Kapitel 6

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Lou's Pov

Es war jetzt schon halb elf und von Marco fehlte jede Spur. Ich war kurz davor Marcel und Robin anzurufen und sie zu fragen, ob sie Marco gesehen hatten. Nervös lief ich im geräumigen Wohnzimmer hin und her. Auf und ab. Dabei versuchte ich krampfhaft die Szenarien zu verdrängen, die sich unaufhörlich in meinem Kopf abspielten. Marco liebt dich nicht mehr. Er küsst in diesem Moment eine andere. Du bist ihm nicht gut genug. Er hat dich ersetzt...
Ich merkte gar nicht, dass ich angefangen hatte zu weinen. Erst als die Tränen in kleinen Tropfen auf den Teppichboden fielen, realisierte ich was gerade passierte. Hastig lief ich ins Bad. Was ich dort im Spiegel sah, erschreckte mich. Meine Augen waren geschwollen und rot, hingegen war sämtliche Farbe aus meinen Wangen gewichen. Die verlaufene Mascara hob sich von meiner blassen Haut geradezu gespenstig ab. Was war nur aus mir geworden? Aus der starken, unabhängigen und selbstbewussten Lou? Existierte sie überhaupt noch?
Langsam begann ich mich abzuschminken. Danach spritzte ich mir einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht, um etwas ansehnlicher auszuschauen.

Auf einmal vernahm ich ein Vibrieren vom Waschbeckenrand. Schnell checkte ich meine Nachrichten und tatsächlich: "Sie haben zwei neue Nachrichten".
Zuerst machte ich die Nachricht meiner besten Freundin auf. Emma und ich kannten uns schon seit der Grundschulzeit. Niemand konnte uns trennen und gemeinsam haben wir auch die Wohnung in Bottrop bezogen. Vor vier Monaten war sie allerdings nach Kanada gezogen, weil sie dort einen lukrativen Job bei einer Firma angeboten bekommen hat. Gleichzeitig hat sie dort die Möglichkeit ihr Studium vor Ort in Englisch weiter zu machen. Der Abschied fiel mir besonders schwer, da sie wie eine Schwester, die ich nie hatte, für mich war.
"Hey Bärchen, ich vermisse dich ganz doll! Ich werde hier noch depressiv ohne meine verrückte zweite Hälfte! Was ich eigentlich sagen wollte: Schwing deinen geilen Arsch hier rüber und leiste mir Gesellschaft...Keine Kanadierin hat so viel Feuer unterm Hintern wie du. Du könntest bei Milo und mir in der WG übernachten! Versprech mir es dir zu überlegen. Fühl dich gedrückt, Em."
Sofort musste ich lachen, als ich Emmas Sms las. Wie gerne würde ich sie jetzt in den Arm nehmen und um Rat fragen.
Beinahe vergaß ich die zweite Sms zu lesen.
Hätte ich es mal nicht getan. Dann wäre mir viel Chaos erspart geblieben. Aber das konnte ich damals noch nicht wissen...
Auf meinem Display leuchtete der Name "Schatz <3" auf:
"Babe, ich schlafe heute bei Marcel. Hab dich lieb, Marco."
Das ist jetzt nicht sein Ernst. Erst drücke er mich weg, dann meldete er sich nicht und jetzt nur so eine dämliche Sms?! Was denkt Marco sich eigentlich? Hat er dabei auch nur einmal an mich gedacht? Wie ich mich jetzt fühle? Mache mir den ganzen Abend Sorgen!!!

Wütend schmiss ich mein Handy aus der Hand. Andauernd muss ich zurückstecken. Ich stimme alles auf sein Training und seine Karriere ab und dann sowas! Der Abend gehörte uns...bis jetzt. Innerhalb weniger Sekunden fasste ich einen Entschluss den ich noch sehr bereuen werde...

Im Internet suchte ich den nächsten Flug nach Toronto raus. Ich hatte Glück in zwei einhalb Stunden ging der Flieger. Eilig packte ich die wichtigsten Sachen in meine Sporttasche. Ausweis,Geld, Klamotten. In der Zwischenzeit rief ich mir ein Taxi, das auch nach zehn Minuten eintraf. Als ich schon auf dem Weg nach draußen war, sah ich den fertig gekochten Gulasch auf dem Herd stehen. Kurzerhand kippte ich ihn in den Abfluss und schrieb auf einen kleine Zettel.
"Marco, du kannst unsere Beziehung genauso wie den Gulasch in die Tonne kloppen! Die letzten Woche waren schrecklich für mich. Ich habe immer mehr unter dem Versteckspiel unserer Beziehung gelitten. Aber dir ist ja nichts aufgefallen. Deine Karriere ist dir ja scheinbar wichtiger als deine FREUNDIN! Und dein: Ich schlafe heute bei Marcel, ist bestimmt nur eine billige Ausrede...Ich hoffe es hat sich für dich gelohnt und sie war gut im Bett?! Ich bin so enttäuscht von dir Marco. Ich hätte nie gedacht, dass der Mann den ich liebe, mich so verletzen würde. Lou"

Ich wischte mir die Tränen weg und verließ fluchtartig Marcos Wohnung. Auf dem Flughafen checkte ich schnell ein und wenig später saß ich schon im Flieger.

Hatte ich das Richtige getan? Oder hatte ich zu voreilig gehandelt? Zweifel stiegen in mir hoch. Aber trotzdem stand mein Entschluss fest. Ich brauchte Abstand. Marco tat mir mit seinem Verhalten einfach zu sehr weh...

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Danke an alle, die meine Geschichte lesen <3.
Ihr könnt mir gerne Feedback geben. Denn bis jetzt habe ich auf Wattpad nur Geschichten gelesen, aber keine geschrieben ;-).

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