Ich mache mich auf dem Weg nach Hause, beobachte kurz den Sonnenuntergang am Bahnhof, steige in den Zug und träume vor mich hin. Meinen Kopfhörer aufgesetzt, höre ich laut dröhnend In this Moment, Whore und summe vor mich hin. An meiner Wohnung angekommen, ziehe ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe die Tür auf. Kalter Wind weht mir entgegen, Fröstelnd trete ich ein, schmeiße meine Tasche auf dem Boden und gehe in meinem Zimmer, wo das Fenster sperrangelweit offen steht und eine Vermummte Gestalt unter meine dicken Decken liegt. Die Sonne ist bereits untergegangen, gleich wacht sie auf, denke ich und gehe in die Küche. Erst einmal Pommes mit Nutella essen, Fernseher anschalten und nichts tun...
Drei Stunden vergehen und sie sitzt nicht hinter mir und bohrt einen Loch in meinem Hinterkopf, wie sie es sonst immer tut. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Zögernd stehe ich auf und laufe langsam auf die Tür, die in mein Zimmer führt zu. Stille, ich schlucke und lege meine Hand auf die Türklinke. Leise öffne ich die Tür und linse hinein. Sie liegt immer noch vermummt unter den Decken und scheint zu schlafen. Seufzend trete ich ein und verliere langsam die Hoffnung, dass sie jemals wieder verschwindet. Aber irgendwie bin ich auch erleichtert... nein, nein.
Ich strecke meine Hand nach ihr aus, plötzlich packen mich ihre kalten Hände und zieht mich erneut wie jener Tag ins Bett, unter die Decken. Erschrocken kneife ich meine Augen zusammen und bleibe ganz still und wie zum Eis erstarrt liegen. Als ich meine Augen wieder öffne, blicke ich in ihr schlafendes Gesicht.
„Ähm... hallo? Lebst du noch?", ich pikse sie an der Backe, doch sie rührt sich nicht. Ich entdecke einen kleinen Tattoo an ihrer Brust, der aus ihrem schwarzem Top herausschaut. Lange starre ich auf das schwarze etwas, kann es nicht identifizieren und gebe schließlich auf.
„Hallo? Loslassen bitte?!", ich klatsche ihr auf die Wangen, aber sie schläft tief und fest. In letzter Zeit schläft sie manchmal immer lange, wirkt erschöpft und ich frage mich warum. Vielleicht geht sie Nachts, wenn ich schlafe raus und kämpft gegen Werwölfe? Oder macht Jagt auf Menschen?
Ich bekomme bei den Gedanken Gänsehaut und sehe sie lange an. Ihr Atem ist kalt, wie es sich eben für einen Toten gehört. Seltsam, dass sie überhaupt atmet...
„Victoria...", sie öffnet langsam sie Augen und sieht mich an.
„Was?"
„Gib mir etwas zu trinken..."
„Was willst du denn? Wir haben bloß Cola und Bier... und... oh."
Ich winde mich aus ihrem Griff, der schwächer ist als sonst.
„A-also... Blut verkaufen sie nicht... im Aldi...", murmele ich leise und laufe rückwärts.
„Mord...", flüstert sie.
„N-nein... ich töte keine Leute!", erkläre ich ihr und knalle gegen die Tür.
„Lauf nicht weg...", keucht sie und setzt sich auf.
„M-mich wirst du nicht töten! Das wäre Mord!", rufe ich, bevor ich die Tür hinter mir zuknalle und abschließe.
Scheiße! Ich hab einen Vampir in meinem Haus!, meine Gedanken knallen gegen meinem Schädel und mein Herz explodiert, vielleicht pisse ich noch meine Hosen voll, wenn das so weitergeht! Ich schüttle meinem Kopf und weiß vorerst nicht, was ich tun soll. Was wenn sie jetzt stirbt? Was mache ich mit ihrer Leiche in meinem Zimmer? Scheiße, was mache ich jetzt?! Blut... wo soll ich Blut herbekommen?! Ich kann sie mich doch nicht aussaugen lassen, ich will noch nicht sterben! Warte, da ist diese alte Frau, die gegenüber wohnt! Wenn sie stirbt, ist das nicht auffällig! Nein! Was denke ich da?! Ich kann sie doch nicht opfern! Scheiße, scheiße, scheiße! Vielleicht jemand, den ich hasse? Nein, zu auffällig! Wo verkaufen sie Blut? Blut, Blut, Blut, woher? Shit! Verdammte Scheiße! Geh woanders sterben, Vampir!!!
Ich renne auf und ab, weil nicht was ich tun soll und knalle schließlich mit den Kopf gegen die Tür.
„Hey!", rufe ich, „Wenn du Blut willst, geh selbst welche holen!"
Mein ganzer Körper zittert vor Aufregung.
„Hörst du mich?!"
„Victoria...", ihre Stimme ganz nah an der Tür, „Komm her..."
„Nein! Geh und jage dein Essen selbst!", rufe ich und ziehe die Tür vorsichtshalber mit meinem ganzen Gewicht zu.
„Ich kann nicht..."
„Warum nicht?!"
„Weil ich DICH will..."
WAS?
„Was?!"
„Ich kann nur DEIN Blut trinken...!"
„WARUM?!"
„Weil du mich in dein Haus gelassen hast!"
Einen lauten Knall gegen die Tür. Ich weiche zurück. Scheiße, die läuft jetzt wild! Was mache ich jetzt?! Ich wusste es! Ich hätte sie schon lange aus meiner Wohnung werfen sollen!
Ich raufe mir die Haare und sehe mich panisch um. Wo kann ich mich verstecken?!
Schnell krabble ich in den Schrank im Flur. Scheiße, was mache ich hier? Besser raus aus der Wohnung!
Ich will gerade wieder aus dem Schrank steigen, als sie Tür auffliegt und mich in den Schrank einklemmt.
Scheiße... es kann nur noch schlimmer werden.
„Victoria!", knurrt sie leise und kommt aus meinem Zimmer. Ich halte mein Atem an und beobachte sie leise aus meinem Versteck.
„Vikky...", sie zerrt die aufgeflogene Tür fort und öffnet den Schrank. Schreiend will ich weglaufen, doch sie hält mich fest, packt meinen Nacken und beißt hinein. Das Blut tropft auf dem Boden, ich spüre, wie ich immer schwächer werde und das brennen an meinem Hals ist unerträglich.
„L-lass mich los!", ich versuche mich zu wehren, aber es brennt bei jeder Bewegung nur noch mehr.
„La-...", langsam verliere ich mein Bewusstsein und meine Vision verschwimmt.
Ich spüre noch, wie sie mich loslässt und wie ich langsam nach hinten kippe, bevor sie mich in den Armen nimmt und in mein Zimmer trägt.
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Dracula I Love You
VampirDas junge Mädchen, Vikky, stolpert eines Tages in eine Vermummte Gestalt hinein. Dabei stellt sich heraus, dass diese Gestalt ein perverser Stalker ist, der sie bis nach Hause verfolgt. Doch die Geschichte nimmt einen ganz anderen Lauf, als sich die...