Kapitel 3

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Stella

Schnell rufe ich eine Dienerin damit sie die Scherben beseitigt. Zu ihrem erstaunten Blick sage ich nur: „Er ist mir auf den Boden gefallen.“ Ich bin immer noch ganz aufgewühlt von dem was eben passiert war und muss mich dringend beruhigen.

Ich beschliesse noch etwas auszureiten und dabei Ausschau nach Aaron zu halten. Obwohl es draussen schon fast dunkel ist ziehe ich meine Reitkleidung an und laufe hinunter zum Stall.  Zum Glück begegne ich niemandem der mir dumme Fragen stellen könnte. Ich sattle meinen schwarzen Hengst Melano und streichle ihm über das glatte Fell. Ich steige auf und reite aus dem Schlosshof. Meine Mutter wird gar nicht erfreut sein wenn ich bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht zurück bin. Aber sie wird sowieso nicht erfreut sein wenn sie erfährt dass ich ausgeritten bin, denn sie findet das überhaupt nicht Damenhaft. Ich treibe Melano zu einem schnellen Galopp an und presche den verlassen Weg zum Wald hinunter. Ich liebe das Gefühl von Freiheit, wenn ich galoppiere dann gibt es nur noch Melano und mich und alle meine Sorgen geraten für einen Moment in den Hintergrund.

Als ich eine Weile galoppiert bin, bremse ich Melano in einen langsamen Trab und suche mit meinen Augen den Wald nach Aaron ab. Aber ich sehe ihn nicht und es ist nun schon dunkel geworden. Ich sollte umkehren denke ich. Wie aus dem Nichts kommt plötzlich Nebel auf und ich kann den Weg nicht mehr erkennen. Verunsichert schaue ich mich nach allen Seiten um, in der Hoffnung auf einen Hinweis wo der Weg ist. Melano wiehert nervös und tänzelt unruhig auf der Stelle. Ich bemerke dass nicht mehr viel fehlt bis er durchgeht. Schnell entscheide ich mich für eine Richtung und treibe Melano an. Ein Rascheln im Unterholz bewegt Melano dazu auf die Hinterbeine zu steigen und ich falle überrascht aus dem Sattel. Der harte Aufprall auf den Boden presst mir alle Luft aus den Lungen. Das letzte was ich sehe bevor ich ohnmächtig werde ist Melano der davon galoppiert. Ohne mich.

Tess

„Oh nein, komm her meine Kleine.“, sage ich und schliesse Luisa in meine Arme. Sie schluchzt immer noch herzzerreissend.

„Ist ja gut…alles ist gut…er wird dir jetzt nichts mehr antun.“, versuche ich sie zu trösten. Ich hasse meinen Vater dafür, dass er sie geschlagen hat. Ich liebe meine zwei Schwestern und möchte sie am liebsten beschützen vor allem.

„Wo bleibt ihr denn…“, Zhara verstummt als sie Luisas Gesicht sieht. „Was ist passiert?“, fragt sie bestürzt.

„Vater, das Miststück, hat sie geschlagen.“

„Aber warum hat er dich geschlagen? Er hat euch doch sonst nie geschlagen.“, frage ich Luisa.

„Er… ich glaube er hat getrunken…und er hat gesagt dass ich den Stall nicht gut ausgemistet habe und dann hat er begonnen auf mich einzuschlagen.“, sagt sie traurig.

„Also hat er dich grundlos geschlagen?“, frage ich wütend.

„Ja.“ Ich wurde nun richtig wütend auf meinen Vater.

„Komm wir gehen ins Haus zurück.“, sagt Zhara ruhig und hilft Luisa aufzustehen. Aber ich kann nicht ruhig bleiben ich koche vor Wut. Wir laufen ins Haus zurück und setzen uns an den Tisch. Was bleibt uns auch anderes übrig? Ich habe mir fest vorgenommen ruhig zu bleiben aber als Vater beim Anblick von Luisas Gesicht beginnt zu grinsen kann ich mich nicht mehr zurückhalten.

„Du elendes Miststück! Du hast sie grün und blau geschlagen und jetzt findest du es auch noch lustig?“, schreie ich extrem wütend an, „Wenn du dich betrinken willst, bitteschön aber lass deine Wut dann nicht an ihr aus!“ Bei meinen frechen Worten vergeht Vater das Grinsen und sein Gesicht läuft dunkelrot an vor Wut. Er steht auf und kommt mit erhobener Hand auf mich zu. Eigentlich wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt, mich zu entschuldigen aber ich bin immer noch viel zu wütend. „Ja komm, schlag mich auch noch! Das tust doch so gerne!“, provoziere ich ihn weiter. Er kommt immer noch mit erhobener Faust auf mich zu und brüllt dabei: „Du undankbares Kind! Ich werde dir Respekt vor mir lehren! Du wirst deine frechen Worte noch bereuen!“ Er kommt weiter auf mich zu und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Es geschieht wie ein Reflex dass ich die Arme hebe und ein Wort in einer fremden Sprache murmle. Vater wird wie von einer unsichtbaren Kraft gegen die Wand geschleudert und bleibt dort bewusstlos liegen. Zhara und Luisa sehen mich erschrocken an.

„Ich wollte das nicht. Wirklich nicht, ich habe keine Ahnung wie ich das gemacht habe.“

„Schon in Ordnung er hat es verdient. Aber mach es nie bei uns, ja?“, fragt Luisa ängstlich.

„Nein auf gar keinen Fall!“, sage ich bestimmt.

„Wir sollten gehen. Wir können nicht länger hier bleiben, er wird dich als Hexe anklagen.“, bemerkt Zhara.

„Nein“, sage ich traurig, „ich werde gehen müssen, ihr werdet hier bleiben.“ Zhara und Luisa sehen sich an.

„Wir werden mit dir kommen. Wir wollen auch nicht hier bleiben ohne dich.“, bestimmt Zhara.

„Genau.“, fügt Luisa hinzu.

„Nein! Ihr könnt nicht mitkommen. Ich werde gejagt sein und kein Haus mehr besitzen und niemals einen Mann finden. Ich will nicht dass ihr das auch durchmachen müsst.“, sage ich bestimmt.

„Aber ich will nicht bei Vater bleiben! Ich will mit dir kommen.“, sagt Luisa unter Tränen.

„Bitte nimm uns mit.“, sagt Zhara, die nun auch Tränen in den Augen hat.

„Na gut. Aber wir müssen uns beeilen. Packt so viel Essen wie ihr könnt in euer Bündel, nehmt auch Decken und Verbandszeug mit.“, willige ich schliesslich ein. Schnell suchen wir alles zusammen. Dann gehen wir Richtung Wald davon. Ich blicke mich noch einmal nach dem Haus um das für mich sechzehn Jahre lang mein Zuhause war.

„Wohin gehen wir?“, erkundigt sich Luisa.

„Wir werden in die alte Jägerhütte gehen.“, antworte ich ihr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 10, 2013 ⏰

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