Ich bekam dann alles nur noch so halb mit. Alle fingen an zu schreien. Nicolas nahm mich auf seine Arme und trug mich zu seinem Auto. Ich bekam mit, wie der Mann darauf bestand mich zu fahren, Mutter ja nicht zu Hause sei und er mich gleich dort hinbringen konnte. Irgendwann hatte Nicolas nachgegeben, wollte mit seinem Wagen aber diereckt hinter uns bleiben. Im Auto bekam ich mit, wie Hanna wild auf ihren Dad einredete, er hätte nicht gleich so stürmisch kommen sollen, sie hätte selbst schon herausgefunden, dass meine Ma mir noch nichts erzählt hatte. Warum er nicht einfach hätte ein Bisschen vorsichtiger sein können.
Bei uns zu Hause wurde ich auf unser Sofa gelegt und er rief meine Mutter an. Nein, das durfte er nicht! Sie hatte immer so Stress in der Arbeit... Aber obwohl... War mir doch egal. Ich gab mich jetzt erst mal diesen furchtbaren Kopfschmerzen hin.***
Als ich wieder aufwachte, lag ich noch immer auf dem Sofa. Auf meine Stirn hatte jemand einen nassen Waschlappen zum Kühlen gelegt. Warte mal, mein Make-up!
Um das Sofa herum saßen meine Ma und Hanna. Den Mann konnte ich nicht entdecken. Ich blinzelte zu meiner Mutter.
"Du bist mir eine Erklärung schuldig!"
Sie fing an zu weinen und drückte sich ein Taschentuch auf ihre Augen. Anscheinend hatte sie schon vorher geweint, denn ihre Wimperntusche war komplett verschmiert.
"Hallo, mein Mädchen. Schön, dass du aufgewacht bist. Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht!"
Der Typ kam ins Zimmer mit einem Glas Wasser in der Hand.
"Oh, Kayci, du bist aufgewacht. Zum Glück. Tut mir leid, ich wusste nicht dass deine Mutter dir noch nichts erzählt hatte." er reichte mir das Glas, während wir alle Ma ansahen. Er besonders vorwurfsvoll. Sie seufzte.
"Tut mir leid, Kayc, ich wusste nicht wie ich es dir hätte sagen sollen."
"Wie lange weißt du es schon?"
"Ungefähr eine Woche. Ethan reist schon längere Zeit zwischen Amerika und hier wegen der Arbeit herum. Dort haben wir uns auch kennengelernt. Vor einer Woche also, haben wir dann beschlossen nach Amerika zu ziehen. Damit ihr euch besser kennenlernt, habe ich vorgeschlagen, dass Hanna vorerst in deine Schule geht. Irgendwie hatte ich wohl gehofft, dass sie den Teil mit dem Erklären übernimmt. Das war falsch."
"Also, Mrs Gregeory!" Hanna sah meine Mutter entrüstet an.
"Aber Hanna, du weißt doch, dass du mich Brighit nennen darfst."
"Also, Mrs Gregeory!"
Meine Mutter seufzte.
"Ja, es war falsch. Ich hätte es dir persönlich sagen sollen. Vorallem weil du jetzt bestimmt eine Menge Fragen hast..."
"Ja, hab ich! Wo ist mein Handy? Soll ich etwa den ganzen Fame, den ich mir so hart erarbeitet habe aufgeben? Weißt du was du mir antust? Ich muss mein Leben in Amerika erst wieder ganz neu aufbauen! Meine Clique! Mein Freund!"
Hanna reichte mir mein Handy.
"Du hast einen Freund?" kam es von meiner Mutter.
"Ja, hab ich!"
Ich schrieb in unseren Cliquen Chat:
Hi Mädels, ich bin wieder wach! Könnt ihr das glauben? Ich muss wahrscheinlich in Zukunft mit dem hässlichen Entlein in einem Haus wohnen! Wer kommt vorbei?
Kurz darauf kam mit einem leisen Pling eine Nachricht von Emily:
Hi Mäuschen... Wilder Tag heute. Ich bin gleich bei dir. Wir schauen, was wir tun können.
Ich sah wieder zu den Anderen. "Gleich kommt Emily."
Keiner bewegte sich. Waren die irgendwie dumm, oder so?
"Das heißt dass ihr gehen könnt. Ich habe inzwischen genug von euch."
Ich winkte genevt mit meiner Hand in Richtung Türe. Meine Mutter erhob sich schwerfällig. Hanna blickte ihr hinterher und sagte zu mir:"Kayci, ich weiß dass ich kein Ersatz für deine Freundinnen sein kann, aber mir fällt es genauso schwer wie dir und wenn wir hier weg sind und du mit deiner Clique nicht mehr reden kannst, ich bin da, du kannst gerne zu mir kommen! Schließlich sind wir jetzt sowas wie Schwestern."
Damit stand sie auch auf und verschwand ebenfalls.
Warte mal, sowas wie meine Schwester? Stimmt, ihr Dad, meine Ma... Ohje, was war das denn für ein Bild auf mich, wenn ich mit der auftauchte? Wie alt war sie eigentlich?
"Hör mal Kayci" sagte eine männliche Stimme. Ach, Ethan war ja immernoch da. "Es ist nicht nur für dich schwer. Deine Mutter hat lange überlegt als ich ihr dieses Angebot gestellt habe. Auch wegen dir. Hauptsächlich wegen dir. Sie weiß wie wohl du dich hier fühlst und wollte dir das nicht nehmen. Wenn du so reagierst, wird sie sich noch mehr Vorwürfe machen."
Gedankenverloren sah ich ihn an.
"Wie alt ist Hanna eigentlich?"
Er seufzte.
"Sie ist 15. Also deine neue jüngere Schwester."
"Ahmmm, über das Schwester reden wir nochmal!"
"Wie du meinst... Ich möchte nur dass du verstehst, dass du es deiner Ma nicht noch schwerer machen solltest, als es ihr eh schon fällt."
Genervt sah ich ihn an.
"Jaja, passt schon."
Bildete der sich etwa ein, mir irgendetwas sagen zu können? Vorallem, wem konnte es bitte momentan schwerer fallen als mir? Sie hatte es sich schließlich selber ausgesucht.
"Was ist denn mit Hannas Ma?"
"Sie...sie ist als Hanna ein Baby war an einem Autounfall gestorben. Hanna war in dem Moment zum Glück bei ihrer Nanny, deshalb konnte ihr nichts passieren."
Ich starrte ihn an. Jede Bewegung kam mir im Moment falsch vor, also tat ich garnichts und blieb ruhig sitzen. Ihm traten Tränen in die Augen.
"Ich war zu dem Zeitpunkt in Frankreich, wegen meiner Arbeit. Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht als der Anruf später gekommen ist. Jede Hilfe kam zu spät!" er seufzte
Ich starrte ihn noch immer an. Wars das? Mein Bein schlief gleich ein! Aber... Neiiiin!
"Aber mach dir keine Gedanken. Ich habe mich jetzt in deine Mutter verliebt und wir werden eine neue Familie."
Er strich ich eine Träne von der Wange und blickte mir in die Augen. Dann drehte er sich um und ging. Als die Tür zuging erwachte ich endlich aus meiner starren Haltung. Mein Fuß war echt eingeschlafen. Aber mir blieb kaum mehr Zeit ihn wach zu schütteln, denn es klingelte schon an unserer Türe. Schnell sprang ich auf, bevor jemand Anderes es vor mir tuen könnte.***
Emily und ich umarmten uns, als ich die Türe öffnete. Sonst redeten wir immer total viel ab der ersten Sekunde in der sie bei mir war. Doch diesmal war es anderes. Ich spürte, dass sie mich etwas wichtiges fragen wollte. In meinem Zimmer schien sie es kaum mehr auszuhalten und sobald wir uns auf mein Bett gesetzt hatten, platzte es auch schon aus ihr raus: "Kayc, ich weiß das kommt jetzt total unpassend, aber wenn du nach Amerika ziehst, werden du und Nicolas bestimmt nicht mehr lange zusammen sein, weil Fernbeziehungen halten nie lange. Ähm, hab ich gehört. Jedenfalls... Nicolas braucht doch wenn du weg bist eine neue Nummer 1! Das werde ich sein!"
Selbstsicher sah sie mir entgegen. Ich war wieder in meine Schockstarre gefallen. Aber nicht lange. Ich spürte wie Wut in mir hoch kam. Als Emily das bemerkte veränderte sich ihr Gesichtsausdruck schnell. Jetzt sah sich mich ängstlich an. Das kannte sie nicht von mir. Emily, Nicolas neue Freundin! Undenkbar! Jedenfalls für mich, für Nicolas auch? Aber... Das ging doch garnicht! Emily war eine 2 Nicolas eine 1! Ich entspannte mich einwenig. Aber Moment! Wenn ich doch weg war... Dann rutschte Emily auf die Nummer eins. Die gleiche Nummer wie Nicolas. Das neue Traum Pärchen in unserer Schule. Nicolas würde niemals mit der "alten 1" zusammen bleiben. Das würde garnicht gut kommen. Ich blickte sie wutverzerrt an. Ich musste mich wirklich zurückhalten ihr nicht einmal kräftig ins Gesicht zu schlagen. Oder am liebsten zweimal! Auf ihr kleines perfektes Näschen!
Schockiert blickte Emily zurück. Besänftigen streichelte sie mir über den Arm.
"Kayc, ich weiß..."
Ich schlug ihre Hand weg und sprang auf.
"Nein Emily! Du musst mir jetzt garnichts mehr sagen! Verschwinde einfach!"
Ich fasste sie grob am Handgelenk und zerrte sie aus meinem Zimmer.
"Kayci, KayciKayciKayci! Was ist denn los!? Hör mir doch zu!"
"Nein. Jetzt hörst du mir mal zu! Ich habe euch angeschrieben weil es mir schlecht geht! Ich bin gerade noch in Ohnmacht gewesen! Ich werde bald nach Amerika ziehen und alles hier aufgeben müssen! Ich hätte jetzt eine Freundin gebraucht die mir zuhört! Nicht jemanden wie dich der nur kommt und alles schlimmer macht! Mir nur erzählt, dass sie wenn ich weg bin mir erstmal meinen Freund ausspannen wird!"
Wir waren bei der Tür angekommen. Inzwischen fiel es mir schwer meine Tränen zurück zuhalten. Aber so weit würde es nicht kommen, dass ich jetzt auch noch vor ihr in Tränen ausbrach. Grob riss ich die Tür auf und schleuderte sie fast nach draußen.
"Verschwinde einfach Emily! Und komm auch nicht wieder!"
Dann knallte ich ihr die Tür vor der Nase zu. Ich konnte noch immer nicht glauben was alles passiert war. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Meine Tränen lösten sich und fingen an zu laufen. Ich sank auf die Knie und heute alles raus.
Irgendwann spürte ich wie eine Hand min an der Schulter berührte und eine Stimme die sagte:"Kayci? Alles ok?" Eigentlich wollte ich die Stimme anschreien und ihr sagen, sie solle weggehen, aber nicht mal dazu hatte ich Kraft. Ich wurde um die Schulter gepackt und hochgehoben. Jetzt erkannte ich wer es war. Hanna. Ich lehnte mich an sie und zusammen schleppte sie wir mich in mein Zimmer. Ihr war es dabei anscheinend völlig gleichgültig, dass ich ihre komplette Schulter vollrotzte.
Oben angekommen setzte sie mich auf meinem Bett ab und nahm mich in den Arm. Ich lies nochmal alles an ihrem T-shirt raus. Omg, ihr armes T-shirt. Angestrengt, versuchte ich meinen Tränenstrom auf die Reihe zu bekommen. Aber zwecklos. Nichts gehorchte mir mehr. Ich konnte mich nicht mal mehr zur Seite rollen. So blieben wir eine Ewigkeit. Jedenfalls so lange, bis mein Körper nicht mal mehr Kraft zum Weinen hatte und ich einschlief.
DU LIEST GERADE
Tschüss, meine schöne, alte Welt!
RandomKayci lebt in einer schönen, heilen Welt. Sie lebt mit ihrer Mutter in einem großen Haus, ist das beliebte Mädchen der Schule und kann tun und lassen was sie will. Was sie aber nicht weiß, ist dass ihre Mutter sich in einen Mann aus Amerika verliebt...