Mein Leben als Teenie-Star

Kapitel 17

Fernsehargentur: Hallo? Ist noch jemand dran? Hallo? Grace Mijeli?

Ich bin sprachlos. Mit meinem Erfolg auf Youtube hatte ich ja schon nicht gerechnet, aber dass ich eine Rolle für die neue Staffel von Violetta angeboten bekommen würde? Damit habe ich nie im Leben gerechnet!

?: Grace? Mit wem sprichst Du?

Scheiße! Warum ist sie denn schon aufgestanden?

Ich: Entschuldigen Sie. Kann ich Sie zurück rufen?

Fernsehargentur: Ja klar, wir warten. Bitte denk gut über unser Angebot nach. Das wäre die Chance!

Ich: Danke. Bis gleich. Ich denke darüber nach.

Und aufgelegt. Ja, das wäre die Chance! Und wie erkläre ich das jetzt meinen Eltern? Warum ist Mama schon wach?

Mama: Grace? Wer war das? Und was wollte die Person?

Ich: Guten Morgen, Mama.

Mama: Was wollte sie?

Ich: Erkläre  ich euch gleich. Schläft Papa noch?

Mama: Ja.

Ich: Und wie wars?

Mama: Wo? Achso. Ja, ähm... gut.

Sie dreht sich um und geht in die Küche. Ja gut also... Nie im Leben bleibe ich hier bei denen! Entweder die lassen mich nach Argentinien oder ich ziehe freiwillig in ein Heim!

?: Sag mal was schreit ihr denn hier so rum?

Ja... schreien... Am besten ich erzähl ihnen gleich davon. Dann hab ich es hinter mir. Und wieso sollten sie es mir nicht erlauben? Weil sie mich sonst vermissen? Na ganz bestimmt nicht!

Ich: Also, wo ihr jetzt beide hier seid... Ich muss mit euch reden.

Papa: Haben wir denn gar nichts zu essen? Hast du nichts gekauft Kind? Wozu geben wir dir Geld?

Ist das sein Ernst? Damit ich überlebe vielleicht?

Ich: Ich muss mit euch reden und möchte, dass ihr mir wenigstens einmal zuhört!

P: Musst ja nicht so zickig werden! Was ist?

Endlich... hoffentlich geht das gut...

I: Setzt euch bitte.
Also habt ihr Nachrichten geguckt?

M: Nein. Wieso?

I: Na, ihr wisst ja, dass ich mit YouTube angefangen habe. Jedenfalls habe ich schon sehr viele Abonnenten, also Menschen, die gerne meine Videos sehen und mehr sehen wollen.
Genau gesagt habe ich schon 500.000 Anhänger. Und es werden mehr.

Papa: Ja, das ist wahrscheinlich toll und wieso erzählst du uns das?

Ich fasse es einfach nicht. Aber ich reg mich jetzt nicht mehr auf. Bald bin ich weg. So oder so! Trotzdem tut es weh...

I: Hmm... weißt du wie viele Menschen das sind? Davon leben auch viele in Berlin, Papa.
Jedenfalls brachten sie ein "Bericht " über mich in den Nachrichten... Und jetzt kennen mich noch mehr Menschen...

P: Du warst im Fernsehen? Spinnst du? Woher haben die das Material?

I:Na von meinen Videos unter anderem, und als ich bei DM war, haben mich auch ein paar gefilmt und anscheinend ins Netz gestellt...

Sie sind sprachlos...

M: Wissen die wo du wohnst? Werden wir jetzt nie wieder Ruhe haben nur wegen deinen doofen Träumen? Du hörst auf der Stelle auf mit deinen Videos!

P: Das sehe ich genauso!

Das ist doch nicht ihr ernst!

I: Nein! Ich werde ganz bestimmt nicht mit YouTube aufhören!
Ihr seid doch nie da! Ich bin vollkommen auf mich alleine gestellt. Ihr habt mir nichts zu sagen! Ich weiß, dass ich euch nerve und ihr mich nicht haben wollt. Und jetzt gibt es die Möglichkeit mich wahrscheinlich für immer loszuwerden. Dann könnt ihr euer scheiß Leben leben und euch besaufen gehen bis ihr umfallt und ich kann meinen Traum leben. Dann sind alle zufrieden!

M: Grace. Was sagst du da?

P: Was für eine Möglichkeit?

War ja klar. Ich wusste, dass er mich loswerden will. Aber insgeheim habe ich anscheinend doch gedacht, dass ich ihnen etwas bedeutete, sonst würde es jetzt nicht so weh tun.
Ich schlucke.

I: Gerade  hat eine Fernsehargentur angerufen. Die von meiner lieblings Serie, Violetta. Die Frau hat mir ein unglaubliches Angebot gemacht. Sie hat gesagt, dass ich großes Talent habe und mir eine Hauptrolle in der vierten Staffel von Violetta angeboten. Das wäre eine unglaublich große Chance für mich. Ich hab noch keine genauen Informationen. Ich werde zurückrufen und nachfragen, aber ich denke, dass ihr mich relativ bald loswerden werdet und dann sind alle zufrieden. Und nur so, wenn ihr mir das nicht erlaubt, ziehe ich freiwillig in ein Heim, denn ich möchte auch nicht hier mit euch zusammen leben, falls man das noch so nennen kann, eher alleine. Also wenn ich euch wenigstens etwas bedeute, lasst mich nach Amerika.

Ich glaub sie sind geschockt. Eine lange Minute lang sagt niemand was. Aber dann:

P: Grace, lass mich bitte fünf Minuten mit deiner Mutter  allein. Ich muss mit ihr reden.

Also gehe ich aus der Küche, schließe die Türen und warte.
Nach ziemlich genau fünf Minuten ruft mich mein Vater. Nervös gehe ich rein...

P: Also Grace, deine Mutter und ich haben gesprochen und uns entschieden: Du hast Recht. Wir haben uns nicht um dich gekümmert und dich dir alleine überlassen. Wir denken es ist das beste für uns alle wenn du deinen Weg gehst. Du darfst nach Amerika und deinen Traum verwirklichen. Was wir getan haben tut uns leid und wir hoffen, dass alle mit dieser Entscheidung glücklicher werden. Vielleicht kannst du uns irgendwann verstehen und verzeihen...

Jetzt bin ich sprachlos. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell entschieden sein werden würde.

Ich werde nie verstehen, warum sie mir das 13 Jahre lang angetan haben und denke nicht, dass ich das ihnen je richtig verzeihen kann.
Während Papa entschlossen, erleichtert, zufrieden und vielleicht auch glücklich aussieht, was ich schrecklich finde, weint Mama lautlos und sieht mich schmerzhaft an.