Kapitel 1

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...Sie fiel zu Boden, direkt mit dem Hinterkopf auf das Eis. Blut. Ein Riss. Ich streckte meine Hand aus. Ich hiehlt sie. Das Eis brach. Dann ließ ich los. Ich ließ sie los. Für immer. Es war meine Schuld. Das Eiswasser auf meiner Haut tat weh. Aber das hatte ich verdient. Ihr Stimme schrie ich soll nicht aufgegeben. Sie wollte mich retten, dabei hatte ich sie umgebracht. Ich hatte sie umgebracht. Ich war schuld. Nur ich...

»Dajana!« Die angespannte Stimme meines Lehrers schallte durch den Raum und riss mich grob aus meinen Gedanken. »Die Antwort? « »... Wie lautet nochmal die Frage?«, presste ich nervös heraus. Um mich herum schallte Gelächter. Beliebt war ich keinesfalls. Mobbing stand bei mir an der Tagesordnung. Nun, seltsame, stille Menschen, deren Lippe mit Fäden umhüllt sind und die ihre Schwester töteten sind nun mal nicht beliebt. Tja, ich hätte es auch nicht verdient. Ich blickte zu Boden. » Wo waren bloß deine Gedanken wieder? Kannst du nicht einfach mal etwas, wenigstens etwas, richtig machen!?«, brüllte Herr Friedel. Der Satz traf mich. Ebenso die Kommentare, oder besser gesagt Beleidigungen der anderen . Meine Hand zitterte, ein Grinsen bildete sich in meinem Gesicht, wie immer, wenn ich an meinen Selbstmord dachte. 5 Mal sind meine Versuche schon gescheitert. 9 Mal war ich schon in der psychosomatikschen Klinik, um meine Schuldgefühle zu beseitigen, doch nichts klappte. Im Gegensatz, die Schuld wuchs von Tag zu Tag ein Stück mehr. » Das geht so nicht mehr weiter!« » Hoffentlich verschwindet sie aus unsere Klasse!«, rief Tamara quer über die Bank, damit ich es auch hören konnte. Ja, okay, irgendwie kindisch. Ich meine sie ist 16, aber okay. War nicht mein Problem.
Plötzlich erhob ich mich. Die Tränen schluckte ich runter. Langsam spazierte ich am Leherpult vorbei zur Tafel, an der die Aufgabe geschrieben stand. Hätte ich früher merken sollen. Ich kniff die Augen zusammen und Atmete einmal tief durch. Ein Griff zur Kreide und ich wendete mich der Tafel zu. » Dajana! «, schrie eine sanfte, irgendwie gewohnte Stimme. Ich zuckte zusammen.

Mein Lehrer schüttelte den Kopf. Schnell setzte ich ein Lächeln auf und versuchte die Aufgaben zu lösen. Dumm nur, dass ich nun komplett unkonzentriert war. Welches Fach hatten wir überhaupt? »Dajanaaa!«, die Stimme wurde lauter. Erschrocken ließ ich die Kreide fallen und blickte wie erstarrt auf den Boden. Es war die Stimme meiner Schwester... Nein, dass ist unmöglich. » Mrs. Smith, sofort zur Direktion! So geht das nicht mehr weiter!«, brüllte Herr Friedel. Ich schüttelte entsetzt den Kopf und blickte mich im Klassenzimmer um. Niemand zu sehen. »Mrs. Smith!!!??« Ich nickte schüchtern und bewegte mich Richtung Direktion. Den altbekannten Weg.

Das nennt man Schmerz. Gewöhn dich dran.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt