Kapitel 6

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Harry

Harry hatte den Vormittag damit verbracht an seiner Gitarre die wenigen Akkorde, die er von Niall gelernt hatte, zu üben und in ein Lied zu übersetzen. Für einen Popsong brauchte man nicht so viele Akkorde, daher sollte es eigentlich funktionieren. Sonny und Cher hatten in ihren größten Hits lediglich vier! Da sollte es ihm doch auch gelingen. Er wollte das Gefühl, das er am Abend mit Caro hatte, in eine Melodie verwandeln. Allerdings war das alles andere als leicht. Irgendetwas in ihm war immer noch blockiert. Der Text spiegelte einfach nicht das wieder, was er ausdrücken wollte und der Melodie fehlte das gewisse Etwas, ihr fehlte die Seele.

Irgendwann legte Harry sein Instrument frustriert zur Seite und sprang auf sein Bett. Er rollte sich auf den Bauch und sah aus dem Fenster. Die letzten zwei Tage war es trocken geblieben, auch wenn es immer noch eiskalt war. Das Laub war bereits zum größten Teil von den Bäumen gefallen, aber trotzdem erstrahlte die Landschaft in rot, orange und gelb. Es dauerte noch zwei Stunden bis zu seiner Verabredung mit Caro und Harry seufzte gelangweilt. Was sollte er bis dahin nur machen? So sehr er die Ruhe auch genoss, langsam aber sicher kamen ihm die Wände seiner Wohnung immer enger vor. Caro war der einzige Mensch weit und breit, mit dem er etwas zu tun hatte und dass das Ganze so entspannt lief, lag wohl hauptsächlich daran, dass sie keine Ahnung hatte, wer er wirklich war. Bei ihr hatte er das Gefühl einfach nur so sein zu können wie er war. Sie war tough, das wusste er. Sie war auch keine Tussi, die stundenlang vorm Spiegel stand. Wenn er frech wurde, würde sie ihm vermutlich lachend mit voller Wucht auf den Arm boxen oder es ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Sie ließ sich in keine Schublade stecken, oder nein - eigentlich hatte schon alle möglichen Schubladen ausprobiert und zog sich aus jeder das an, das ihr am besten passte. Sie war recht burschikos, aber genau das mochte er an ihr! Bisher hatte er immer das Gefühl gehabt zu wissen, woran er bei ihr war, ohne sich ständig Gedanken über versteckte Botschaften machen zu müssen. Sie sagte, was sie dachte. Deshalb war er sich auch sicher, dass sie ihn mochte. Wie weit dieses "mögen" allerdings ging, konnte er nicht einschätzen. Klar, sie hatten auf dem Sofa herumgetollt und wie Teenager zu "Time of my Life" getanzt, doch dann hatte sie ihn mehr oder weniger rausgeschmissen. Doch als er ihr einen Kuss auf die Wange gegeben hatte, hatte sie ihn nicht abgewehrt, sondern war leicht rosa angelaufen...

Schon merkwürdig, dass Caro keinen festen Freund hatte. Wobei - so genau wusste Harry das nicht. Er hatte sie nicht gefragt, er war einfach davon ausgegangen. Genervt drehte er sich auf den Rücken und beschloss sie irgendwie durch die Blume danach zu fragen. Noch eine Stunde, dachte Harry, als er einen Blick auf die Uhr an der Wand warf. Dann klingelte sein Handy. Harry sah auf das Display und Caros Nummer leuchtete auf. Plötzlich aufgeregt, setzte er sich auf und ging ran.

"Hey Caro!"

"Hi Harry! Ich wollte dich fragen ob du vielleicht jetzt schon Zeit hast?"

Harry spürte wie Freude in ihm aufstieg. "Klar! Ich gehe sofort los, bis gleich!"

"Super, ich komme dir mit Chewie entgegen. Bis gleich!"

Harry legte auf und zog sich in Windeseile seine Stiefel und seine Winterjacke an. Draußen wehte ihm der Wind die Haare ins Gesicht, doch das kümmerte ihn nicht. So schnell er konnte, ohne anzufangen zu laufen, ging er die Straße entlang, die zu Caro führte. Aus einem Grund, den er sich noch nicht erklären konnte, verspürte er den Drang ein paar Schritte zu hopsen. Als er um die nächste Ecke bog, entdeckte er Caro und Chewie. Sie hockte sich hin und machte das lockige Wollknäuel von der Leine, das auf ihn zugeschossen kam und ihn freudig begrüßte. Harry fuhr mit seinen Fingern durch das Fell, als Caro ihn erreichte. Er sah ihr ins Gesicht und sie wirkte irgendwie anders - nervös.

"Na?", begrüßte er sie und drückte sie an sich, was sie zwar erwiderte, aber dennoch kurz angebunden wirkte. Harry beschlich ein mulmiges Gefühl, vielleicht bildete er sich ihre Veränderung aber auch nur ein.

A long way down (Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt