|1.Kapitel|-Aleksi Heikinnen-

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Ein Donnerstag, einer von diesen Tagen also. Nicht dass ich viel von meinem Kollegen halten würde, aber er ist ein ganz, wie soll ich sagen, netter Typ. Er hat ein bisschen was auf den Rippen, ein bisschen zu viel um ehrlich zu sein. Typisch amerikanisch eben. Nicht dass man mich nun für rassistisch hält, immerhin lebe ich in diesem Land. Ein paar Klischees werde ich aber immer in meinem Hinterkopf haben, aus meiner Kindheit in Finnland.
Ein schönes Land.
Ein bisschen kälter als die vereinigten Staaten, wenn ich mich nicht irre. Auf den Fotos meiner Mutter, auf welchen man den kleinen Aleksi spielen sieht, hat er oft einen dicken Mantel an. Meine Mutter ist eine gute Frau. Und eine gute Mutter. Desto mehr ich an meine Liebe Mutter denke, desto weniger verstehe ich auf welche Typen sie steht. Mein Vater ist, als ich 15 war, gestorben.
Autounfall.
Was soll man machen, Menschen kommen und gehen. Er war ein guter Vater. Als Junge dachte ich anders, ich verstand nicht, was er alles für uns tat.
Tag und Nacht. 6 Tage die Woche. So gut wie keine Ferien.
Bauarbeiter.
Meine Mutter war Grundschullehrerin. War.
Selbstverständlich war sie deprimiert. Ich glaube sie hat ein bisschen übertrieben.
Ich wollte nicht so sein wie mein Vater. Ich wollte...perfekt sein. Aber was ist perfekt?
Ich wollte so sein wie ...das Vorbild eines jeden rational denkenden jungen.
Ein Polizist.
Schwarze, kurze Haare. Ernst, aber nett. Immer für einen Witz bereit. So etwas wollte jeder sein. Ein Frauenschwarm. Ich.
Deshalb habe ich auch eine Freundin. Eine perfekte Frau. Sekretärin, lange blonde Haare, intelligent, interessant, lustig. So ein Leben will jeder haben. Ich habe es erreicht. Jeder kann das. Warum also nicht jeder andere auch? Wenn jemand meine Autorität vernachlässigt, hat er es nicht verdient zu leben. Nicht dass ich ihn töten würde. Vielleicht nur verletzen.
Mein jetziger "Vater" ist ...unwichtig. Meine Mutter hat dieses versoffene Stück.. Lassen wir das.
Eine Datingwebsite. Wir packten unsere Sachen und zogen zu ihm.
Er war so wie er es angab, ich mochte ihn.
Anfangs.
Er fing mit dem trinken an, meine Mutter schien es nicht zu bemerken. Sie wollte es nicht bemerken, sie war jetzt wieder glücklich, ihr Traum sollte wahr bleiben. Ich ließ nicht von MEINEM Traum ab. Ich bin jetzt auch Polizist. Das macht meinen ..."Vater" wieder nützlich. Seine Heroinsucht kann ich nutzen um ihn ein bisschen zu erpressen und an ein wenig Geld zu kommen.
Hoffentlich stirbt er bald. ..nein meine Mutter würde das nicht ertragen.
Wie auch immer, ich und Champell müssen los, mit 3 anderen. Ein Banküberfall. Verdammt, ich dachte ich habe jetzt endlich Feierabend. Anscheinend lag ich falsch, naja es sind nur zwei Bankräuber.
Muss ich jemanden töten?
Ich hoffe nicht. Einen Mann habe ich schon getötet. Geiselnahme. Ich konnte 6 Tage nicht schlafen. Waffen sind schlimme Dinge. Solange du keinen erdachten Grund wie: "ich tue es für Gott" oder "das ist meine Rache" hast, wird es jedem ähnlich ergehen. Wir sind als erstes da. Die beiden Übeltäter tragen Masken, welche eine weiße Farbe haben und einen neutralen Gesichtsausdruck zeigen. Genauso gelassen sollte ich jetzt auch sein. Meine Kollegen werden vermutlich erst in 5 Minuten ankommen, wenn es wie geplant läuft.
Ich ziehe meine Waffe. Meine 9mm, was ein Klischee.
So stürmen wir in das Gebäude und sagen den üblichen Satz, dass sie ihre Waffen fallen lassen sollen.
Der rechte tut, was ihm befohlen wurde. Der linke sieht uns an. Denke ich jedenfalls, ich kann nicht genau die Augen unter der Maske erkennen. Champell schreit ihn aggressiv an, dass er seine verdammte Waffe hinlegen soll, und richtet seine Pistole auf den maskenträger.Ich vermute dass der maskierte verschwitzt oder nervös unter seiner Maske ist, sicher bin ich mir nicht. Keine Reaktion. Ein leises murmeln des Linken.
"Maul Fettsack"
Kein Akzent, weniger als ich jedenfalls. Ich blicke kurz in die Richtung von Champell und..
höre einen Schuss. Der linke maskenträger sinkt zu Boden, der rechte starrt ihn an. Selbst durch diese Maske erkenne ich Frustration. Ein weiterer Schuss. Nicht von meinem Kollegen. Nicht von mir. Nicht von Maskenmann Nummer 2.
Champell kippt um. Blut strömt aus seinem Hinterkopf.
Ich renne aus dem Gebäude. Hinter uns war ein Mietshaus, aus einem Fenster Ragt ein scharfschützengewehr.
Ich laufe um mein Leben. Jeden Moment könnte eine weitere Kugel meinen Kopf durchbohren.
Ich stehe vor dem Gebäude, die Tür ist verschlossen. Ein Splitter steckt in meinem Ellenbogen nachdem ich das Fenster eingeschlagen habe. Es schmerzt. Was passiert hier? Was tue ich?
Ich kann mich selbst nicht kontrollieren, ich fühle mich berufen, den Schützen zu fangen, zu töten, was auch immer.
Schritte.
Auf der Treppe steht ein Mann, welcher nicht bewaffnet ist. Ich erkenne dass es der Schütze ist und stürze mich auf ihn, schlage ihm in den Magen, nehme seinen Hals und würge ihn. Stirb! Stirb! Stirb!
Nein.
Diese innere Stimme befiehlt mir ihn zu töten, aber ich kann das nicht. Ich werde es nicht tun.
Ich schlage seinen Kopf ein letztes Mal gegen die Wand und höre damit auf, wie aus einer Trance erwacht.
Meine Kollegen kommen an, alles was ich erlebt habe strömt aus meinem Mund.
Ich bin auf dem Revier. Mein Boss steht vor mir und erklärt dass nächste Woche ein Verhör stattfinden wird.
John Baltimore.
Das sind die wenigen Dinge die ich aus dem Gespräch für wichtig befinde, neben dem Fakt ,dass ich bis nächsten Donnerstag frei habe um mich zu erholen.
Baltimore gibt es wirklich? Ja. Aber es kann nicht sein dass es DIESER Baltimore ist.
Es kann keinen Menschen geben welcher andere Leute foltert und in den Suizid treibt.
Es kann keinen Menschen geben, welcher die Schreie derer genießt deren Augäpfel er tätowiert. Das kann kein Polizist tun.
Nein.

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