Third Bite

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Licht.


Helles Licht blendet mich.


Langsam richte ich mich auf und sehe mich verwirrt um.


Wo bin ich?


Ach, nein, warte....




Mit pochendem Kopfschmerzen, massiere ich meine schmerzenden Schläfen und kneife meine Augen zusammen. Meine Vision ist noch verschwommen, mein Hals brennt und ich habe Durst. Mit zitternden Beinen stehe ich auf und schlurfe langsam in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Im Kühlschrank steht eine 2L Flasche Cola und ich trinke sie innerhalb von drei Sekunden leer. In meinem Kopf spielt der ganze Film verrückt und ich scheine mich nicht wirklich erinnern zu können, was mit mir passiert ist. Ich stelle die leere Flasche auf dem Boden zu den anderen leeren Flaschen, die darauf warten entsorgt zu werden. Erschöpft von meinen kleinen Spaziergang, lasse ich mich wieder aufs Bett fallen und schlafe ein.





Gefühlte eintausend Jahre später, öffne ich erneut die Augen und kann endlich wieder klar sehen. Etwas drückt gegen meine Lippen und ich habe immer noch Durst und Hunger. Meine Augen reibend, schlendere ich gemütlich in die Küche und hole eine Flasche Milch und Toastbrot mit Nutella aus den Schränken. Aber egal wie viel ich esse, nichts kann meinen Hunger und Durst stillen. Für einen kurzen Augenblick der Verwirrung, streifen meine Blicke das Fenster. Draußen ist es dunkel, das Licht in der Küche ist an... aber was fehlt?


Meine Augen weiten sich und plötzlich erinnere mich mich wieder an den vergangenen Tag.





Zum dritten mal reiße ich meine Augen auf und sehe mich panisch um. Doch das erste was ich erblicke ist ihr Gesicht. Erschrocken weiche ich nach hinten und will nach ihr kicken, aber sie hält mein Fußgelenk fest und drückt mich wieder aufs Bett.


„Ssssch... ganz ruhig...", versucht sie mich zu beruhigen.


Ich schüttle bloß heftig mit den Kopf und schließe meine Augen. Gott, warum bin ich immer das opfer?


„Lass mich los", sage ich ruhig, ohne sie anzusehen. Sie lässt meine Füße wieder frei und setzt sich zurück an ihrem Platz.

„Tut mir leid", entschuldigt sie sich und senkt den Kopf.

„Sollte es dir auch", antworte ich streng.

„Aber es ging nicht anders und ich hätte dich sowieso nicht umgebracht...", versucht sie sich herauszureden.

„Sicher", ich sehe sie kritisch an.


Ich fahre mit der Hand durch meine viel zu kurzen Haare und seufze. Was für ein blöder Albtraum...


Wenigstens lebe ich noch und bin kein Vampir geworden. Ich streiche sanft über meinen Nacken und Hals, bis ich die Stelle an der sie mich gebissen hat, berühre.


„Wenn das noch einmal passiert...!", knurre ich sie an.

„Hey, was würdest du tun, wenn man dir dein Lieblingsessen vor die Nase stellen würde und es dir verbietet zu essen?", fragt sie und sieht mich fragend an.

„Natürlich essen, ok. Ich hab's kapiert."

„Siehst du? Und deine Mutter hat dir einen Brief geschickt, während du geschlafen hast."

„Brief?", frage ich verwirrt. Sie schickt doch keine Briefe...

Sie zeigt auf meinem Handy.

„Sag mal... du weißt doch zufällig, was das für ein Gerät ist?", frage ich vorsichtig und hebe meinen Handy auf, der auf dem Boden lag.

„Ein komisches Ding, das die ganze Zeit Geräusche macht und Briefe versendet?", fragt sie zurück.

„Ach komm schon. Verarsch mich nicht, wer weiß heutzutage nicht, was ein Handy ist? Ich meine, wir leben im 21. Jahrhundert!", lache ich und klopfe ihr auf die Schulter. Sie sieht mich bloß schweigend ernst an.

„Ernsthaft...", ich schüttle den Kopf, „Das ist ein Handy, ein Telefon. Damit kannst du Leute anrufen und SMS verschicken", erkläre ich und wedle mit meinem Handy hin und her. Sie nickt bloß und holt einen kleinen Fledermaus aus der Tasche.

„Nennt man sie heute Handy?", fragt sie unwissend.

„Nein, das ist eine Fledermaus. Ein Handy ist kein Lebewesen", ich schnappe mir die Fledermaus und lasse sie frei, schließe wieder das Fenster und sehe sie an.


Das Handy in meiner Hand klingelt, ich schaue aufs Bildschirm: Mama.


„Ja?"

„Schatz! Endlich kann ich dich erreichen! Wie geht es dir? Gefällt dir mein Geschenk?"

„Was für ein Geschenk?"

„Na die menschliche Puppe."

„Was für eine Pup-", sie wedelt wild mit den Armen und legt ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, „Pups", beende ich meinen Satz.

„Was?", fragt meine Mutter verwirrt.

„Was?", stelle ich eine Gegenfrage.

„Was hast du gesagt?"

„Was soll ich gesagt haben? Ich habe nichts gesagt."

„Ach egal. Solange es dir gut geht..."

„Ja, hab dich auch lieb, tschüss!", ich lege auf.

PUPPE?!", frage ich sie empört und stemme meine Hände in die Hüfte.

„Tut mir leid", sagt sie und hebt entschuldigend die Hände, „Aber das musste sein!"

„Warum?!"

„Weil... weil...", stammelt sie und blickt sich um, „Weil... ich dich wiedersehen wollte!"

„Was redest du da? Willst du mich wieder anlügen du Mogelvamp?!"

„Was? Nein! Das ist die Wahrheit!"


Wir jagen uns durch das unaufgeräumte Zimmer, während ich sie mit Kissen und sonstiges bewerfe, schwebt sie leicht über den Boden und weicht aus. Wir schreien uns solange an, bis meine Kehle anfängt, wie im Traum zu brennen. Erschöpft, will ich mich aufs Bett setzen, aber nein. Ich muss noch unbedingt über meine herumliegenden Schuhe stolpern und bin dabei mit den Kopf auf meine Tischkante zu knallen.


Wie in Zeitlupe, kommen sich die Tischkante und meinen Kopf immer näher, als würden sie beim Sonnenuntergang aufeinander zulaufen und sich bald in die Arme fallen. Ich kneife meine Augen zu und warte auf den Knall und die Schmerzen.



Victoria!"

Dracula I Love YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt