatte Angst, was er in den blauen Augen erblicken würde.

„Bitte Sasuke, sie mich an." Langsam und mit sich selbst hadernd kam er der Aufforderung nach. Er hatte sich selbst gesagt, dass er tun würde, was der andere wollte, dass es seine Entscheidung war. Also musste er das jetzt auch respektieren.

Doch zu seiner Überraschung schimmerten die blauen Augen mit einer Sanftheit und ... Zärtlichkeit? die er noch nie in diesen Augen gesehen hatte. Da war kein Hasse, keine Verachtung, kein Ekel... Nichts von alledem, was er zusehen erwartet hatte.

„Warum sollte ich dich hassen oder mich vor dir ekeln? Ja, ich bin nicht sonderlich erfreut darüber, dass du mich töten oder dass du zu Orochimaru gehen wolltest. Aber jetzt verstehe ich wenigstens deine Beweggründe. Du wolltest zu Orochimaru, um stärker zu werden, um Rache üben zu können, genauso wie du durch meinen Tot stärker werden wolltest. Ich verstehe es jetzt. Und ich bleibe dabei, dass du zurückkommen solltest. Chōji, Shikamaru, Neji, Kiba und ich, wir alle sind nicht losgezogen, weil wir den Auftrag bekommen haben, dich zurückzuholen. Wir sind dir gefolgt, weil du zu uns, nach Konoha gehörst. Nicht jeder mag dich, ja, aber nichtsdestotrotz gehörst du zu uns, bist einer von uns. Und wir wollen, dass du zurückkommst. Nicht nur, weil du nicht als Orochimarus Gefäß dienen solltest, sondern weil es uns um dich ging, um Uchiha Sasuke."

Meinte ... meinte er das ernst? Sie wollten ihn zurückholen, weil er ... einer von ihnen war? Obwohl er zu allen und jedem abweisend war, überheblich war und nur für seine Rache lebte? Sie wollten ihn wirklich zurück haben? Ein kleiner Funken Hoffnung flammte in seinem Inneren auf. Vielleicht ... war es doch noch nicht zu spät? Aber konnte er das glauben? War es nicht nur ein Trick, um ihn dem Ältestenrat vorzuführen? Damit er seiner Strafe nicht entging? Um klar zu machen, dass auch er sich den Ältesten beugen musste?

„Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich dich anlüge?" Woher wussteNaruto, dass er ihm misstraute. Nicht trauen konnte? Noch nie, hatte jemand ihnlesen können, wenn er es nicht gewollt hatte. War er plötzlich so durchschaubargeworden?


Aishiteru, NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt