Die Frau

41 5 1
                                    

Als Rose das nächste Mal den Raum betritt, hat sich nicht viel verändert. Lediglich der Zeitungsartikel hängt mit einer Nadel an einen Holzbalken gepinnt an der Wand. Die Kleiderpuppe steht einsam in der Ecke. Ein paar Staubflocken haben sich auf dem Tüllrock abgelegt. Ungeduldig wirft Rose ein paar Briefe auf den Tisch, dann schiebt sie die Puppe in Richtung Fenster, um einen besseren Blick auf das Kleid zu haben. Plötzlich klingelt ihr Handy. Erschrocken zuckt sie zusammen, dann wirft sie einen Blick auf das Display und seufzt erleichtert auf. „Rose?" „Ja?" Ihre Stimme ist hoch und dünn. Zerbrechlich. „Rose, Sie können nicht länger in Deutschland bleiben. Etwas muss durchgesickert sein. Die Medien wissen wo Sie sind." „Was?", krächzt sie ungläubig und starrt das Kleid an. „Morgen kommt jemand von uns vorbei. Es geht nach Island." „Aber... Das geht nicht." Endlich findet Rose ihre Stimme wieder. „Ich habe unglaublich viel Zeug hier und mich gerade erst eingewöhnt-" „Ein Killer ist hinter Ihnen her und Sie wollen an einem Ort bleiben, der nicht mehr sicher ist?!", fragt die Stimme genervt. Rose starrt in den Raum und nickt. Ihr Blick wandert über den gesamten Dachboden. „Nein", sagte sie schließlich leise in das Telefon. „Packen Sie ihre Sachen." Die Stimme aus dem Telefon klingt plötzlich weich. „Denken Sie daran: Nur Handgepäck! Den Rest besorgen wir für Sie." „Ja." „Bis morgen, Rose." „Bis morgen", flüstert sie. Dann überkommt den Raum Stille.


Definiere "Freiheit"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt