"Was hast du denn da alles wieder mitgeschleppt?" fragte Mom, als wir den kurzen Fußmarsch über das Ödland in Allerdale Hall in Richtung des Hauses machten.
Sie spielte auf den großen Rucksack an, der auf meinen Rücken ruhte und sich anfühlte, als hätte ich Backsteine hinein gepackt.
"Ich habe ein paar Sachen mitgenommen, um mich zu beschäftigen" meinte ich leise. Irgendwas musste ich ja machen, und da dachte ich mir, bevor Sarah mich mit einem Hightech Cyber-Virus anstecken würde, würde ich mein Verspreche einhalten und Allerdale Hall zeichnen. Dafür hatte ich natürlich eingepackt: Meinen großen, schweren Zeichenblock, ungefähr 20 Bleistifte unterschiedlicher Stärke, und falls es mich überkommen würde auch einige Buntstifte und Kreidefarben. So etwas brauchte Platz und wog halt etwas mehr.
"Du könntest mir auch im Haus helfen, und einige Wertgegenstände einpacken, die sich noch darin befinden."
"Glaubst du nicht, dass wenn das Haus schon seit Jahrhunderten leer steht, es schon mehrfach geplündert wurde?"
Mom zuckte mit den Schultern. "Darum geht es nicht. Ich spreche hier nicht von Sachen, die teuer oder wertvoll sind! Ich meine eher Sachen, die den letzten Bewohnern hier gehört haben. Sachen, die für sich wichtig waren. Ich möchte ungern die Vergangenheit aus diesem Haus jagen, weißt du? Wir werden diese Sachen zusammensuchen, und sie entweder wieder hineinstellen, oder wenn der zukünftige Hausbesitzer sie nicht haben will, sie verkaufen oder stiften."
Ja ja, Mom und ihr großes Herz. Ich glaubte, ich musste kotzen!
"Na gut, ich kann ja mal schauen..." meinte ich in meiner normalen, kontra, bockigen Haltung.
Mom überhörte sie.
"Wir werden den ganzen Tag hier sein, Schatz, du wirst nachher noch genug Zeit haben, dich mit deinen Kram zu beschäftigen."
Meinen Kram!
Mom interessierte es eh nicht, was ich machen würde.
Seufzend nickte ich aber bloß. Mittlerweile wusste ich, dass es keinen Sinn haben würde, mich mit ihr zu streiten. Ich war mit ihr hier gefangen, und musste vorerst damit Leben.
"Miss Cameron! Miss Cameron!" Und wer lief uns da aufgeregt entgegen? Genau! Louis! Ich verengte sofort meine Augen, als er glücklich die Hand meiner Mutter schüttelte.
"Ich bin so froh, dass Sie endlich da sind! Die Jungs vom Aufräumdienst sind auch schon da, und entsorgen schon seit zwei Stunden den Müll aus dem Erdgeschoss. Wenn wir in dem Tempo weiterarbeiten, dann werden wir das Haus binnen einer Woche geräumt und abgeklebt haben! Dann kann man auch schon mit den Bauarbeiten beginnen!"
Er strahlte auch mich an, und wollte meine Hand zur Begrüßung schütteln, aber mein kritischer, misstrauischer Blick ließ ihn dann doch zögern und seine Hand zurückziehen. Für einen Augenblick wurden seine Augen dunkler, und er sah mich bedrohlich an.
Doch dieses Mal hielt ich seinem Blick stand und ballte meine Hände zu Fäusten.
Du machst mir keine Angst!
"Louis, das ist ja fantastisch! Das geht ja schneller voran, als ich es mir erhofft hatte!"
Louis wandte sich wieder von mir ab und legte sein unbekümmerten, idiotisch fröhlichen Gesichtsausdruck auf. "Ich freue mich, dass wir so gut vorankommen! Kommen Sie! Ich habe Ihnen gestern noch nicht die oberen Stockwerke gezeigt!"
Und schon waren Mom und Louis im Haus verschwunden. Aus dem Inneren konnte ich mittlerweile jede Menge, gedämpfte Geräusche hören. Wahrscheinlich waren es die Bauarbeiter in dem Erdgeschoß, die irgendwelche Sachen hinaustrugen und verrückten. Eigentlich hatte ich keine so große Lust, mich den Arbeiten anzuschließen, aber ich hatte meiner Mom ja versprochen, mich um die Wertgegenstände der Vorbesitzer zu kümmern.
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Beware of Crimson Peak
FanficCrimson Peak. So nennen die Einwohner den verlassenen, gruseligen Ort, den Emilys Mom gekauft hatte. Und nun durfte SIE, ein 17-jähriges Mädchen am Ende der Welt wohnen. DAS war auf jeden Fall nicht das, was sich ein Mädchen in Emilys Alter jemals...