Kapitel 2 ~Ich bin Ash

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Ich war wie erststarrt. Er sah mich immernoch an. Einfach so. Ein wenig erinnerte er mich an einen Ritter, mit den zerstrubbelten Haaren und auch seine Kleidung sah irgendwie mittelalterlich aus. Er hob seine Hand und winkte mir, dass ich mittkommen sollte. Ich war viel zu perplex um zu reagieren also blieb ich noch eine weile an meinem Fenster stehen und sah dem Fremden in die Augen. Er sah unentwegt zurück. Irgendwann begriff ich, das ich keine Wahl hatte und zu ihm gehen musste, wenn ich herausfinden wollte was es mit diesen Erscheinungen auf sich hatte. Also bedeutete ich ihm, das ich kommen würde. Er quitierte das ganze mit einem Lächeln und nickte mir aufmunternd zu.

Nachdem ich mir schnell Schuhe angezogen und eine Jacke übergestreift hatte, öffnete ich die Gartentür und trat ins freie. Kaum das die Tür hinter mir angelehnt hatte, fröstelte ich. Unter der dünnen Strickjacke trug ich nur ein Top. Ich schlang die Arme um meinen Körper und ging zu der Stelle, wo der Fremde gestanden hatte. Erst konnte ich ihn in der Dunkelheit nicht richtig erkennen, doch dann zeichneten sich seine Augen wie Diamanten von der restlichen Umgebung ab. "Da bist du ja", sagte er mit einer weichen aber auch ein wenig rauchigen Stimme. Von nahem sah er noch besser aus und ich konnte alle Einzelheiten genau erkennen. Die schwarze Jacke, die sich über den Muskeln an seinen Armen spannte, die langen Beine die breiten Schultern, die Ohren. Doch das waren keine normalen Ohren, denn sie waren spitz.
"Wer bist du?", fragte ich den Jungen. Er schien etwas älter als ich zu sein, vielleicht ein oder zwei Jahre.
"Ich bin Ash. Ich diene der Sommerkönogin und gehöre zu ihren Rittern." Ash. Es kam mir so bekannt vor. "Woher kenne ich dich?" "Du kennst mich?", lautete seine Gegenfrage, "Das kann nicht sein. Ganz sicher kennst du mich nicht. Ich sehe aus wie viele Leute." Das war gelogen. Niemand sah auch nur ansatzweise so gut aus wie er. "Ich habe... von dir geträumt", beschloss ich ihm zu erklären. "Aha", lautete dich schlichte Antwort seinerseits, aber plötzlich lag Anspannung in seinem gesicht und etwas überschattete das Lächeln auf seinen Lippen. Angst. "Komm mit. Ich bringe dich nach Hause" meinte er schließlich. "Das hier ist mein Zuhause! Ich lebe hier!" "Nicht mehr. Komm mit, ich tu dir nichts versprochen. Aber die Königin wünscht ein treffen." "Was ist das für eine Königin? Und wer seid ihr?", hakte ich nach. "Ich sagte doch bereits das sie die Sommerkönigin ist. Und ich einer ihrer Leute" ich hatte auf etwas Anderes gehofft, also fragte ich prezieser,"ich meinte aber nicht wer ihr seid. Eher... was ihr seid." Kaum kam es aus meinem Mund gestottert, bereute ich es. Ash wirkte ziemlich aufgebracht und verletzt, obwohl ich nicht genau wusste, warum. Ich seufzte "Ok. Wie lange werden wir wegbleiben?"
Ein heulendes Geräusch erklang.
"Versteck dich", rief Ash mir zu. Ich schaffte es grade noch hinter einen Baum zu springen, bevor eine pelzige Kreatur hinter dem Haus hervor schlich. Sie erinnerte an einen Wolf, nur größer und mit Klauen, die so lang wie meine Hände waren. Pelz und Zähne waren von roter Flüssigkeit bedeckt. Blut.

Ich wollte schreien, doch als ich Ashs warnendes Gesicht sah, beschloss ich es bleiben zu lassen. Er würde das schaffen, auch wenn ich nicht wusste, wie er gegen so ein Biest kämpfen sollte. Ich kroch noch ein Stück weiter in den Schutz der Bäume, und hoffte das ich den nächsten Morgen noch erleben würde. Ash zog ein Schwert aus der Scheide die an seiner Seite hang. Sie war mir vorher garnicht aufgefallen.
Die Schritte des Ungetüms wurden immer lauter und ich zuckte vor Angst zusammen. Ich spürte wie es Ash musterte und einen unachtsamen Moment suchte, doch auch dieser lies die Augen nicht von seinem Gegner. Doch schon bald wurde es Beiden zu langweilig. Sie fingen an umeinander zu kreisen und auf einen Angriff zu warten. Schließlich griff das Monster zuerst an. Es spang mit einem lauten Brüllen auf Ash. Er war jedoch darauf vorbereitet und konnte den Angriff mit einem lockeren Hieb parrieren. In einer fließenden Bewegung ging er in den Angriff über. Diese Bewegungen passten zu ihm, als müsste er nicht darüber nachdenken, als hätte er so etwas schon tausend Mal gemacht. Er hieb auf das Monster ein, und schon der dritte Dchlag traf es am Kopf. Es schrie schmerzerfüllt auf und ich sah das Leuchten in Ashs Augen, als würde ihm der Kampf um Leben und Tod Spass machen. Diese Macht durchflutete ihn, steuerte ihn und  man sah sie sogar in der Luft um ihn herumflimmern. Doch auch das Monster war stark und als Ash seinen Treffer auskostete, und einen moment die gefahr aus den Augen lies, nutzte es seine Chance und sprang auf ihn. Er hatte keine Zeit auszuweichen, sodass das Monster auf ihm lag und seine Krallen tief in Ashs Arme und Beine schlug. Dieser schrie und kämpfte, doch das Monster war schwerer und stemmte sich mit ganzem Gewicht auf ihn. Jetzt schrie auch ich. Das Monster zuckte zusammen und sah mich aus seinen roten Augen verblüfft an. Einen Moment später steckte Ashs Schwert schon in seiner brust und das Monster viel auf ihn.
Ich konnte es nicht fassen. Was war das?!
"Könntest du mir vielleicht...", hörte ich Ashs kraftlose Stimme. Er lag unter dem Monster. Ich sprang auf und versuchte es mit aller kraft von ihm zu schieben. Vergeblich. Ich war nicht besonders kräftig und das Monster doppelt so groß wie ich. "Ich schaff es nicht. Es ist zu schwer!" "Du must jetzt an dich glauben! Du musst mich hier rausholen! Bitte." Der flehende Ton in seiner Stimme legte einen Schalter in mir um. Sein Leben hing von mir ab. Ich musste ihn befreien. Also sammelte ich alle Kräfte in mir und schob. Langsam, ganz langsam bewegte das Monster sich von ihm herunter.Ich dachte nicht mehr darüber nach was ich tat, sondern konzentrierte mich nur auf den Körper vor mir. Nach ein paar Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, hatte ich es geschafft.
Ash war frei.

Nicht nur Engel können fliegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt