Kapitel 5

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Verzweifelt suchte ich nach einer passenden Antwort darauf. Aber, irgendwie hatte er ja recht. Es könnte wirklich nur ein Zufall gewesen sein. Seit wann war ich denn Paranoid?
Am ende brachte ich dann ein klägliches »Oh...« herraus. Wenn das niedlich sein nicht schon gestern, nach der Begegnung in der Nebenstraße verflogen war, war es definitiv jetzt vorbei. Dann fing er schon wieder an zu grinsen. Dieses schiefe grinsen, welches ihn unglaublich hübsch aussehen ließ. Ich bemerkte, wie mir langsam aber sicher, die Röte ins Gesicht schlich. Also sah ich an ihm vorbei Richtung Boden. Jetzt war es sowieso egal.
»Ich - ich geh dann mal da rein.«, meinte ich schließlich nach einer Weile des peinlichen Schweigens und deutete mit dem Daumen auf den Laden hinter mir. Noch nie hatte mich jemand so nervös gemacht, wie dieser Junge. Es machte mich wahnsinnig, keine normalem Sätze mehr herauszubringen!
»Dann viel Spaß im Spielzeugladen.« Wieder dieses Grinsen konnte er das mal lassen? »Was soll ich lassen?« Sein Grinsen schien immer breiter zu werden, falls dass überhaupt möglich war.
Ich musste wahrscheinlich ziemlich verwirrt aussehen, denn er fing kurz an zu lachen. »Naja, du sagtest eben: Könntest du das vielleicht mal lassen?«
Mein innerliches ich hatte definitiv bereits blaue Flecken im Gesicht.
»Das Grinsen. Es bringt mich ganz aus der Ruhe.«, platzte es mir heraus, bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich da erzählte. Verdammt!
Wie sollte es auch anders sein, er fing erneut an zu grinsen. »Ist das so?«, fragte er und kam einen Schritt auf mich zu.
»Ich - nein, also - äh..., ich geh jetzt!« Wieder lachte er kurz auf.
Gerade öffnete ich die Tür, da hielt er mich am Arm fest.
Bitte, bitte lass mich gehen bevor ich noch mehr Schwachsinn von mir gebe! Flehte ich innerlich und hoffte, dass nicht schon wieder laut gesagt zu haben.
»Kann ich deine Nummer haben?«
»Meine Nummer. Handynummer?«, hakte ich nach und mein inneres ich musste erneut einstecken.
»Ähm..., ja.«, es klang eher wie eine Frage, als eine Antwort.
»Ja, klar, okay.«
Ja, klar, okay. Warum nicht noch 'natürlich', 'gerne' und 'wieso nicht'? Ich muss unbedingt nachdenken bevor ich die Wörter aus meinem Mund lasse.
Etwas unordentlich schrieb ich meine Nummer auf ein abgerissenes Stück Papier aus einer Zeitschrift. Direkt über der Anleitung, wie man am besten seine Augen schminkt, stand nun etwas schief meine Handynummer. Schnell gab ich ihm das Papier Stückchen und schlüpfte endlich in den Spielzeug laden.
Ich landete in einer kunterbunten Kinder Traumwelt. Wo man nur hinsah, überall waren Spielsachen aller Art. Täuschend echt aussehende kleine Hunde, Katzen, Hasen und was es noch so alles Haustiere gab, welche original getreu laufen konnten. Sogar die jeweiligen Geräusche ahmten sie perfekt nach. Eine süße Idee, aber wenn ich Lilo soetwas schenken würde, würde es mich höchstwahrscheinlich zu Tode nerven. Ich wandte mich ab und stieß mit einer Verkäuferin zusammen. Sie trug ein blau-rot gestreiftes T-Shirt mit dem Logo des Ladens darauf. »Verzeihung! Kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen sie etwas bestimmtes?« Sie wirkte etwas aufgedreht, aber dadurch irgendwie sympathisch. »Nein, ich wollte nur mal sehen ob ich etwas für meine kleine Schwester finde. Sie ist vier Jahre alt.«
Die Verkäuferin, ich schätzte sie war eher eine Praktikantin, denn sie wirkte nicht viel älter als mich, nickte, lief an mir vorbei und winkte mich hinterher. »Also, hier hätten wir die typischen Mädchen Spielsachen. Puppen, Spielfiguren, dazugehörige Kleidung, Kuscheltiere...« Es kam mir vor, als würde sie mir jedes einzelne Produkt, dass ihr ins Auge fiel aufzählen. Stumm nickte ich nur und sah aufmerksam zu, als sie mir einige Sachen zeigte. Ich hatte aufgehört genau zuzuhören, wenn sie etwas erklärte und sah stattdessen immer nur zu, was sie nun wieder fallen ließ, oder welches äußerst interessante Prudukt sie fand. Ich musste über ihre aufgedrehte Art schmunzeln.
»Ach ja? Gut, dann packe ich es gleich mal ein! Wenn sie mir bitte zur Kasse folgen würden.« Meinte sie plötzlich und eilte an mir vorbei mit einem ziemlich großen, pink farbenen Teddybären der eine hellblaue Schleife um den Hals gebunden hatte, im Arm.
Ähm, was? Ich wollte gerade widersprechen, doch dann fiel mir mein ständiges Nicken wieder ein. Wahrscheinlich hatte ich gerade ausversehen einem kauf zugesagt. Na gut, was solls. Hier hätte ich mich sowieso nicht entscheiden können. Also lief ich schnell hinter ihr her um den monströsen Pinken Teddy zu bezahlen.
Die verwirrte Verkäuferin (oder auch Praktikantin), suchte verzweifelt nach einer Tüte die groß genug für diesen Teddy war, vergebens. »Tut mir leid, ich fürchte die großen Tüten sind ausgegangen. Heute waren viele Kunden und... aber im Lager könnten noch welche sein!«
»Nein, schon gut. Dass geht so«, erwiderte ich schnell, bevor die arme noch durchdrehte. Sie murmelte noch ein »Okay«, und tippte auf dem Kassierpad rum, bis sie es mir vorhielt und ich meinem linken Daumen darauf hielt. Als das Pad piepte, nahm ich meinen Daumen wieder runter, schnappte mir den Monster Teddy und verabschiedete mich von der Angestelltin.
Zuersr hatte ich Probleme die Tür zu öffnen, schaffte es dann aber doch, gerade noch rechtzeitig bevor die tollpatschige Praktikantin mir zu Hilfe eilen konnte.
Auf der Straße wimmelte es nur von Menschen. Und mit diesem riesigen pinken Teddy konnte ich es vergessen, nicht aufzufallen. Na schön Monsterpinki. Bringen wir es hinter uns und holen Lilo ab.

Licht MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt