4. Kapitel

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Langsam lief ich den Schulweg entlang. Ein leichter Dunst lag über den Häusern und auf dem wenigen Gras, das streng begrenzt, den Rand der Strasse säumte, war noch ein bisschen Reif. Die Kälte des Novembers hüllte mich ein und benebelte meine Gedanken.

Gestern war ich den ganzen Rest des Tages am Rand der Stadt in einem kleinen Wäldchen herumgeirrt. Ich hatte Ruhe gebraucht und Zeit zum Nachdenken. Natürlich hatte sich Mum Sorgen gemacht, doch es hielte sich in Grenzen; schliesslich war es typisch für mich, dass ich plötzlich abhaute und irgendwelche Streifzüge unternahm. - Ich brauchte viel Zeit für mich alleine. Hatte Mum sich gefragt, weshalb ich mich so seltsam benahm seit dem Arztbesuch? - Ich glaub, sie schob es auf die Blutabnahme. Sie ahnte nichts. Nicht einmal das mit dem Arztwechsel hatte sie misstrauisch gemacht.

In einiger Entfernung sah ich eine mittelgrosse, schlaksige Gestalt in einem dunkelblauen Mantel und einer schwarzen Mütze auf dem Kopf, unter der ein blonder Schopf hervorlugte. Dave! - Schnell holte ich ihn ein. "Dave!" Überrascht blieb er stehen und drehte sich um. "Lila," ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, "Mann, bin ich froh, dass du wieder mit mir sprichst!" Ich schaute ihn an und schnell wieder weg: "Es tut mir leid wegen vorgestern." "Mach dir nichts draus, vergessen wir die Geschichte einfach!", er machte eine wegwerfende Geste, lachte und nahm mich am Arm: "Beeilen wir uns, wir kommen zu spät!"
Alles war wieder gut! Dave und ich waren versöhnt, ich hatte das Blut spenden können und niemand hatte Verdacht geschöpft nach dem Arztbesuch. Alles war wieder in Ordnung. Zufrieden lächelnd rannte ich neben Dave her, vom Adrenalin und der frischen Luft getrieben, erfüllte mich ein tiefes Gefühl von Glück.

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