Kapitel 2

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Als ich wieder zuhause war dachte ich noch einmal über den Vorfall von heute Nachmittag nach. War er wirklich tot? Warum hab ich ihn dann nochmal an der Ampel gesehen? War er ein Geist oder doch nur Einbildung? Nein, bei einem bin ich mir sicher und zwar das es keine Geister geben kann. Das ist schier unmöglich und wenn, dann müsste es auch Zombies, Vampire, Werwölfe, Drachen und alle anderen Fabelwesen geben. Und ich hab noch nie eine Fee gesehen. Er musste tot sein, schließlich habe nicht nur ich, sondern auch die anderen diese Blutlache gesehen. Und das ich ihn noch mals an der Ampel gesehen habe war nur eine Einbildung.
Doch so sicher war ich mir der ganzen Sache nicht...
Ich muss irgendwann nach all meinen Grübeleien eingeschlafen sein, denn ich konnte mich nicht mehr daran erinnern am Ende noch einen klaren Gedanken gehabt zu haben.
Mein Tag begann wieder wie jeder andere normale Schultag auch, doch irgend was war anders. Ich war unruhiger als sonst. In jedem Schatten den ich länger als eine Minute ansah sah ich das Gesicht des Jungen. Als würde es mich verfolgen. Aber immer wenn ich wieder zwinkerte war es verschwunden...

Es war die letzte Unterrichtsstunde und wir hatten gerade Kunst als ich plötzlich dieses leise flüstern wahrnahm, ich wusste nicht woher es kam also antwortete ich nicht, da es auch einfach nur ein Mitschüler sein könnte der gerade sein überflüssiges Kommentar kund getan hatte. Wie auch immer ignorierte ich es, doch auf einmal spürte ich einen kalten Hauch im Nacken. Ich sah mich erst um, ob jemand mich angepustet hatte so aus reinem Spaß, doch ich konnte keinen ausmachen. Die Fenster waren auch alle zu, so dass es ein Windhauch hätte sein können und durch die Tür ist schon keiner mehr seit einer dreiviertel Stunde gekommen. Schon wieder dieser kalte Hauch! Aber keiner da. Ich musste Schüttelfrost haben. Genau, denn seit drei Tagen schleppe ich schließlich diesen Schnupfen mit mir herum. Ganz normal für die Übergangszeit.
„Ich weiß du kannst mich sehen und hören...“ Was war das denn jetzt? Ich werd wohl völlig verrückt und höre jetzt schon Stimmen. Ich musste dringend nach Hause. In den nächste und letzten zwanzig Minuten wurde ich nicht mehr von irgend was belästigt oder was auch immer das für Einbildungen waren.
Das ganze hielt bis ich aus dem Bus ausstieg und nach Hause laufen wollte.
„Hey du, warte mal!“ Ich drehte mich ruckartig um, doch da war niemand. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. „Also kannst du mich doch hören.“ Ich blieb stehen, da sich direkt vor mir ein Junge mit Leichen blasser Haut, schwarzen kurzen Haaren und zerschlissenen Jeans und T-Shirt aufbaute. „Was willst du? Ich kenne dich nicht!“ entgegnete ich ihm. Kannte ich ihn wirklich nicht? Als ich genauer hin sah erkannte ich ihn, es war der "tote Junge" vom Unfall. Doch er schien lebendig zu sein, nur ziemlich blass was auch an seinen Klamotten liegen konnte. Man wer zieht denn bitte schön bei solch einem kalten Wetter ein T-Shirt an?!? Wie verrückt konnte man denn bitte nur sein?
„Ist dir denn nicht kalt?“
„Oh, also hast du dich beruhigt? Und nein mir ist nicht kalt, wie sollte mir auch, ich bin ja schon tot.“  Die letzten Wörter hauchte er nur so und schaute verloren in den Himmel. Warte ist das gerade real? Unterhalte ich mich wirklich mit einem Toten? Ich streckte meine Hand aus um ihn zu berühren, beim ersten mal ging sie durch ihn durch, beim zweiten mal berührte ich seine kalte Haut. Ich starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Das ist nicht real oder doch? Ich kneifte mich kurz. „Au!“
„Fügst du dir immer selbst schmerzen zu?“
„Nein, nur wenn ich kurz davor bin zu denken das ich wirklich eine Schraube locker habe.“ knurrte ich ihn giftig an.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte er mich.
Wir schon gleich gar nicht. Ich werde nach Hause gehen und all das hier vergessen, was du machst ist mir so ziemlich egal. “ Ich wollte schon gehen als er plötzlich meinen Arm ergreift.
„Warte kurz... Sag mir wenigstens wer du bist, bitte. Ich bin Maxi. Ich kann sonst mit niemanden reden und ich weiß auch nicht warum ich mit dir reden kann, geschweige denn warum du mich sehen oder hören kannst.“ Maxi ließ meinen Arm los und die stelle an der er mich fest gehalten hatte war eiskalt. Er tat mir ein bisschen leid. Und ich rechnete es ihm hoch an, dass er trotz Geisterform sich noch an die Höflichkeitsregeln hielt.
„Entschuldige, dass ich vorhin so gemein und giftig zu dir war. Ich bin Phoebe. Ja, ehrlich gesagt würde ich gerne wissen warum ausgerechnet ich.“
Wir standen noch eine kurze Weile da und grinsten uns gegenseitig schief an, bis wir beide anfingen zu lachen, wegen dieser verworrenen Situation.
„Naja... ich muss jetzt wirklich langsam Heim. Vielleicht reden wir ja mal wieder und auch an einem Ort wo nicht gleich jeder denkt: was ist das denn für 'ne Verrückte, die spricht mit sich selbst.“
„Ok. Bis zum nächsten mal.“
„Ach hey Maxi, wie ist das eigentlich jetzt, kann nur ich dich sehen oder auch andere dich?“
„Nur du.“ Er winkte noch ein letztes mal und verschwand, als hätte er niemals existiert und dieses Gespräch über haupt nicht statt gefunden. Und ich machte mich auf meinen Heimweg.

GhostheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt