Kapitel 2

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Das Klingeln meines Weckers riss mich aus dem Schlaf. Eine Weile überlegte ich wer so gemein war eine Wecker zu stellen, wenn es mitten in den Ferien war. So jemand gehörte geschlagen! Doch mit einem mal fiel mir ein welcher Tag heute war. Es war mein erster Tag an der neuen Schule. Jetzt gehörte ich selbst geschlagen. Wie konnte ich denn sowas vergessen ? Grummelnd und die Realität verfluchend, stand ich auf und schlurfte ins Bad.

Als ich 15 Minuten später die Küche betrat, empfing mich meine Mutter vollkommen aufgebracht. Sie konnte mal wieder ihren Schlüssel nicht finden und war der festen Überzeugung das ich etwas damit zu tun hatte. Ich ignorierte sie so gut es ging und setzte mich an den kleine Tisch aus hellem Holz der in der Mitte des Raumes stand. Ich schnappte mir ein Brötchen und begann es mit Honig zu beschmieren. Währenddessen rannte meine Mutter völlig aufgelöst durch die Küche auf der Suche nach ihrem Schlüssel. Auf meinen provokanten Vorschlag mal in ihrer Hosentasche nachzusehen ging sie jedoch nicht weiter ein. Nach ungefähr 20 Minuten in denen sie jede Schublade, Jackentasche und Nische mindestens 2 mal untersucht und immer noch nichts gefunden hatte, kam es mir immer seltsamer vor das Lara noch nicht aufgetaucht war . „ Mom, wo ist eigentlich Lara abgeblieben ??"; fragte ich mit vollem Mund. „Sie sagt sie ist krank und Mirabelle man spricht nicht mit vollem Mund !", motzte sie mich an. Ja der Schlüssel machte ihr zu schaffen.

Ich lächelte sie entschuldigend an und beschloss, mich auf den Weg zur Schule zu machen. „Ich muss jetzt langsam los".

„Aber Mirabelle ich kann dich doch hinfahren", erwiderte meine Mutter, die anscheinend schon wieder vergessen hatte, dass ihr Schlüssel unauffindbar war. „ Ohne Autoschlüssel könnte das ein bisschen schwierig werden, meinst du nicht ?? Oder willst du das Auto kurzschließen ??", Ich fing an zu lachen die Vorstellung vom kläglichen Versuch meiner Mutter irgendetwas auch nur halbwegs in Gang zu setzten, war einfach nur genial.

Meine Mutter stimmte mit ein. Es war schön sie lachen zu hören.

„Ja du hast recht, aber das du auch schön aufpasst ja ??" Ich versicherte ihr, dass ich es mit 16 Jahren allein zur Schule schaffen würde, außerdem wusste ich aus meine Zeit in der Großstadt wie man mit Pfefferspray umging. Bei meinem Pfefferspray-Gedanken fing ich schon wieder an zu grinsen. Man ich sollte es echt lassen über so was nachzudenken.

Ich küsste meine Mutter Anna zum Abschied auf die Wange und verließ das Haus. Wie auch schon die Tage zuvor war der Sommer überwältigend. Über den Wiesen lag ein weißer Schleier aus dichtem Nebel, der langsam nach oben Richtung strahlend blauer Himmel wanderte. Das Gras glänzte nass vom Tau und man konnte schon einige Vögel leise singen hören. Es war angenehm kühl und ein leichter Wind wehte mir durch die Haare. Ich atmete tief ein bevor ich mich in Bewegung setzte, vor unserem Haus links abbog und dem grauen Schotterweg folgte, der durch das Dorf führte.

Es waren zum Großteil Fachwerkhäuser an denen ich vorbeikam und die meisten von ihnen schienen ziemlich alt zu sein. Neben den Wegen standen große Bäume und Blumen wuchsen überall, sowohl auf dem Weg als auch in kleine Kübeln die überall verteilt standen.

Der Schotterweg wurde zu einer kleinen Straße die sich immer weiter in den Ort hinein schlängelte. Ich wechselte auf den Bürgersteig wobei ich fast über eine grau getigerte Katze gestolpert wäre, die plötzlich aus einem kleinen Garten auf mich zusteuerte und unter einem hellblauen Auto verschwand. Ich fragte mich ob die Leute aus dem Dorf von der Lichtung wussten. Ich hatte die halbe Nacht wachgelegen und über diesen besonderen Ort nachgedacht. Dieser See strahlte immer etwas so beruhigendes aus. Immer wenn ich versuchte das alles zu beschreiben, scheiterte ich. Das einzige Wort das auch nur annähernd die Ausdruckskraft hatte diesen Ort zu beschreiben war „MAGISCH". Oh man ich wurde langsam ziemlich esoterisch.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich den Jungen der vor mir aus einem blauen Gartentor trat gar nicht bemerkte. Ich lief mit voller Wucht gegen ihn und wäre hingefallen wenn er mich nicht geistesgegenwärtig an den Unterarmen festgehalten hätte. Er fasste sich als erstes wieder und ließ mich los. Nachdem auch ich den ersten Schreck überwunden hatte, trat ich einen Schritt zurück und räusperte mich.

Irgendwann kam mir in den Sinn das ich mit eventuell entschuldigen sollte. „Also dann mal los", dachte ich mir und fing an : „Es tut mir wirklich total leid ! Ich war so in Gedanken das ich nicht auf den Weg geachtet habe. Das ist mir wirklich peinlich !". Ich holte tief Luft, da ich das alles in einem wahnsinnigen Tempo erzählt hatte und wartete auf seine Reaktion. Er sagte nichts aber er begann zu lächeln.

„ Na toll, meine erste Bekanntschaft hier und ich blamiere mich sofort. Das wird ein sehr langer Tag", schoss es mir durch den Kopf. Ich wartete darauf das er jeden Augenblick loslachen und sich über mich lustig machen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Er sah mich einfach nur an und nach einiger Zeit fragte er : „Bist du auch zu spät ??"

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