Kapitel 1

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Väterchen Frost streckt seine kalten Klauen immer höher entlang der großen Fenster zu deinem Gemach empor, kratzt Bilder mit seinen spitzen Nägeln in die Scheibe. Es ist Winter. Kalt und dunkel und doch wunderschön. Nur in deinen Morgenrock gekleidet, schreitest du hinaus auf den Balkon, füllst deine Lungen mit einem tiefen Atemzug der eisigen Stille. Der Erdtrabant leuchtet in seiner vollen Pracht vom Himmel herab und malt mit Silberfarbe die Konturen der schneebedeckten Gipfel der schützenden Bergriesen nach, die die Himmelfeste umgeben.
Nur wenige zarte Schneeflocken wagen es, deine Haut mit winzig kleinen, kalten Küssen zu liebkosen. Du beobachtest deinen eigenen Atem dabei, wie er sich mit der klaren Nachtluft vermischt, rasch aus deinem Sichtfeld verschwindet, so lange, bis der nächste Atemzug denselben Tanz vollführt.
Diese Nacht wird noch ewig dauern, und du findest wie so oft keinen Schlaf. Zwischen der Bürde, den Pflichten, den vielen Schlachten, die sowohl schon geschlagen, als auch noch bevorstehen, gibt es nur eine Hoffnung, einen Lichtschimmer, ein kleines, flackerndes Licht, welches dich die ganzen Mühen überhaupt aushalten lässt.

Er.

Sobald du deine Augen schließt, siehst du die seinen.
Die kleinen Bronzesplitter erhellen deinen Tag und spenden dir Trost, immer dann, wenn du ihn am nötigsten brauchst, doch er hat von all dem keinen Schimmer, keine Ahnung, wie sehr du dich nach ihm sehnst, sobald du wieder einmal die Tore der Himmelsfeste verlassen hast. Wie könnte er auch? Bisher warst du immer zu feige, deine Gefühle zu zeigen, warst kalt wie der Schnee, der sich ruhelos im Hof verteilt, gejagt durch den Wind, der einen Spielgefährten sucht.
„Ach, Cullen", flüstert deine Stimme in die Dunkelheit der Nacht hinaus, von der du sicher sein kannst, dass sie dein Geheimnis für sich behält.
Schon allein der Klang seines Namens lässt eine winzige Flamme in dir auflodern, die trotz der umgebenden Kälte dein Herz für einen Bruchteil verschenkter Zeit erwärmt.
Manchmal, an hoffnungsvolleren Tagen, bildest du dir ein, dass seine Augen dich verfolgen, dass sein Blick eine Sekunde zu lange auf dir ruht, dass hinter der Fassade deines Kommandanten, die er stets versucht, in deiner Nähe zu wahren, geschützt durch seine Mauer aus Rüstung und professioneller Distanz, sich doch ein Fünkchen Glut verbirgt, die du in seltenen Augenblicken in seinen Augen zu erkennen glaubst. Vielleicht ist es auch pure Einbildung, weil der Wunsch danach dich manchmal träumen lässt. Träumen von seinen starken Händen auf deiner Haut, von seinem Mund auf deinen Lippen, von seinem Herz direkt über deinem.

Bei jeder Begegnung, sei sie auch zufällig, flattern kleine Schmetterlinge in deinem Bauch umher, die sich jedoch kurze Zeit später in gierige Maden verwandeln, die dein Innerstes zerfressen, sobald dir die Realität gnadenlos vor Augen geführt wird.
Ihr befindet euch im Krieg, und er führt die Truppen an - deine Truppen, über deren Leben du zu entscheiden hast. Du musst stark sein, eine Anführerin, die keine Schwächen hat, ein Vorbild an Kraft und Stärke, doch innerlich bist du weiterhin eine Frau, ein zerbrechliches Wesen, das sich nach Nähe und etwas Geborgenheit in diesen Krisenzeiten sehnt, nach etwas Ruhe inmitten des tobenden Sturms, der dich umgibt und jeden Tag aufs Neue damit droht, dich auszulöschen wie eine Kerze im Wind.

Langsam spürst du die Kälte, die beharrlich entlang deiner Beine bis zum Rücken hinaufsteigt, denn unter deinem Morgenrock trägst du nur ein langes, fein gewebtes Kleid aus fließender Seide. Du beginnst zu zittern, und auch wenn du den Morgenrock noch fester um deinen Körper schmiegst, wird diese Handlung nicht viel bewirken, deshalb kehrst du wehmütig zurück in das gemütlich warme Zimmer, in dem das Kaminfeuer leise knistert und den Raum in rot-orangefarbenes Licht taucht.
Deine Hände sind kalt und deine offenen Haare bedeckt von glitzerndem Schneestaub, der sich binnen Sekunden in kühlende Wassertropfen verwandelt.
An Schlaf ist nicht zu denken, und vor dem offenem Feuer zu sitzen und melancholisch hineinzustarren, davon hast du ebenfalls genug. Du tauschst deinen Morgenrock kurzerhand gegen den gefütterten, bodenlangen Mantel aus feinem Leder und beschließt, einen Spaziergang zu unternehmen, in der Hoffnung, etwas inneren Frieden auf den Wehrgängen zu finden, die zu dieser Uhrzeit nur spärlich bewacht werden.

Die große Halle begrüßt dich mit seltener Ruhe, denn am Tag ist sie meist der Schauplatz von unzähligen Gesprächen und regem Treiben, überschwemmt von Besuchern aus allen Teilen des Landes sowie auch von Bewohnern dieser Festung.
Nur ein paar Wachen nicken dir stumm beim Vorbeigehen zu. Ihre Körper getaucht in das Licht der offenen und immer brennenden Feuerstellen, tanzen die Schatten über ihre Gesichter, die dich ausdruckslos anschauen wie Zinnsoldaten, was dir in diesem Augenblick sehr entgegenkommt.
Sobald du den Eingangsbereich passiert hast, fällt dein Blick nach rechts oben, auf den mächtigen Turm, indem er fast immer anzutreffen ist. Deine Augen suchen hoffnungsvoll nach Lichtern, die verraten würden, dass er noch wach ist, und wahrscheinlich, wie so oft, noch über seinem Schreibtisch kauert. Die Arbeit und seine Pflicht stehen für ihn an erster Stelle, und schon mehr als einmal hast du dich gefragt, ob er überhaupt schläft, ob er träumt ... was er träumt, ob er von dir ...
Doch zu deinem Bedauern erhellt kein Fenster die Schwärze des Himmels.

Die dunkle Nacht legt sanft den schützenden Mantel um dich und lässt dich wie einen Schatten darin verschwinden. Du wirst fast ein Niemand, oder nur ein Teil des Ganzen, was dir für kurze Zeit eine angenehme Leichtigkeit verschafft. Einfach in der Masse untergehen, einer von vielen zu sein, irgendjemand anderes zu sein, das ist ein tief vergrabener Wunsch, der wohl niemals wahr werden wird.
Der frische Schnee knirscht unter deinen Schuhen, und die winzigen Eiskristalle glitzern schläfrig im Mondlicht, lassen dich bei jedem Schritt darin versinken und zu einem Teil ihrer kalten Träume werden.
Die Stille im Hofgarten ist so ungewohnt, dass sie dich fast taub macht.
Alles scheint beinahe unwirklich, malerisch perfekt, und so friedlich, dass man tatsächlich leicht vergessen könnte, dass außerhalb dieser Seifenblase eine grausame Welt existiert, die jeden Tag Todesopfer fordert und niemals genug Blut trinken wird, um endlich gestillt zu sein.
Hier, mitten zwischen schneebedeckten Baumkronen, die wie in Watte gepackt aussehen, verharrst du für einen Augenblick, schließt die Augen und ertrinkst in der trügerischen Ruhe.
Du fühlst dich allein, fast einsam, obwohl hinter jedem Fenster Herzen schlagen, und das im gleichen Takt mit dem deinen, die jederzeit bereit wären für dich damit aufzuhören, wenn es dem Zweck dienen sollte, die Inquisition zu beschützen... dich zu beschützen.

„Noch kälter als der Schnee, eisiger als der See, schwärzer als die dunkle Nacht. Euer Gemüt wiegt schwer, Inquisitor. Glut im Schnee. Leidenschaft getaucht in Bronze. Hoffnung, leicht und zart und ..."

Völlig konfus reißt du die Augen auf und versuchst zu begreifen. „Cole!"
Der Geist, der niemals schläft, hat dich gefunden, sich an deine Seele geheftet und tief in dein Innerstes geblickt. „Verdammt! Ihr habt mich erschreckt. Ich dachte, ich bin alleine", fauchst du den jungen, blonden Mann an, der dich mit großen Augen anschaut, und der, wie immer, so unschuldig naiv aussieht, dass du ihm nicht böse sein kannst.
„Ihr seid nicht allein. Niemals", flüstert er, während seine Hand beruhigend deine Schulter berührt, „Auch wenn Ihr das gerade glaubt, aber das stimmt nicht. Ihr seid nicht einmal alleine, wenn Ihr alleine seid. Ganz bestimmte Gedanken und Sehnsüchte begleiten euch. Jederzeit."
Ein resigniertes Lächeln macht sich auf deinem Mund breit. „Ach Cole, manchmal ist es eben sehr schwer, das alles hier zu ertragen", gestehst du, denn gerade ihm etwas vorzumachen, hat wenig Sinn. „Vielleicht hatte ich einfach nur einen anstrengenden Tag", versuchst du dich selbst zu beruhigen.
„Das stimmt, aber der Tag ist vorbei und die Nacht bringt neue Hoffnung."
„Welche Hoffnung?"
„Jede, die Ihr bereit seid zu empfangen", versucht er zu erklären, aber wie so oft sind seine Worte verschleiert, wirken wie Echos im dichten Nebel.
„Ihr könnt doch helfen, nicht wahr?" In deiner Stimme klingt leise Hoffnung.
„Ja, das kann ich", antwortet er mit einem Funkeln in seinen Augen.
„Könnt Ihr mir helfen? Könnt Ihr mich vergessen lassen?"
Er schüttelt traurig den Kopf. „Das kann ich nicht und das will ich auch nicht, denn das würde Euch nicht helfen, sondern schaden. Die Hilfe, die Ihr braucht, ist in der Kapelle", sein Kopf deutet leicht in diese Richtung.
„In der Kapelle? Der Erbauer soll mir helfen? Das glaube ich nicht."
„Ihr seid der Herold Andrastes und glaubt nicht an den Erbauer?", fragt er leicht irritiert.
Dein Blick senkt sich, sucht nach Antworten im glitzernden Weiß. „Ich glaube nicht, dass er mir helfen kann. Nicht bei dieser ... , ach, lassen wir das."
„Vielleicht solltet Ihr es trotzdem versuchen. Ihr habt es nicht versucht, also versucht es", seine Stimme klingt ernst und fast bestimmend. „Geht in die Kapelle." Obwohl du seine Worte noch hörst, ist er schon verschwunden, verschmolzen mit dem kalten Wind, der dir zärtlich über die Wangen streichelt.
Deine Füße tragen dich wie von selbst. Ohne es weiter zu hinterfragen, öffnest du die schwere Holztür zum Altarraum, denn eigentlich bist du müde, und der Schlaf flüstert dir schon sanft ins Ohr. Ohne zunächst aufzublicken betrittst du den Raum der Gebete und hoffst innerlich, dass er auch die deinen erhören möge, doch dein Herz setzt bei diesem Anblick zwei Schläge aus.

