Das hässliche Entlein...

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Während der ersten sechs Schulstunden, hatte ich unser kleines Anhängsel schon wieder vergessen. Sie war immer in meiner Nähe, aber auch immer im Schatten. Erst als die Mittagspause war und ich mich mit meiner Clique an unseren Tisch in der Kantine setzten wollte, meldete sie sich wieder zu Wort:"Ahm, Kayci? Ich müsste mal, wo ist die Toilette?"
Sie grinste mich schief an. Was, war das ihr Ernst? Ihr war schon bewusst, dass uns gerade die ganze Schule zu sah. Schnell sah ich mich um, aber es war schon zu spät. Ein Junge rief:"Hey, schau mal, weißt du wer das ist, mit dem Kayci da redet? Muss ja jemand besonderes sein... Oder neee, schau mal der ihre Klamotten an. Ich wusste gar nicht dass Kayci sich auf so ein Niveau herunter begibt, komm, lass weiter erzählen!"
Wutendbrand starrte ich sie an. Ihr kleines Lächeln verschwand.
"Ich habe gesagt, du sollst Abstand halten und bei deiner tollen Frage, hättest du auch diesen Nerd da drüben fragen können!" zischte ich sie an und zeigt auf einen Jungen mit fetter Brille und Agne, der als er bemerkte, dass er gemeinte wurde, rot wurde, seine Brille nach oben schob und mir mit einem dummen Grinsen zuwinkte.
"Ja, tut mir leid, Kayci, ich weiß dass du mich nicht magst, aber es hat einen Grund warum ich hier bin und ihr mir helfen sollt! Mein Dad ist..."
"Das interessiert mich jetzt überhaupt nicht, was dein Dad ist! Tatsache ist allerdings, dass du jetzt mit mir hier in der Schule gesehen wurdest und du mein Image gefährdet ist! Wir beide werden dir jetzt neue Kleider holen gehen, dann richte ich dich ein Bisschen hin, weil so kannst du nicht bleiben und wenn irgendjemand dich anspricht redest du nicht mit dieser Person, kapiert?"
Sie nickte. Mit einem seufzen zerrte ich sie hinter mir in die Toiletten und drückte ihr ein paar Schminksachen in die Hand.
"Fang schon mal selber an, ich kümmere mich um die Kleider!"
Ich schnappte mein Handy und wählte Abigails Nummer. Es fiel mir leicht das hässliche Entlein zu ignorieren.
"Du, Kayci, wir müssen echt unbedingt mal reden! Hat deine Mutter dir noch nichts erzählt? Mein Dad ist aus Ame... und hat deine Ma..."
Den Rest hörte ich nicht mehr, da Abigail abnahm
"Heyyyy Kayyyc, du warst plötzlich weg, was ist los? Die erzählen hier die ganze Zeit irgendwas von dir und einer komischen Neuen... Was hast du gemacht?"
"Oh.Mein.Gott! Abigail! Du glaubst es nicht! Du erinnerst dich doch an das hässliche Entlein heute Morgen?..."
"Ahhh, achso, die Neue"
"Unterbrich mich nicht! Ich habe ihr doch eindeutig gesagt, dass sie wenn sie Fragen hat nicht mich fragen soll!..."
"Ja, das hast du?!"
"Un.ter.brich.mich.nicht!"
"Sorry Kayciii"
"Also, sie kam dann zu mir her und hat mich gefragt wo die Toiletten sind... Mitten in der Kantine... Alle haben es gesehen! Jetzt muss ich sie auch noch stylen, so kann uns doch keiner mit ihr sehen!"
"Ja, auf jeden Fall."
"Unterbrich mich nicht!"
"Sorry, Kayc, dachte du wärst fertig..."
"Hast du hier noch irgendwo in deinem Spind deine Klamotten von früher, als du noch so fett warst?"
"Ja, klar Kayci Schätzchen... Ich bring sie vorbei... In welcher Toilette seid ihr?"
"Vor der Kantine."
"Natürlich."
Ich sah zu dem hässlichen Entlein. Sie starrte mich an.
"Kanns sein, dass du dich ein Bisschen sehr reinsteigerst Kayci?"
"Nein?"
"Ahmm Ok... Du hast mir auch nicht zugehört, oder?"
"Nein und so wies aussieht du mir auch nicht, obwohl das in diesem Fall sehr notwendig ist!"
Um meine Worte zu betonen sah ich auffällig an ihr hoch und runter und blieb schließlich an den unangerührten Schminksachen in ihre Hand hängen.
"Du kannst dich nicht schminken, oder?"
"Ühm, nope." Sie grinste.
Ich verdrehte die Augen schnappte mir die Schminke und fing an, ihr Gesicht wenigstens etwas ins hübsche zu rücken.
"Mann Kayci, jetzt wirklich mein Dad und deine Ma..." Fing sie schon wieder an. Jetzt reichte es mir aber!
"Nicht bewegen!" schnautzte ich sie an. "Wir warten jetzt auf Abigail und dann benimmst du dich wie ein neues Mädchen, das versucht sich bei uns beliebt zu machen! Das ist ein Befehl!"
"Nur wenn ich dir später das erzählen darf, was ich dir schon die ganze Zeit versuche zu sa..."
Mit einem lauten Knall ging die Tür auf und Abigail kam mit einem Stapel Kleider herein.
"So, hier ist die Bestellung!"
"Gut gemacht Abi."
Schnell verpasste ich... Wie hieß sie eigentlich? Egal, unwichtig, ich verpasste ihr noch einen Liedstrich und betrachtete mein Werk.
"So, hässliches Entlein, zieh deine Kleider an und dann erinnere dich daran, was ich gesagt habe."
Sie verschwand mit den Kleidern in eine Toilette. Zwei Minuten später hörte man zaghaft ihre Stimme:"Du Abigail, ich dachte diese Kleider stammen aus einer Zeit in der du dick warst?"
verwirrt starrte Abigail auf die verschlossene Tür.
"Ja, ich war ziemlich fett, wieso?"
Vorsichtig wurde die Tür geöffnet und sie schlüpfte heraus.
"Jetzt weiß ich, was Röhrenjeans bedeutet!" Sie strich sich die Falten glatt.
"Hab dich nicht so, wirst schon überlebenden." meinte ich zu dem Look, der ihr wirklich etwas zu eng war... "Du weist wie du dich benehmen musst!"
So verließen wir die Toilette, um uns in die Kantine zu begeben. Drinnen wartete auch Nicolas. Ich sprang ihm lächelnd entgegen. "Hey, babe."
"Hey, Kleines, was ist denn passiert? Alle reden über so eine Neu..."
"Jaja, weiß schon. Siehst du das da? Wir haben es nur etwas hingerichtet, damit wir nicht ganz so scheiße rüberkommen, wenn sie schon mit uns abhängen muss!"
Er lächelte
"Na dann ist ja alles gut, setzt dich zu uns."
Der Rest des Tages verlief wieder wie gewohnt, als die Schüler geschnallt hatten, dass das hässliche Mädchen eine verzweifelte Neue war, die so schnell wie möglich versuchte beliebt in ihrer neuen Schule zu werden und meinte das nur zu schaffen, wenn sie sich an die beliebtesten der Schule ranschleimte. Nach dem Schulgong ging meine Mädchen Clique zusammen mit Nicolas Jungs Gruppe gerade lachend aus den Schulhaus, als ein komischer Mann in Anzug mit ausgebreiteten Armen diereckt auf uns zu lief. Wir verstummten alle und starrten ihn an.
"Hallo, meine Lieben, euer lieber Direktor hat mir schon erzählt, dass ihr auf meine kleine Hanna aufpasst."
"Wer bitte ist Hanna!?" fragte Ava. Genau die Frage die ich am Liebsten jetzt auch gestellt hätte.
"Na, meine Tochter da hinten. Das müsste euch doch bewusst sein."
Er zeigte auf das hässliche Entlein, das verlegen winkte.
"Wie ich sehe, tut dein Aufenthalt hier dir gut, du scheinst deinen Stil zu entwickeln" sagte er zwinkernd mit einem Blick auf sie.
"Naja Dad, wie mans nimmt, Kayci hat mich nur..."
"Kayci? Wo ist sie denn, das Mädchen?"
Er sah uns alle nacheinander diereckt in die Augen. Ich hob meine Hand.
"Hi, ich bin Kayci."
"Ah, es ist schön dich kennenzulernen, Kayci. Verstehst du dich gut mit Hanna? Ich hoffe ja, schließlich sollte das mit euch beiden gut gehen, wenn wir uns alle zusammen ein Haus teilen. Du, Hanna, ich und deine Ma Brighit, wir werden bestimmt eine schöne Familie! Ich bin mir sicher in unserem Haus in Amerika wird es dir gefallen. Wir haben eine vierstöckige Villa und einen Pool. Magst du Tiere? Hundert Meter weiter von uns ist ein großer Pferdehof. Außerdem haben wir noch einen Hund, zwei Ka..."
Den Rest hörte ich nicht mehr. Alles fühlte sich für mich wie in Trance an und ich verstand garnichts mehr. Woher kannte dieser Typ den Namen meiner Mutter? Was meinte er mit, eine schöne FamilieUnd... Nach Amerika? Das konnte nicht stimmen! Obwohl... Jetzt erinnerte ich mich an die mehrmaligen Versuche des hässlichen Entleins, ähhh Hanna, mir irgendwas mit ihrem Dad und meiner Ma zu sagen. Warum hatte meine Mutter mir nichts gesagt? Ich sakte auf meine Knie. Und dann... Keine Ahnung, was dann war...

Tschüss, meine schöne, alte Welt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt