Gib mir ein Stück Himmel

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Prolog

Ich habe nie die mitleidigen Blicke verstanden. So mitleidig. Warum denn?

Stimmt was mit mir nicht? Geistig gesund und voll Leben.

Trotzdem weinen viele, wenn sie mich sehen. Sie streicheln mir den Kopf und geben mir Geschenke. Ich bekomme alles, was ich will.

Besser gesagt, dass was ich nicht will. Aufgedrückt. Aufgezwängt.

Es gibt so viele Worte um etwas zu beschreiben. Egal wie oft man sie verwendet, es gibt sie immer. Man kann sie nicht vergessen. Sie sind immer da. Lassen einen nie im Stich. Vielleicht ist dies der Grund, warum ich sie so mag. In Worte kann man sich hineinflüchten. Der Realität entgehen. Sie bauen mit nur ein paar Worten etwas Magisches, eine neue Welt auf.

Ohne Worte wäre ich wohl verloren. Wenn es Magie gäbe, dann wären es Worte, Sätze, Buchstaben für mich. Sie sind das Einzige, was einem klipp und klar sagt, wie es ist. Man kann sie umflechten und umweben, aber sie sind trotzdem das, was jeder braucht.

Filme und Comics mochte ich nie. Auch keine Bilderbücher. Wenn ich die las, musste meine Mutter die Illustrationen immer mit Papier abdecken. Auch jetzt noch.

Wenn ein Buch verfilmt wird, lese ich immer erst das Buch. Meine Fantasie muss sich erst entfalten. Am liebsten sind mir weibliche Hauptcharaktere und wenn diese mir ähneln. Das kommt aber ziemlich selten vor.

Welche Hauptfigur hat schon rosafarbenes Haar? Meine Mutter behauptet zwar steif und fest, dass meine Haare rot wären, doch dumm bin ich nicht. Ich habe einen großen, rahmlosen Spiegel in meinem Zimmer und es ist eindeutig, dass meine Haare rosafarben sind. Sie sind nicht hell und nicht dunkel, sondern eher was dazwischen.

Hätte mein Leben mehr Normalität, würde und zur Schule gehen, dann könnten mich meine Klassenkameraden und Freunde und all jeder dafür bewundern, dass ich von Natur aus rosafarbenes Haar hätte. Sie würden mich Fabelwesen nennen - abgekürzt Fabi.

Leider gehe ich nicht zur Schule, führe kein normales Leben. So freue ich mich, wenn die Hauptfigur in einem Roman ebenfalls rotes Haar hat.

Somit fühle ich mich ihnen verbunden.


Ihr fragt euch bestimmt, was ich da für einen Mist rede.

Ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Ja, ich mag es mit Sprichwörtern herumzuwerfen. Doch so ist es – wiederholt - nicht.

Ich bin einfach nur krank. So bezeichne ich mich jedenfalls obwohl meine Mutter, die nicht gern hört und mich dann immer meckert.

Ja schon klar, ich bin nicht geistig behindert ... Blablabla ...

Aber eine Behinderung habe ich schon. - Das hört sie auch nicht gerne.

Ihr könnt euch vielleicht jetzt schon denken, was für eine Art Behinderung das wohl ist.

Keine geistige Behinderung ... bin nicht spastisch - nicht im abwertenden, sondern ernst gemeinten Sinne.

Also die Millionenfrage: Was für eine Art Behinderung habe ich?

Trommelwirbel ...! Bumm-bubumm!

Ja ich bin schon ziemlich witzig. -Nur in meinen eigenen Gedanken.

Bei fremden Personen bin ich eher still und zurückhaltend. Bei Tieren komme ich mir irgendwie doof vor, wenn ich versuche mit ihnen zu sprechen - nun gut!

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