Kapitel 3

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Sicht: Gabriel

Schon bevor Shirin in meiner Kasse war beeindruckte mich dieses Mädchen. Ständig gab es Gerüchte um sie, ständig wurde gelästert, aber sie war anders als ich dachte. Wonach wir zusammen mit dem Bus nachhause gefahren waren, veränderte sich meine Meinung zu ihr. Ich hatte in ihr immer dieses Partygirl ohne Gefühle gesehen, aber sie redete wenig. Ich saß also neben ihr, unsere Knie berührten sich und dabei wurde mir plötzlich schlagartig warm. "Holst du mich morgen ab? Ich nehme den Bus um 7:52.", sagte sie schnell, bevor sie aufstand und an mir vorbei Ausstieg. "Ja klar.", meinte ich schnell, doch sie hatte unseren Wagon bereits verlassen. Nein, ich könnte nicht um 7:52 mit ihr Bahn fahren. Um 8:00 fängt die Schule an und dann käme ich zu spät. Aber ich hatte zugesagt. Und irgendwas an ihr zwang mich, es nicht zu bereuen.

Also stand ich am nächsten Morgen spät auf. Ich saß statt um 7:30 erst um 7:45 auf der kalten Bank in der stickigen Bahn. Noch 3 Haltestellen. 2,1... Und schließlich öffnete sich die Tür und sie betrat die Bahn. "Hey Gabs", sagte sie und wandte sich um um nach einem Platz zu suchen. Noch nie zuvor hatte mich jemand anders genannt als Gabriel, aber es gefiel mir und ich hatte nichts dagegen. Nach einigen Sekunden gab sie die Suche auf und ich bot ihr höflich meinen Platz an. Zu meinem Erstaunen nahm sie ihn an und setzte sich hin. Ich war unsicher, worüber ich mit ihr reden sollte. Worüber redet man in meinem Alter, außer Schule? Als die Bahn wieder die Türen öffnete, trat ein großer Junge ein, ich schätzte ihn auf 16 Jahre. Er umarmte Shirin und blickte herablassend auf mich. "Dann bist du wohl Gabriel.", sagte er abfällig. "Ja", meinte ich leise. "Hast du?", fragte Shirin geheimnisvoll. Wovon redete sie? "Ja.", meinte er und zuckte mit den Augenbrauen. Und dabei wurde mir klar, wer dieser Junge war. Moritz, er ging 2 Stufen über mir auf unsere Schule, kam aber nur gelegentlich zum Unterricht.
Wir verließen die Bahn und ich lief hinter Shirin und Moritz. Ich fühlte mich etwas abgegrenzt, denn sie redeten von etwas, aber erwähnten nie wovon. Kurz vor unserer Schule machten sie Stopp und drehten sich um. Ich sah eine Zigarette in der Hand von Moritz und er zog daran. Kurz hielt er inne und stieß dann genüsslich den Rauch aus. Ich musste Husten, aber verkniff es mir. Dann gab er den Zigarettenstoppel an Shirin weiter und sie tat das gleiche. Schon jetzt kam mir der fürchterliche Gedanke, ich könnte danach dran sein. Dies bewährte sich auch, als Moritz mir den kleinen Rest hinhielt und mit rauchiger Stimme fragte: "Du auch?"
Ich wollte nicht ja sagen, ich wollte einfach nur weggehen und all diese Zeit mit Shirin vergessen und rückgängig machen. Ich wünschte, ich hätte sie nie gekannt und sie hätte nie die Klasse wiederholt...
"Ja", stieß ich hervor. Nein, nein,nein. Das könnte nicht richtig sein.
Aber ich wollte Shirin nicht enttäuschen, die mich mit offenen Augen vertraulich ansah. Also nahm ich die Zigarette. Ich steckte sie zwischen meinen Zeige- und Mittelfinger und führte sie langsam zu meinem Mund. Ich wollte das nicht, nein, nein. Aber ich musste. Ich steckte sie leicht in meinen Mund und atmete ein. Ich hielt die Luft An, um nicht in einen Hustenanfall zu verfallen. Dann stieß ich alles wieder heraus. So wie Moritz es getan hatte. Und Shirin. Mein Hals war trocken und alles was ich wollte war etwas trinken und schnell in den Unterricht, der seit 5 Minuten angefangen hatte. Moritz nahm mir die Zigarette aus der Hand und zerdrückte sie mit seinem Schuh auf dem Boden. "Ich geh jetzt in die Stadt, kommste mit?", fragte er Shirin. "Nah, hab kein Geld mehr.", antwortete sie. Dann umarmte sie Moritz und ging mit mir Richtung Klassenzimmer. Ich wollte da aber nicht rein. Ich wollte einfach nur weg von all dem. Warum musste ich nur mit Shirin gefahren sein? Ich wäre nicht zu spät und würde nicht den Rekord für die wenigsten Fehlstunden brechen. Dann standen wir vor der Tür. Ich wollte zum klopfen ansetzten. Doch Shirin blickte mich mit gerunzelter Stirn an. Was wollte sie? Dann hielt sie aus, formte ihre Hand zu einer Platte und schlug mit voller Kraft gegen die Tür. Aber warum? Hätte sie nicht einfach klopfen können? Nein, weil sie halt Shirin war. Die Tür wurde geöffnet. Von Kimberly. Sie guckte mich enttäuscht an. Aber warum?

a bad boy to go, plsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt