Prolog

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Ich sitze eingeschlossen in meinem Zimmer und warte auf das Geräusch, dass die Wohnungstür macht, wenn mein Vater das Haus verlässt. Es ist alles leise und ich bin mit meinen Gedanken allein. Es ist genau 21.30 Uhr, als ich auf die Uhr schaue, die über meiner Zimmertür hängt. Doch heute ist alles anders als sonst. Jeden Tag verlässt mein Vater um 21.30 Uhr pünktlich das Haus, um sich in der Kneipe um die Ecke die ganze Nacht voll laufen zu lassen. Meine Mutter kommt dann eine halbe Stunde später von der Arbeit nach Hause. Doch heute ist es anders. Anstatt das dumpfe knallen der Haustür zu hören, höre ich das schrille Klingeln, welches mich aus meinen Gedanken reißt. Ich stehe auf und gehe mit leisen Schritten zu meiner Tür und lege vorsichtig mein Ohr zwischen meine Hände, die ich auf der Tür abstütze. Ich konzentriere mich um etwas mitzubekommen. Ich höre zwei Stimmen, die mir fremd sind. Sie sind nur leise, weshalb ich nicht höre was sie sagen.
Auf einmal höre ich einen lauten Knall. Er hat wieder gegen irgendetwas geschlagen. Ich gehe einen Schritt zurück und laufe rückwärts auf mein Bett zu. Ich höre die Haustür ins Schloss fallen und dann höre ich die Treppenstufen knatschen die hoch zu meinem Zimmer führen. Es ist wieder so weit. Wie versteinert bleibe ich leise mit dem Rücken zu meinem Bett stehen. Ich sehe wie die Türklinke runter gedrückt wird. Ich hoffe dass er wieder gehen würde. Ich hoffte jedes mal das er einfach wieder gehen würde. Aber ich weiß dass es nie so ist und nie so sein wird. Er klopft und hämmert an meine Tür. "Lucia! Mach die verdammte Tür auf!"
Er klopft weiter und reißt an der Tür herum. Langsam merke ich wie mir eine Träne über die Wange läuft und schaue gespannt auf die Tür. Ich weiß dass er es schaffen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich blende seine Schreie und beleidigenden Rufe völlig aus und sehe wie der Schlüssel auf den Boden fällt. Es ist so weit. Ich weiß ganz genau was jetzt passieren wird.
Ich schließe die Augen und merke den Windstoß der von der Tür kommt, die von ihm aufgerissen wird. Genau in diesem Moment betete ich immer in meinen Gedanken zu Gott. Ich betete dass er mir helfen würde und dass er das alles beenden würde. Die einzige Frage die mich jetzt jedoch beschäftigt ist, wo meine Mutter ist und was diese Leute wollten.
Ich merke den Griff um meinen rechten Arm und dann merke ich das mir wohlbekannte kribbeln auf meinem Gesicht. Ich traue mich nicht meine Augen zu öffnen. Ihm in sein hässliches Gesicht zu gucken. Sein Atem, der nach Alkohol riecht, liegt in meiner Nase. Seine Schläge werden immer fester, und meine Tränen immer mehr. Er lässt mich los. Das war der Moment den ich am meisten hasste. Ich höre wie seine Gürtelschnalle klimpert und mir das warme Blut mein Gesicht runterläuft. Dann spüre ich die festen hiebe des Gürtels auf meiner Haut. Er schmeißt mich mit dem Bauch auf das Bett und setzt seine Gürtelschläge fort. Mein Rücken und meine Beine brennen doch ich kann nicht schreien. Ich kann mich nicht wehren, es würde nichts bringen. Langsam wird der Schmerz erträglicher. In meinem Kopf wird alles schwarz und dann merke ich nichts mehr.
Ich öffne meine Augen langsam. Ich lieg auf meinem Bett. Voller Blut und voller Schmerzen. Er ist noch nicht fertig denn ich merke weitere Schläge. Irgendwann packt er mich und zieht mich hoch. Mein Körper ist zu schwach um alleine zu stehen. Er guckt mich an und ich schaue auf den Boden. "Die Polizei war gerade hier." Er macht eine kurze Pause. "Deine Mutter ist tot."
Mit diesen Worten lässt er mich los, und mein eh schon schwacher Körper fällt auf den Boden.

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