„Inquisitor!" Im ersten Moment klingt seine Stimme leicht forsch, doch dann findet sie ihre Weichheit wieder, deren Timbre dein Innerstes in heißes Wachs verwandelt. „Verzeiht mir", Cullen erhebt sich langsam von den Stufen des Altars, auf denen er eben noch kniend gebetet hat, „ich habe Euch hier nicht erwartet. Es ist schon sehr spät, und ich dachte, dass ich hier um diese Uhrzeit allein sein werde."
Seine Augen schauen dich fragend an, und doch scheint noch mehr in seinem Blick zu wohnen, etwas, dass du nicht deuten kannst. Unsicherheit oder Verlegenheit.
„Nein, Ihr müsst mich entschuldigen, ich wollte Euer Gebet nicht unterbrechen", flüsterst du verunsichert, während du versuchst, dein Herz wieder in sein gewohntes Tempo zu zwingen, allerdings ohne Erfolg.
Seine Hände legen sich automatisch auf den Knauf seines Schwertes, und er nimmt die nötige Haltung an, von der er scheinbar glaubt, sie dir entgegenbringen zu müssen. „Könnt Ihr nicht schlafen? Beschäftigt Euch etwas? Habt ihr vielleicht ein Begehren, bei dem ich Euch helfen kann?", fragt er mit nötiger Distanz, aber doch scheinen seine Augen etwas anderes zu fragen.
Ihr seid mein Begehren - schießt es dir direkt durch den Kopf, aber diesen Gedanken würdest du niemals über deine Lippen entlassen.
Er nähert sich, und du spürst, wie die Luft knistert, ganz eindeutig ausschließend, dass es die Kerzenflammen sind, die überall um den Altar verteilt sind. Sein männlich herber Duft kriecht dir verstohlen in die Nase und spielt mit deinen Sinnen, als er nur noch einen Arm weit entfernt stehen bleibt und dich fast sehnsuchtsvoll anblickt.
„Ich habe Euch hier noch nie angetroffen", bemerkt er, so dicht vor dir stehend, dass du mühelos deine Arme um ihn legen könntest.
Deine Stimme zittert, getragen von der leicht stickigen Luft, die in diesem Raum herrscht. „Nun ja... also ... Cole ... Cole meinte, ich würde hier finden, wonach ich suche", sprudelt es unbedacht aus dir heraus. Eine Aussage, die er leicht missverstehen, obwohl du insgeheim hoffst, dass er es genau richtig deuten könnte. Der Gedanke, ob der gute Geist genau wusste, wer sich in der Kapelle befindet, klopft immer lauter in deinem Verstand.
Mit einem angedeuteten Lächeln wiederholt er deinen letzten Satz - langsam, als würde er jedes Wort davon genießen: „Cole sagte: Ihr würdet hier finden, wonach Ihr sucht?" Ein kleiner Funke verwandelt das sanfte Braun in glühendes Bronze. Sein Blick bohrt sich brennend in deine Augen hinein, sucht stumm nach Antworten, oder sogar nach einer ganz bestimmten. Alles in dir schreit danach, ihm die Wahrheit zu sagen, oder wenigstens ein Zeichen zu geben, eine klitzekleine Andeutung, etwas, worüber er nachdenken könnte, aber deine Lippen pressen sich so fest zusammen, dass es schmerzt.
Cullens Hand wandert in seinen Nacken. „Nun, ich bin es anscheinend nicht, nachdem Ihr gesucht habt, oder?", bemerkt er. Seine Stimme schmeckt nach Bedauern, und erneut flackert dieses Leuchten in seinem Blick, der still und geduldig auf deinem Mund ruht.
Jeder Atemzug verlässt deine Lungen im beschleunigten Tempo, während jede Faser deines Körpers danach fleht, die Distanz, die zwischen euch herrscht, endgültig zu schließen. Dein Blick wandert abwechselnd von seinen Augen zu seinem Mund, der so verführerisch aussieht, dass du am liebsten darauffallen würdest, nur um sie wenigstens einmal zu kosten.
„Ihr seid der Kommandant meiner Truppen, und ich bin die Inquisitorin", antwortest du seufzend mit geschlossenen Augen, denn wenn du ihn anschauen würdest, könntest du dich nicht selbst pflichtbewusst daran erinnern.



Stille.



Die Stille lastet so schwer, dass sie fast deinen Brustkorb zusammendrückt, und hallt ewig und ewig nach, bis sie endlich durch sein Räuspern unterbrochen wird. „Diesen Umstand bedauere ich sehr", flüstert er fast direkt auf deinen Mund und sein heißer Atem streift dabei deine Lippen. Es rauscht in deinen Ohren, weil dein Puls offensichtlich einen neuen Geschwindigkeitsrekord anstrebt.
Langsam, schüchtern, öffnen sich deine Augen wieder, und du verlierst dich direkt in den seinen, in diesen Seen aus Hoffnung und Sehnsucht. „Ich auch", hauchst du so leise, dass du fast nicht glauben kannst, dass er es verstanden hat. „Ich muss jetzt gehen", fügst du direkter hinzu, und wendest deinen Blick wieder ab. Fast panisch und überrascht von diesem Gespräch, verlässt du den hohen steinernen Altarraum, der gerade Schauplatz einer merkwürdigen Begegnung war, fast einer Offenbarung, die du so niemals erwartet hättest.
Zunächst schnellen Schrittes läufst du durch die unzähligen Schneeflocken, die wohltuend deine Haut abkühlen, deinen Augen jedoch die Sicht versperren, bis du beginnst zu rennen, so schnell du nur kannst, schneller als die Tränen deine Wangen hinunterlaufen können, schneller, als der eisige Wind es vermag, unter deinen Mantel zu kriechen, denn dein Herz ist schon kalt genug - erstarrt zu einem Eisbrocken.

Völlig außer Atem und erst, nachdem du die Tür zu deinem Privatbereich mit einem lauten Knall wieder geschlossen hast, lässt du weitere Tränen zu. Mit dem Rücken gegen die Holztür gelehnt, spürst du die salzigen Ströme aus verpassten Gelegenheiten auf deinen erhitzen Wangen.
„Verdammt!" Du drehst dich zu Tür, die gnadenlos Opfer deiner Verzweiflung wird, und hämmerst, so fest du nur kannst, mit der geballten Faust dagegen, doch der zu erwartende Schmerz ist nichts im Vergleich zu dem, der sich wie schwarzer, zäher Teer in deinen Eingeweiden ausbreitet.

Minuten vergehen, gefühlt wie kleine Ewigkeiten, bis du deine Fassung wiederfindest. Resigniert lässt du deinen Mantel über deine Schultern hinabrutschen und fällst kraftlos auf dein Bett, starrst die verzierte Decke an, von der du dir wünschst, sie würde einfach auf dich hinunterstürzen und dich begraben, den ganzen Schmerz in deinem Herzen zerdrücken und für immer verschütten.
„Ein kleines bisschen Glück ist wohl zu viel verlangt?", hörst du dich selber klagen: „Nur Leid und Schmerz und Bürde."

Deine Tränen sind vertrocknet und haben nur den salzigen Nachgeschmack auf der Haut hinterlassen. Die schweren Augenlider scheinen langsam den Kampf gegen den Zorn zu gewinnen und versuchen, dich wieder in den ruhelosen Strudel aus Albträumen und unerfüllten Hoffnungen zu ziehen, als es leise an der Tür klopft.


