But a fool just wants and wants and wants and wants

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Bis jetzt war heute ein ganz normaler Tag. Wie gesagt, bis jetzt. Heute Morgen bin ich, wie eigentlich jeden Tag, zu spät aufgestanden und habe meinen Bus nur noch gerade so erwischt. Aber Morgensport hat ja noch niemandem geschadet. Und wie jeden Morgen hatte ich auch keine Zeit mehr zum Frühstücken. Ich glaube, dass ich mit Absicht jeden Tag verschlafe, damit ich meiner Mutter nicht erklären muss, dass ich morgens keinen Hunger habe. Ich habe das schon oft genug probiert, aber zu meinem Leidwesen kann oder will meine Mutter das nicht verstehen. Mittlerweile hat sie sich wohl damit abgefunden, dass ich in der Schule frühstücke. Zumindest, ist es das, was ich hoffe. Naja aber zurzeit hat sie sowieso so viel Stress und würde wahrscheinlich nicht mal bemerken, wenn ich schwänzte.

Das hat alles damit angefangen, dass mein Vater vor circa einem halben Jahr, vielleicht etwas weniger, beschlossen hat wieder arbeiten zu gehen. Meine Eltern haben sich während dem Studium kennengelernt. Und nachdem mein älterer Bruder auf die Welt gekommen ist, haben meine Eltern beschlossen, dass mein Vater zu Hause bleibt und auf die Kinder aufpasst. Beziehungsweise meine Mutter hat nicht eingesehen, dass sie nach sechs Jahren Studium einfach Zuhause bleibt um sich um den Haushalt zu kümmern. Und man kann sagen, dass die Entscheidung definitiv keine schlechte war, denn mittlerweile hat sie eine Stelle als leitende Oberärztin in einem der renommiertesten Krankenhäusern des Landes.

Aber zurück zu meinem Vater. Mein Vater arbeitet wieder als Architekt. Ich finde es zwar schön, dass er sich wieder selbst verwirklichen kann, aber dafür muss ich jetzt den größten Teil der Hausarbeit übernehmen. Ganz im Gegensatz zu meiner kleinen Schwester. Die ist die Prinzessin und macht keinen Finger krumm.

Ich stehe im Bus eingequetscht zwischen einem nach Schweiß stinkendem Mann und einer Frau, die sich andauernd dreht und mir so ihre Handtasche in den Bauch rammt. Besser kann es nicht laufen - nicht. Meine Haltestelle wird angesagt und erleichtert kämpfe ich mich zu den Türen durch. Keine Sekunde zu spät springe ich aus dem Bus, den kaum habe ich wieder festen Boden unter den Füßen ist der Bus schon wieder losgefahren. Alles in allem also ein ganz normaler Tag. Doch das sollte nicht lange so bleiben. Während ich nach Hause laufe suche ich vergeblich meine Schlüssel und muss enttäuscht feststellen, dass ich sie wohl Zuhause vergessen habe. Mental stelle ich mich also direkt darauf ein eine halbe Ewigkeit in der Kälte stehen zu dürfen, da meine Schwester dank ihrer wundervollen Musik die Klingel überhören wird. Doch zu meiner Überraschung wird die Türe aufgerissen, bevor ich überhaupt die Chance hatte zu klingeln. Noch größer ist die Verwunderung, als ich meinen älteren Bruder in der Tür sehe, der mich beinahe überfällt, was ich ihm aber nicht übel nehmen kann, da wir uns seit er ausgezogen ist kaum noch sehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit werde ich dann aber auch ins Haus gelassen. Mein erster Weg führt in die Küche, da der unverkennbaren Geruch von Essen in meine Nase steigt. Was ich dort sehe, lässt mich meinen Augen nicht trauen. Meine kleine Schwester steht am Herd und kocht! Meine Schwester kocht! Für viele mag das nicht sonderlich verwunderlich klingen, aber bei uns läuft das alles ganz anders! Ich bin immer die, die das Essen kochen muss. Der Einfachheit halber handhabe ich es aber so, dass es Mittags meist nur Brotzeit gibt, weil das einfach schneller geht, und so bekommen meine Eltern, oder wenigstens mein Vater, wenn meine Mutter Nachtschicht hat, auch ein warmes Essen.

Meine Eltern arbeiten beide Vollzeit und die Überstunden scheinen ihnen auch nur so zu zu fliegen. Und dass dann die Motivation noch zu Kochen fehlt kann ich mir vorstellen. Das einzige, das ich nach einem anstrengenden Schultag machen will, ist die Füße hochlegen und nichts tun.

Nett wie ich bin decke ich den Tisch für drei Personen und mir fällt erst jetzt auf, dass es einen besonderen Grund für den Besuch meines Bruders geben muss und will diesen gerade in Erfahrung bringen, als ein Schlüssel sich im Schloss dreht und die Haustüre öffnet sich. Als dann auch noch meine Eltern in der Küche stehen bin ich erst einmal sprachlos. Doch schnell fange ich mich wieder und stelle noch zwei weitere Gedecke auf den Tisch. Meine Schwester hat sich mittlerweile aus dem Staub gemacht und den Herd unserem Bruder überlassen.

Bis ans andere Ende der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt