Die ersten die nach langer Zeit mal wieder etwas von mir hörten, waren die Jungs.
Louis öffnete mir die Haustür unserer riesigen Villa, vor der ich stand.
Und er schien geschockt. So schlimm?, wollte ich fragen, aber ich brachte die Worte nicht heraus.
Wortlos zog Louis mich durch den Hausflur in Wohnzimmer und setzte mich dort auf das große Sofa.
Sophie, unsere Hausmutter rief von der Küche aus: „ Lou, wer war das an der Tür? Sag dem Mädchen...“ , sie kam ins Wohnzimmer, „ ...dass es die Schuhe ausziehen soll.“
Seuzfzend setzte sie sich neben mich und strich mir die Haare aus den Augen.
Augen sind das Fenster zur Seele , hatte sie früher immer gesagt.
Unsere Mary Poppins, wie Harry sie manchmal, fast liebevoll nannte. Aber nur fast.
In ihren Augen konnte ich Trauer lesen. Endlose Trauer.
„Was hast du bloß angestellt, mein Junge...“ , sagte sie leise, fast zu sich selbst.
Als ich von Sophies blauen Augen aufsah, bemerkte ich, das auch die anderen drei Jungs es geschafft hatten in diesem riesigen Haus das Wohnzimmer zu finden.
Alle vier sahen mich mitleidig an. Plötzlich stieg Wut in mir hoch.
„Starrt mich doch nicht alle so an!!! Bin ich ein Forschungsobjekt???“, schrie ich, die Tränen standen mir in den Augen.
Dann sackte ich in mir zusammen. „Ich will euer Scheiß- Mitleid nicht...“
Sophie sah mich traurig an. Dann ging sie wortlos in die Küche zurück.
Es tut mir leid, wollte ich sagen. Verzeih mir. Aber die Worte wollten mir nicht über die Lippen dringen.
Ich wollte das doch garnicht, Sophie. Hilf mir doch.
Aber in dieser Sache konnte nur ich selbst mir helfen. Ich ganz allein.
Als ich gerade gehen wollte, kam Sophie mit einem Stück Kuchen aus der Küche.
Ihre Augen waren tränenverquollen, aber sie schaute mich mit starkem Blick an.
Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte, was mir aber wahrscheinlich ziemlich misslang.
Dann kam sie zu mir, und zog mich in ihre Arme.
Die Schürze, die sie trug war voller Kuchenteig, aber das störte mich im Moment herzlich wenig.
„ Es tut mir Leid“, waren die einzigen vier Worte, die mir über die Lippen kamen.
Sophie drückte mich noch fester an sich und flüsterte ihrerseits: „ Pass auf dich auf, Niall. Das Leben geht weiter, auch wenn sie nicht überlebt.“ Jetzt fing sie auch schon so wie die Ärzte an!
Die Wut von vorhin kam schlagartig zurück.
„Was weißt du denn schon??? Sie wird überleben!!!“, schrie ich und mit diesen Worten und unter Tränen verließ ich das Haus.
Eigentlich wollte ich abhauen. Einfach raus aus der Stadt, in die endlose Freiheit und mir ein Stückchen davon abschneiden. Aber meine Füße wollten anscheinend nicht so.
Sie führten mich zum Krankenhaus und in Claires Zimmer.
Dort setzte ich mich auf den, glaube ich, eingens für mich angeschafften Liegestuhl, neben ihrem Bett.
Und dachte nach.
Ich dachte darüber nach was ich zu Sophie gesagt hatte, als ich voller Wut aus dem Haus gestürmt war.
Den Kuchenteig hatte ich sogar noch an meinem T-Shirt kleben.
Ich dachte daran, wie Sophie mir mal erzählt hat, dass sie schon mehrere Männer hatte. Ich dachte darüber nach, dass sie ja auch noch nicht viel älter war als wir. Ich dachte darüber nach, dass sie gesagt hatte das sie drei der vier Männer überlebt hat. Drei Unfälle bei denen sie nicht dabei war. Der vierte hatte sich von ihr getrennt.
Und jetzt tat mir leid was ich gesagt hatte.
Ich sah Claire an. Wurde müde. Und müder. Und schlief ein.
Am nächsten Morgen wachte ich durch ziemlichen Lärm auf. Mein Nacken tat unglaublich weh und meine Wimpern klebten zusammen. Ich zog das zerknitterte T-Shirt etwas grade, stand auf und streckte mich. Es knackte mehrmals als sich die Wirbel in meinem Rücken wieder an ihre vorbestimmte Stelle bewegten. Ein letztes Mal sah ich zum Bett, dann verließ ich ohne ein Wort das Zimmer. Hätte sowieso alles nur schlimmer gemacht.
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Hallihallo ihr lieben:)
Hier das vierte Kapitel in überarbeitet. Werde mir jetzt Mühe geben den Rest der Story zu überarbeiten damit es endlixh weiter gehen kann.
Liebste Grüße an meine Hinterlandskinners
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Weil du atmest [GOES ON]
FanfictionEine Geschichte über Gefühle. Viele Gefühle. Eine große Liebe und einen großen Verlust. Darüber, wie die Liebe einen kaputt machen kann. Wie sie einen von innen auffrisst. Wie man mehr und mehr von seiner Persönlichkeit verliert. Und darüber, wie e...