Cole - ist dein erster Gedanke, der deine Augen wieder öffnet. Wahrscheinlich hat er deinen Schmerz gespürt und folgte der Spur aus Tränen durch die Himmelfeste, doch eigentlich würde er nicht klopfen. Mit wirren Gedanken öffnest du hoffnungslos die Tür und erstarrst bei dem Anblick, der sich dir bietet.
Ohne Rüstung, Mantel, Schwert oder Schild steht der ehemalige Templer, nur in ein weißes Baumwollhemd und seine Hose gekleidet, vor dir. Seine Haare fallen ihm leicht durchnässt in die Stirn, während die letzten glitzernden Flocken auf seinen Wangen zerschmelzen.
Wunschvorstellung, Illusion oder ein schöner Traum - das sind die einzigen Erklärungen, die dir in den Sinn kommen.
„Verzeiht, aber ich dachte ...", versucht er sich zu erklären, doch du fällst ihm ins Wort.
„Kommandant?", stellst du unsicher fest, denn der ungewohnte Anblick wirft zu viele Fragen auf.
„Vielleicht ist es töricht von mir, aber...", seine Hand legt sich verlegen in den Nacken, „ich habe alles abgelegt, was Euch an Euren Kommandanten erinnert, in der leisen Hoffnung, dass Ihr in mir einfach nur einen Mann sehen könntet, der vor Euch steht, der Euch ...", seine Brust bebt, während seine Augen stumm den Satz beenden.
Dein Herz klopft bis zum Hals, zum Zerbersten voll mit überwältigenden Glücksgefühlen. „Das ist kein Traum, das kann kein Traum sein ...", sprichst du mehr zu dir selbst, als zu ihm, „denn ich habe immer nur Albträume, und das hier ... doch das hier wäre zu schön, um wahr zu sein."
Mit einem zufriedenen Lächeln kommt er auf dich zu. „Wäre es das?" Seine warmen Hände umfassen dein Gesicht, fühlen sich unglaublich zart an, viel weicher, als du es von einem Mann erwartet hattest, der täglich das Schwert führt. „Dann lasst mich ein Teil dieses Traums sein", haucht er sinnlich auf deine Lippen, bevor er sie mit seiner Zunge teilt.
Köstlich warm und süßer als Honig, gleitet sie hinein in deinen Mund, entlockt dir ein tiefes Stöhnen, während sie hungrig die deine zum Tanz bittet. Seine Hände graben sich in dein Haar hinein, verhindern mit leichtem Druck, dass du seinen heißen Küssen entkommen könntest, deren Magie bis in die kleinsten Winkel deines Körpers dringt und dich fast schwerelos werden lässt. Nur die zärtliche Gefangenschaft durch seine Hände verhindert, dass du davonschwebst.
Keuchend gibt er dich für einen Augenblick frei, um mit seinem rechten Daumen und seinem innigen Blick deine Unterlippe zu liebkosen, nur um einen Herzschlag später wieder in deinen Mund einzutauchen, noch tiefer, noch leidenschaftlicher und noch intensiver als beim ersten Mal.
Deine Arme umschließen fest seinen Oberkörper, denn du brauchst diesen Halt, um nicht völlig den Bodenkontakt zu verlieren. Seine harte Rückenmuskulatur bietet deinen offenen Handflächen ausreichend Neuland an, welches auch unter dem dünnen Stoff seines Hemdes sehr gut zu ertasten ist. Doch du willst ihn lieber pur erkunden, strebst ungeduldig die Nacktheit seiner Haut an, also wandern deine geschickten Finger wie von selbst unter den störenden Stoff und graben sich hingebungsvoll in das harte Fleisch.
Kochend heiße Lust fließt deine Kehle hinunter, zerschmilzt die Eisschale um dein Herz und strömt hinein in den See aus Begierde und Leidenschaft, der sich brodelnd in deinem Schoß gebildet hat.
Er umnebelt dich mit seinem Duft, seinen knurrend tiefen Lauten, seinen Händen, die deinen Körper erforschen, und seiner Zunge, die einen betörenden Geschmack hat.
Du zerrst an dem Hemd, streifst es immer höher und höher, bis zu einem Punkt, der, ohne sich von seinem Mund zu trennen, unüberwindbar ist. Um den Moment so kurz wie möglich zu halten, übernimmt er diese Aufgabe in einem schnellen Handgriff, bevor er sich wieder auf deine Lippen presst. Seine harte, gewölbte Brust unter deinen Fingerkuppen zu spüren, jagt dir weitere heiße Schauer über den Rücken. Alles an seinem Körper ist bis in die kleinste Faser angespannt und empfindlich gegen deine Berührungen, die mit vorsichtig spielerischem Druck seine gestählte Körperlandschaft erkunden. Jede harte Rundung seiner Muskulatur gleitet fest unter deinen Händen hinweg, und obwohl du dir hunderte Male vorgestellt hattest, wie er unter seiner Rüstung wohl aussieht, ist die Realität noch viel erregender, die Hitze noch viel intensiver.
Mit seinem gesamten Körper drückt er dich nach hinten, bietet dir jedoch Halt in seinen Armen an, immer weiter und weiter, bis du den harten Widerstand der kalten Steinwand in deinem Rücken spürst. Seine Hände streicheln mit sanftem Druck deine Taille entlang, umrunden deine Hüfte, die sich erwartungsvoll gegen seine reibt. Alles verschwimmt im unwirklichen Sein, verblasst gegen die Glut, die er dir entgegenbringt.
Schnell, aber feinfühlig befreit er dich aus deinem Kleid, erkundet neugierig die freigelegte Haut, indem er intensiv prickelnde Küsse darauf verteilt. Beginnend am Hals, wandern seine zarten Lippen über dein Schlüsselbein, streifen hauchend deine Brust hinunter, bis sie schließlich länger und feuchter an deiner Brustwarze verweilen. Dein Kopf liegt im Nacken, mit geschlossenen Augen genießt du seine Zärtlichkeiten an dieser Stelle, spürst den sanften Druck seiner Zähne, die abwechselnd mit seiner Zunge, kleine Blitzschläge durch deinen Körper entsenden.
Immer weiter abwärts verlagert er sich hinunter, ohne deiner Haut den Kontakt zu seinem Mund zu rauben, zieht dabei an dem übrigen Teil deiner Unterwäsche, bis er hockend in der Höhe deiner puren Weiblichkeit verweilt und eine Kostprobe deiner Lust nimmt, die dir beinahe den letzten Halt unter deinen Füßen wegreißt. Fast atemlos krallst du dich in seinen blonden Locken fest, während unzählige Eiskristalle vor deinen geschlossenen Augen funkeln.
Alles, was du noch hörst, ist ein wohlig tiefer Genusslaut, der seiner Kehle entweicht und dessen Vibrationsecho bis tief in deinen Schoß dringt und dich vor Verlangen nach ihm fast an den Rand katapultiert.
Seine Hände entziehen dir für wenige Augenblicke ihre Wärme, denn er benötigt sie, um sich selbst von seiner Hose zu befreien. Noch bevor er wieder deinen Mund erreicht, segelt das unnötig gewordene Kleidungsstück lieblos zu Boden, und offenbart dir sein Verlangen. Du spürst seine Härte direkt auf dem Unterbauch, so nah und eng an deinem Körper, und doch nicht nahe genug, nicht dort, wo du ihn am meisten ersehnst.
Das Bett ist nur wenige Schritte entfernt, jedoch, wie er offensichtlich findet, viel zu weit weg, um sich die Mühe zu machen dorthin zu gelangen. In jedem seiner Küsse und jeder seiner Berührungen kannst du erahnen, wie sehr er sich nach dir gesehnt, wie sehr auch er das Verlangen danach hatte, denn er lässt es dich immer wieder spüren.
Sein glühender Körper drängt sich fordernd gegen deinen, während seine rechte Hand deinen linken Oberschenkel entlangstreichelt, bis er ihn bestimmend anheben kann. Gefangen zwischen ihm und der kühlenden Wand in deinem Rücken hast du keine Möglichkeit mehr zu entkommen, aber das willst du auch gar nicht, denn alles, was du willst, ist diesen Mann zu spüren, so nah und tief und pulsierend, wie es eben möglich ist.

Während du in seinen Augen versinkst, versinkt er in dir.

Langsam und zunächst vorsichtig erobert er dich mit einem rauen Stöhnen Stück für Stück, gleitet so tief in dich hinein, bis er dich vollkommen ausfüllt, dir schwarz vor Augen wird und du dieses überwältigend erregende Gefühl begreifst, welches von ganz tief unten in Wogen purer Lust bis in dein Innerstes dringt, um dich mitzunehmen auf eine Reise ohne Wiederkehr.
Sein Atem betupft stoßweise deinen halb geöffneten Mund, bevor er deine süßen Laute erneut mit seinen Lippen erstickt.
Nicht einmal in deinen geheimsten Träumen hättest du dir die Intensität dieses Gefühls vorstellen können, das in warmen Wellen deinen gesamten Leib durchströmt, immer schneller und schneller, im Widerhall seiner Stöße, die voller Leidenschaft und Innigkeit sind.
Jede seiner Bewegungen durchbricht ein Stück aus deiner harten Mauer, die du so mühevoll um dich herum aufgebaut hast, zerstört ein bisschen mehr von deinen Zweifeln und entfacht das ewige, lodernde Feuer in deiner Seele, die sich taumelnd an seine lehnt, um dort endlich den Halt zu finden, von dem du geglaubt hattest, dass er dir niemals mehr zuteil würde - schon gar nicht von ihm, von dem Mann, den du liebst, aus tiefstem Herzen begehrst und der offensichtlich dasselbe empfindet - so unglaublich es auch scheint.
Dein Körper zittert, suchend nach einem Ventil, um sich zu entladen, um dich endgültig von dem Ballast zu befreien, den du so lange mit dir herumgeschleppt hast. Du spürst seinen galoppierenden Herzschlag direkt über deinem, fühlst und hörst seine ansteigende Erregung, die sich in deiner eigenen widerspiegelt, bis zu dem Moment, wo du loslassen kannst.

Mit einem befreiendem Laut, dich fest in seinen Rücken krallend, überströmt dich die letzte heiße Woge, fast gleichzeitig mit ihm, und du schwebst federleicht davon, nur durch seine starken Arme gehalten, die dir versprechen, dies ewig zu tun.




Fast Atemlos lockert er den Druck zwischen euch und schenkt dir einen tiefen Blick aus sanften Augen, in denen das gleiche Feuer entfacht wurde wie in den deinen. Ohne ein Wort zu sagen, hebt er dich auf und trägt dich in die weichen Kissen deines großen Bettes, bevor er sich ganz dicht an dich schmiegt. Seine Hand streichelt sanft über dein Kopf, der sich, gebettet unter seinem Kinn, endlich zu Hause fühlt.

„Meint Ihr, der Inquisitor hat etwas dagegen, wenn wir morgen etwas später den Dienst antreten?", fragt er, dich liebevoll auf die Stirn küssend.
Ein leises Lachen ist deine Antwort. „Ich denke nicht."
„Sehr gut, und glaubt Ihr die Inquisition hat etwas dagegen, dass der Kommandant die Inquisitorin liebt?", fügt er lächelnd hinzu.
„Ich hoffe nicht, denn die Inquisitorin liebt ihren Kommandanten ebenfalls", wisperst du auf seinen Mund, bevor du erneut darin ertrinkst.







Dragon Age Inquisition :  WinterglutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt