Kapitel 11

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Mittwoch, 08:00 Uhr, 465.000 Abonnenten

Seit langer Zeit wache ich endlich mal wieder von dem Klingeln meines Weckers auf. Das heißt wohl, dass ich nicht wirklich hungere. Dank Ondina und Mimie.
Heute hab ich wieder Tanzen, aber etwas später als montags, erst um 14:00 Uhr.
Ich will noch nicht aufstehen. Ich will Mama und Papa nicht begegnen.
Leise steh ich auf und schleiche aus meinem Zimmer. Ich gehe nicht ganz raus. Ich strecke nur mein Kopf zur Tür raus um zu gucken, ob meine Eltern noch schlafen.
Sie schlafen noch. Wenn man genau hinhört, hört man ein leises schnarchen. Das kommt von Papa.
Ich schleiche genauso leise wieder zurück in mein Zimmer und setze mich vor meinen Lap-Top.
Er ist weiß und mit schönen und weichen Stickern verziert, mit Blumen und Noten.
Ich klappe ihn auf und sehe nach meinem neuen Video. 465.000 Abonnenten! In nur so kurzer Zeit! Das ist unglaublich! Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Und Mama und Papa auch nicht.
Ich bin stolz auf mich! Und so lange mir YouTube Spaß macht werde ich auch nicht damit aufhören.
Mal überlegen, was ich als nächstes singen könnte...
Egal, entscheide ich spontan.
Ich greife unter meinen Tisch in mein Geheimfach. Das hab ich selber gebastelt und wenn man nicht weiß, dass dort was ist oder sein könnte, kommt man auch nicht darauf. Außerdem sieht man das Fach normalerweise nicht. Es sei denn man guckt unter den Tisch.
Also... Ich greife in mein Geheimfach und hole mein Tagebuch raus...

Liebes Tagebuch,

Du weißt ja bereits, dass ich mit YouTube angefangen habe und es hat sich herausgestellt, dass ich auch ein bisschen "Erfolg" habe.
Ich hab in nur 4 Videos schon 465.000 Abonnenten. Das ist echt viel und es macht mir viel Spaß.
Luka fängt praktisch schon mit ihrer Karriere an. Sie hat eine Rolle in einer italienischen Serie bekommen, das heißt, dass sie noch ein bisschen länger als nur über die Ferien wegbleiben wird. Das hat sie mir gestern Abend noch geschrieben. Ich vermisse sie.
Meine Eltern lassen mich im Stich. Ich hab das Gefühl, dass ich einfach nur eine Last für sie bin. Aber ich liebe sie doch...
Beim Tanzen läuft es gut! Ich werd jedes mal besser und es macht echt Spaß. Nachher hab ich wieder. Hoffentlich lenkt mich das von allen negativen Gedanken ab.
Ich habe zwei neue Freundinnen: Mimie und Ondina. Sie sind echt super. Sie haben mich gerettet...
So das wars eigentlich schon.
Bb

Ps: Sam kommt mir immer sympathischer vor. Aber was heißt das schon?

Ich glaube mein Tagebuch ist in letzter Zeit das einzige mit dem ich wirklich reden kann.

Ich höre etwas. Etwas ist in der Küche runtergefallen. Sind sie denn schon aufgestanden? War ich denn so in meinen Gedanken vertieft?
Noch in meinem Schlafanzug, bestehend aus einer weißen Short und einem lockeren blauem T-Shirt, schleiche ich erneut zu meiner Zimmertür und lausche. Meine Eltern flüstern:

M: Pschschscht! Musst du denn immer alles fallen lassen? Sie soll uns doch nicht hören!

P: Tut mir leid.

Was? Ich soll nichts hören?

M: Jetzt heb deinen Schlüssel auf! Leise! Und los!

Ich tu so als hätte ich nichts gehört und gehe die ersten Stufen der Treppe runter.
Gespielt gähne ich und sage verschlafen: "Guten Morgen. " Grade als sie zur Tür raus wollten.
Sie bleiben stehen und drehen sich langsam um.

I: Oh, ihr wollt wieder weg? Ich dachte wir frühstücken endlich mal wieder zusammen.

M: Ähmmm...

I: Wie wars bei Susanne?

P: Nicht dass du was falsches denkst. Wir wollten nicht einfach so gehen, ohne etwas zu sagen.

I: Aha...

M: Genau, wir wollten dich nur nicht wecken.

I: Ach, wie gestern also ja? Ich dachte nur, wir könnten vielleicht mal wieder zusammen frühstücken. Das ist doch nicht zu viel verlangt.

P: Hör zu Liebes. Wir müssen viel arbeiten. Wir würden ja gern zusammen mit dir frühstücken, aber wie gesagt: Arbeit.

I: Ich versteh schon. War wenigstens jemand einkaufen? Wir haben nämlich nichts mehr.

M: Keine Sorge. Hier hast du 20 €, kauf dir was. Wir gehen dann demnächst irgendwann mal einkaufen.

Ist das deren ernst? Ich bin gestern fast im Krankenhaus gelandet!

P: Wir haben dich lieb Schatz. Du bist doch schon groß. Bis heute Abend. Kuss

M: Kuss

Die Tür fällt ins Schloss und weg sind sie wieder. Erneut lassen sie mich zurück. Mit einem 20 € Schein in der Hand.


Mein Leben als Teenie-StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt