Verschwommen erscheint der Barkeeper vor mir. Verdammt. Donnerstag, immer noch. Ich drehe mich zur Uhr um, der lange, dünne Zeiger steht fast gegenüber von dem dicken, kleinen Zeiger. Bald ist es halb 12, denke ich. Ich hasse meinen schlechten ruf. Dieser Finne, mit dem ich nächste Woche zusammenarbeiten muss wird wohl genauso sein wie die anderen auch. Mein kleines Alkoholproblem scheint wieder mal ausgeartet zu sein, dem Blick des Mannes mir gegenüber zu urteilen. Wir sind sowas wie Freunde. Fast. Ich bin Stammkunde, so ist es wohl. Wie kann ich so klar denken? Ich weiß es nicht, genauso wenig weiß ich was ich alles getrunken habe. Soll ich fragen? Nein. Nein, Sätze kann ich in meinem Zustand nicht formulieren. In meiner zitternder rechten Hand halte ich einen Mojito. Was schwimmt da drin? Nein die Minze gehört da rein, nicht wahr? Verdammt, ich muss nach Hause. Morgen habe ich mir erst mal frei genommen. Ich muss immer dieser gefühllose, kalte Mann sein. Nicht wie mein Scheissvater. Nicht wie er.
NICHT. NICHT.
NEIN.
Warum dann so einen Job wie er? Warum habe ich das getan?
Er war Kommissar, ich bin ein Polizist. Diese Dinge sind grundverschieden. Ganz anders. Nein sind sie nicht. DOCH.
ICH WILL NICHT SO SEIN.
Vielleicht trinke ich. Aber nicht so viel wie er. Was ist wohl aus ihm geworden? Egal. Mir auch.
Er ist nicht wichtig. Gar nicht. Ich brauche ihn nicht. Ich bin erwachsen, ich kann für mich selbst sorgen. Ich habe schon genug Probleme. Wie soll ich hier jetzt weg?
Ich versuche langsam aufzustehen, indem ich meine Hände an den Tisch vor mir klammere. Der Barkeeper fragt mich leicht perplex, ob er ein Taxi rufen sollte. Ich lehne dankend ab. Glaube ich jedenfalls. Was weiß ich, ich selbst verstehe meine Worte nicht,er wird es wohl noch weniger tun. Ich stolpere aus der Bar und blicke mich um. Ich muss rechts abbiegen, nicht wahr? Ja, genau. Absolut. Sicher? Was weiß ich, geh schon. Langsam schlendere ich den Weg entlang, nein, eher eine Gasse. Und schlendern ist das wohl auch nicht, es ist ein seltsamer Rhythmus aus stolpernden schritten.
Ich stehe vor einem Haus. Meinem Haus. Nein, es ist das Haus meines Vermieters, mit meiner Wohnung im inneren. Ein komischer Tag war heute, glaube ich jedenfalls. Ich schließe die Tür auf, gehe langsam die Treppe hoch und öffne meine Tür. Nein, abgeschlossen. Was sonst? Ich stecke den Schlüssel in das Schloss meiner Tür, aber offensichtlich nicht den Schlüssel dieser Tür, sondern den von meinem Postfach. Ich krame in meiner Tasche und hoffe, dass ich nicht diesen Schlüssel verloren habe. Bitte nicht. Nicht jetzt. Wo soll ich sonst schlafen? Was soll ich..ich habe ihn in meiner Hand. Endlich. Ich schließe auf, humple hinein und schlage die Tür hinter mir zu. Mir ist übel. Ich renne auf mein Klo. Los Körper, stoße das Gift aus, welches ich zu mir genommen habe. Geht nicht. Langsam hinke ich aus meinem Badezimmer und lasse mich in mein Bett fallen.
Freitagmorgen, ich schaue auf meinen Wecker. Es ist elf Uhr. 20 nach elf, um genau zu sein. Ich mag Freitage, auch wenn ich freitags normalerweise arbeite. Du weißt, dass du dich betrinken kannst, du hast die nächsten paar Tage frei. Ich sollte mit dem trinken aufhören, meinem Magen nach zu urteilen. Ich ziehe mich wie ein Mittelschichtler an und gehe noch in einen Discounter und besorge mir ein paar Snacks. Neben dem üblichem stecke ich noch drei Äpfel und eine Packung trockenfrüchte in meine Tüte, ein bisschen gesunde Ernährung und Joggen würde mir gut tun. Einen gefühlten Marathonlauf später komme ich wieder vor dieser Tür an. Diese Tür. Immer die gleiche. Jeder Tag ähnelt sich so sehr. Ich will dass sich etwas ändert, aber was? Alkohol hilft mir nicht weiter. Aufhören ist keine Option. Zigaretten? Bringen auch nichts, meiner Lunge sowieso nicht. Irgendetwas muss passieren, aber nicht heute. Heute sicher nicht. Mein Einkauf reicht für heute und das Wochenende. Nichtstun, ein bisschen Sport, genau das brauche ich erstmal, so wie immer.
Montag, bin bei meinem Kollegen, Sam. Ein netter Kerl, mit dem man gut einen trinken gehen kann. Jetzt muss ich mit ihm mal zu einem Frauenschläger. Als wir ankommen, sehe ich mich im Spiegel an und schaue so böse wie mir nur möglich. Als wir aussteigen, sehen wir eine Frau Ende 30 mit einem blauen Auge. Sie läuft weinend in die Arme meines Kollegen, ich bin wohl immer für den eigentlichen Job da. Ich gehe langsam hinein, im Wohnzimmer steht einer von diesen Leuten. Ein Bier in der Hand und die andere zur Faust geballt.
ZIEH DEINE WAFFE UND ERSCHIESS IHN
Nein. Er ist nicht mein Vater. Nein. Nein Verdammt!!
Mein Vater hat keine Frauen geschlagen, nur mich. Das kann er nicht sein. Er hat seine Frau verloren. Ich verstehe ihn nicht, aber alles hatte einen Grund. Er war immer betrunken, wenn er mich geschlagen hat. Dieser Mann hat es nicht verdient zu sterben. Er stürzt auf mich. Ich nehme seinen Arm und ziehe ruckartig an diesem, ich trete einen Schritt zurück und der Mann fällt um. Ich halte den Arm immer noch fest, und renke ihm seine Schulter aus. Ich zeige keine Gefühle. Er schreit auf. Ich beuge mich nieder und sage ihm, dass er nicht so schreien soll wie ein Mädchen, sonst würden die Nachbarn noch aufmerksam werden.
Dieser verwirrte und frustrierte Blick ist unbezahlbar.
Nicht so wie die Geldstrafe die er bezahlen werden würde. Sie wäre noch relativ angemessen. Solche Menschen wie er sagen meistens nicht gegen mich aus, da sie eine gewisse Autorität bewahren wollen. Gut ,dass ich meistens mit solchen Leuten in Kontakt trete. Trotzdem konnte ich ihm seine gerechte Strafe nicht zuteilen. Dann wird wohl der Schütze, welcher einen Polizisten bei einem Bankraub erschossen hat, ein bisschen..mehr bekommen als er verdient.
Ich brauche so etwas.
ICH BRAUCHE EIN BISSCHEN SCHMERZ
DU LIEST GERADE
Simple Control
Mystery / Thriller..keine Ahnung das hier ist mein erster Versuch Lest es und habt Spaß, oder so :D