|3.Kapitel|-Jason Keyman-

20 3 4
                                    

Ich blicke durch die Wand aus Glas, um sieben oder mehr Schlauchboote zu sehen. Aktivisten. Ich halte nicht viel von Ihnen, diesen ungebildeten Hippies aus ärmlichen umkreisen. Eine Durchsage ertönt, dass alle Gäste beim nächsten Reiseziel aussteigen sollen.  Wir sind auf hoher See, diese Umweltaktivisten verfolgen uns jetzt schon ein, zwei Stunden. Ich stehe vom Buffet auf um ein wenig die Meeresluft zu genießen. Mein Vater ist an meinem 19. gestorben, nächste Woche werde ich zwanzig. Ich und meine Frau leben vorerst von seinem Erbe, bis ich seine Firma weiterführen muss. Eine schöne, kleine Insel umfahren wir gerade. Die Natur wird in unserer heutigen Gesellschaft wohl vernachlässigt, den Booten hinter uns zu urteilen. Ein nervös klingender junger Mann macht eine Durchsage.
Evakuierung.
Unter einem Tumult von aufgeregten Menschen suche ich meine Partnerin. Wo ist sie? Ich fürchte sie ist bereits auf einem Schlauchboot. Alles verschwimmt vor mir, wobei man das "ver-" weglassen könnte. Ich sehe das Kreuzfahrtschiff vor mir, jedenfalls einen Teil davon. Der andere Teil, ungefähr ein Drittel fehlt. Was passiert hier? Hinter mir atmen vier, fünf Leute schwer. Ich huste Wasser und Blut, übergebe mich auf mein neues Hemd. Ich verstehe nicht was passiert, ich liege in einem Wald. Ein älterer Herr setzt sich zu mir, und fragt ob ich weiß, was passiert ist. Nein. Nein, weiss ich nicht. Oh, es waren also radikale Aktivisten, welche meine Mitfahrer  getötet haben.
Warte, was?
Nein, das kann nicht sein. Nein. Drei weiter Menschen stehen vor mir, welche durchnässt oder  verschwitzt sind. Ich verstehe diese Situation nicht. Ich verstehe nichts von dem, was vor mir geschieht. Wir sind auf einer Insel, fern von meinem Zuhause. Fern von all meinem Besitz. Fern von...meinem Leben. Ich muss mich integrieren, mit diesen Menschen zusammenarbeiten. Ich habe den Film "Cast Away" gesehen. Ich weiß was zu tun ist.
6.Tag
Wir fahren jetzt auf einem Schlauchboot zu dem zerstörtem Schiff, um nach Ressourcen zu suchen. Wir gehen in das Lager, in welchem Massen von einst kühl gelagerten Früchten finden. Wir nehmen alles was wir finden können. Diese Dinge müssen haltbar gemacht werden, dann würden sie für mehrere Monate reichen.
17.Tag
Thomas. Jeder hasst ihn. Er beansprucht mehr, als ihm gebührt. Er stiehlt unser Essen. Stevens schmiedet irgend einen Plan.
19.Tag
Stevens und Hammelton. Sie haben ihn erschlagen. Ich habe ihn mit eingeschlagenem Kopf am Strand gefunden.
26.Tag
Samuel ist tot. Er hat sich erhängt. Er hat sich zu sehr vor Stevens gefürchtet. Was ist nur los mit diesen Menschen.
37.Tag
Die Ressourcen sind entweder schlecht , oder keine sind mehr da. Verdammt, was sollen wir tun?
49.Tag
Nichts. Nichts ist mehr da. Ich habe Stevens Leiche entdeckt. Ob es Selbstmord oder Hammelton war, weiß ich nicht.
53.Tag
Dieser Mann ist geistig gestört. Er hat den linken Arm von Stevens gegessen. Das würde kein Mensch tun.
79.Tag
Er hat die Körperteile von Stevens und Samuel in Kühlschränke gepackt. Er frisst den bläulichen Fuß von Thomas. Ich hungere. Ich hungere so sehr. Ich kann nicht nur von Fischen leben, nein.
83.Tag
Ich hasse mich dafür. Ich habe einen Teil der Leber von Stevens gegessen. Sie war gut.
107.Tag
Ich habe alle inneren Organe von Stevens gegessen. Ich bevorzuge die Nieren und die Milz.
132.Tag
Hammelton ist ebenfalls tot. Ich werde ihn essen. Samuel ist schlecht geworden.
175.Tag
Ich habe mir seinen Körper gut eingeteilt, aber es wird nicht mehr genügen, noch 3,4 Wochen vielleicht.
201.Tag
Ich habe nichts mehr. Hunger. Ich muss mich wieder auf Fischfang konzentrieren.
379.Tag
Ich komme nach Hause. Ein Frachter hat mich entdeckt. Alles ist vorbei.

Ich werde gefeiert, wieder zuhause zu sein. Nichts an alledem ist feierlich. Meine Freundin ist tot, und 2 Menschen sind in meinem Magen. Sie werden wieder ausgestoßen worden sein, aber mein Gewissen sagt etwas anderes.
Ich heiße Jason, wie dieser maskierte Mörder aus dem Horrorfilm "Freitag der 13.". Ich fühle mich jedoch wie Hannibal Lecter aus "Schweigen der Lämmer". Nur nicht so Intelligent. Nichts ist vergessen. Aber niemand weiß von dem was ich getan habe. Ich war so fern von alledem. Keine Kriege, kein Hass, keine rassentrennung, keine Grenzen. Liebe? Freundschaft? Nein. Überleben. Ein Grundinstinkt des Menschen. Gefühle werden Nebensache. Ich mache jetzt mehr Sport als davor. Ich bin netter. Aber ich bin ein schlechter Mensch, schon immer war ich das. Ich werde mein Leben neu aufbauen. Ich habe das programmieren gelernt, ich werde Softwareentwickler. Mein Leben beginnt jetzt. Alles wird jetzt besser.
Ich fahre zur Arbeit, als mein Handy klingelt. Ich hebe ab, als ein junger Mann zu mir spricht. Er begrüsst mich freundlich, ohne mich zu kennen sagt er meinen Namen.
"Jason Keyman, nicht wahr? Ja, natürlich. Wie hat es geschmeckt?"
Ich bin verwirrt, was hat geschmeckt? Ich hatte einen Toast mit Butter zum Frühstück, diese Frage macht keinen Sinn.
"Zwei Menschen. Sie haben sie bereits verdaut, ausgeschieden und hinuntergespült. Hoffe ich zumindest. Auf ihrer Toilette sehe ich sie nicht, ein bisschen Privatsphäre muss ich den Menschen lassen. Glauben sie mir, Menschenleben sind nicht kostbar. Sie sind...wie soll ich sagen...vergänglich."
-Ich frage, was ich tun soll, da dies wohl ein Erpresser sein wird.- aber woher? Niemand weiß etwa hiervon. Niemand.
"Sie sind irritiert, nicht wahr? Keine Sorge. Ich will nur, dass sie zwei Männer kennenlernen. Oder drei, zur not.
Merken Sie sich eins,Jason.
Ich bin euer Gott.
Ich will diese Rolle nicht mehr einnehmen.
Ihr Job ist es, mich zu finden und zu befreien.
Mir wird das hier zu langweilig.
Einen Neuanfang, das wolltest du doch, oder mein werter Herr
KANNIBALE.

Simple ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt