I. Donnerstag, 17.11.2014

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7:31 Uhr - Zuhause

Draußen schneite es leicht, die gesamte Stadt war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. An der Theke lehnend klammerte ich mich an meine dampfende Tasse Kaffee, den Blick aus dem Küchenfenster gerichtet. Gedankenverloren beobachtete ich,wie die weißen Flocken langsam herabsanken, als Yahiko die Küche betrat. „Guten Morgen Konan-chan" begrüßte er mich freundlich und goss sich selbst etwas von dem frisch aufgebrühten Kaffee in eine Tasse. „Morgen Yahiko" murmelte ich ohne meinen Blick abzuwenden. „Schon was von Nagato gehört?" erwiderte er, stellte sich neben mich und sah ebenfalls hinaus. „Nein. Er wird wohl noch schlafen." „Typisch." Meine Gedanken wanderten wieder zu letzter Nacht. Träume dieser Art waren für mich nichts Ungewöhnliches und trotzdem wusste ich, was dies bedeuten würde: Tod. Jedoch war dieser Traum anders. Im Gegensatz zu allen Bisherigen war mir die Person darin gänzlich unbekannt. Ich bemerkte wie Yahiko mich musterte und an seiner Tasse nippte. „Hör bitte auf mich anzustarren" Erschrocken zuckte er zusammen und hustete seinen Kaffee aus. Reflexartig wich ich aus und er beugte sich hinunter um mich nicht anzuhusten. Unbeholfen klopfte ich ihm auf den Rücken. Langsam beruhigte er sich wieder. „Tut mir leid" krächzte er und sah mich mit tränenden Augen an. „Schon okay." Ich brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. Jedoch verschwand dies wieder als ich auf die Küchenuhr sah. „Ich muss gleich los. Kommst du zurecht?" fragte ich und griff bereits nach meiner Jacke und dem Schlüssel, als er zustimmend nickte. „Ja, locker" Er grinste nervös, kratzte sich am Hinterkopf und lehnte sich gegen die Küchentheke. Ich drehte mich im Türrahmen um und verließ die Küche.

7:59 Uhr - Kindergarten

Ich öffnete die Tür. Alles war noch still und keiner war da. Ich brachte mein Zeug in das Betreuerzimmer und fing an, das Spielzeug, dass die Kinder am Vortag verteilt hatten, aufzuräumen. Nicht selten konnte das Ewigkeiten bedeuten, aber heute war alles im Handumdrehen am vorgesehenen Platz. Das Glöckchen über der Tür klingelte und Ajisai kam herein. Sie war eine junge Praktikantin und hatte erst vor einem Jahr angefangen hier zu arbeiten. Sie war meistens eher ernst, aber hatte großen Respekt vor mir und den anderen Betreuern. „Tut mir leid, ich bin ein paar Minuten zu spät, Konan-sama" sie lächelte unsicher und winkte mir zu. "Das macht nichts, aber ich hoffe, das wird sich nicht wiederholen. Ich werde schließlich nicht für Extraarbeit bezahlt." erwiderte ich ernst. "Ist alles okay mit ihnen?" Unser Gespräch wurde unterbrochen, als die Tür erneut aufschwang und eine Mutter ihre Tochter hereinbrachte. Ihr Name war Amaru. Sie war von eher stiller Persönlichkeit und es fiel ihr oft schwer sich zu öffnen. Sie begrüßte uns schüchtern mit einem Nicken und ging daraufhin woanders hin, um sich was zum Spielen zu suchen. "Guten Morgen Miss Migigawa" "Guten Morgen Frau Tenshi. Ich hoffe wir sind nicht zu früh dran." "Wollen sie einen Tee? Sie können sich gerne noch ein Weilchen setzen." bot Ajisai an. "Ich danke ihnen für ihr Angebot, aber ich muss gleich weiter. Wie war nochmal ihr Name?" "Zenseiki." "Achso ja. Ich muss jetzt los, nochmals vielen Dank Frau Zenseiki, Frau Tenshi." sie verbeugte sich kurz zum Abschied und verschwand daraufhin auch schon. Ajisai sah ein wenig verärgert aus. "Nie erinnert sie sich an meinen Namen..." murmelte sie vor sich hin und ging davon. Ich ging in die Küche, machte mir einen Tee und setzte mich wieder an den Begrüßungstisch. Es dauerte nicht lange, da trudelten schon die Nächsten ein und um 9 Uhr war der Kindergarten bereits voll mit spielenden Kindern. Ajisai und ich hatten alle Hände voll zu tun und so hatte sie nicht weiter gefragt.

18:12 Uhr - Zuhause

Erst am frühen Abend waren alle Kinder wieder fort gewesen. Ajisai hatte beschlossen etwas länger dazubleiben, um das Gröbste aufzuräumen als Entschuldigung für ihr Zuspätkommen am Morgen. Währenddessen war ich wieder nach Hause gefahren, wo Yahiko bereits auf mich wartete. "Was machst du denn hier? Solltest du nicht noch arbeiten?" fragte ich ihn."Ich habe heute früher Schluss gemacht. Nagato müsste demnächst auch kommen. Er hat heute morgen verschlafen." Typisch Nagato. So wie ich ihn kannte hatte er wieder die halbe Nacht irgendwelche Videospiele gespielt und war viel zu spät ins Bett gegangen. "Er wird sich wohl nie ändern, was?" seufzte ich und holte schonmal ein paar Teller aus der Küche. Heute war bei uns Fastfoodtag: Jede Woche Donnerstags bestellten wir uns irgendetwas bei einem Essenslieferanten. Dies war damals, als wir zusammen in unsere WG gezogen waren, die einzig logische Lösung gewesen, dass niemand einmal mehr als die Anderen kochen musste. Und Ja, wir hatten einen Kochplan. "Hast du schon angerufen?" "Ja. Ich habe heute Pizza bestellt und sie müsste eigentlich jeden Moment kommen." "Okay. Wenn's dir nichts ausmacht geh ich in der Zwischenzeit duschen." "Kein Problem"erwiderte er und lief in die Küche. Ich ging in der Zwischenzeit ins Badezimmer und als ich fertig war begab ich mich nach unten, wo ich Nagato mit einer Umarmung begrüßte, der gerade Heim gekommen war."Hallo Konan-chan" sagte er. Wir lösten uns voneinander und er sah mir in die Augen. "Wie geht es dir?" fragte ich und machte mich auf den Weg zum Wohnzimmer. Er folgte mir. "Ganz okay. Muss morgen etwas früher aufstehen, um die versäumte Zeit nachzuholen. Hab heute Morgen verschlafen." erzählte er und erwiderte: " Und dir?" "Ach, das Übliche." Ich lächelte. Von meinem Traum wollte ich ihm nicht erzählen. Noch hatte ich zu wenig Hintergrundinformationen, um mit irgendjemandem darüber sprechen zu können. Jedoch hatte ich keine Ahnung, wie ich diese beschaffen sollte.







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