Die Wildpferde

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Am Abend saß Lucy noch lange draußen, bis spät in die Nacht. Plötzlich hörte sie ein Geräusch: Sohlen, die auf Kies knirschten. Ein Mädchen kam um die Hausecke gebogen. Sie war die einzige, die sie noch nicht kennengelernt hatte, also vermutete sie, dass es Katy war. ,,Bist du Katy?", fragte sie deshalb zaghaft. Das Mädchen drehte sich erschrocken um und antwortete: ,,J-ja. Und du bist dann wahrscheinlich Lucy." Lucy nickte nur. ,,Was machst du noch hier draußen?" ,,Die Nachtluft genießen. Und du?" Katy sah sich verstohlen um und sagte schließlich: ,,Ich geh ausreiten. Aber bitte erzähl das nicht meinem Vater. Er dreht sowieso schon am Überfürsorglichkeitsrad,  seid ich Flicka trainiert habe." ,,Das kenne ich. Ich schwöre bei der Mähne des Löwen, dass ich es niemandem erzählen werde." ,,Danke. Sag mal... kannst du eigentlich reiten?" ,,Ja. Ich bin schon oft mit meinen Geschwistern durch Wälder geritten." ,,Willst du vielleicht mitkommen?" ,,Ja gerne!" ,,Letzte Box rechts. Sattelzeug hängt an der Boxentür", sagte Katy und ging auf den Paddock zu, in dem eine schwarze Stute stand. Lucy schob die Stalltür auf und ging nach hinten durch zur letzten Box rechts. Ein brauner Wallach stand dadrin. ,,Jenky", las sie vom Boxenschild ab, ,,Ein schöner Name." ,,Danke", hörte sie von irgendwo her eine fremde Stimme. ,,Wer ist da?", fragte sie leise in die Dunkelheit hinein. Wieder ertönte die Stimme: ,,Ich steh genau vor dir! Das ding mit vier Beinen im Käfig." Erschrocken sah sie Jenky an und fragte: ,,Hast DU gerade mit mir geredet?" ,,Wer denn sonst? Und jetzt mach schon: Auftrensen und los! Sonst ist Katy mit Flicka schon über alle Berge bevor du hier fertig bist!"                                                                                                                                                                                  Noch etwas verwirrt von der derzeitigen Situation ging sie mit der Trense in der Hand in die Box und zog sie ihm sachte über den Kopf. Danach führte sie ihn nach draußen, wo Katy mit Flicka bereits wartete. Sie saß auf und Katy gallopierte schon los. Ohne abzuwarten raste Jenky hinterher. Zu erst hatte Lucy Mühe, sich oben zu halten, doch als sie sich an den gleichmäßigen Galloprythmus gewöhnt hatte, machte es ihr keine Mühe mehr. Sie schossen hinter der schwarzen Stute her durch die Nacht. Mit einem mal fühlte sie sich ganz leicht, als würde sie fliegen. Doch dann blieb Katy plötzlich stehen und sagte zu Lucy: ,,Schau mal nach da unten." Lucy sah in die ihr gezeigte Richtung und was sie dort sah, verschlug ihr die Sprache: Eine kleine Herde Mustangs. Sie kamen ihr in der Dunkelheit wie Geister vor, man konnte sie kaum erkennen. ,,Weißt du Lucy", durchbrach Katy die Stille, ,,Dein Name kommt mir irgendwoher bekannt vor." ,,Lass mich raten: Die Chroniken von Narnia?" ,,Ja! Woher wusstest du das?" ,,Weil das viele sagen. Und außerdem bin ich ja auch aus Narnia. Also ich bin nicht Georgie Henley die mich als Rolle verkörpert." ,,Oha. Dann gibt es Narnia wirklich?" ,,Jap." ,,WTF!" ,,Ich weiß. Ich kann es dir zeigen, wenn du willst! Ich hab irgendwie das Gefühl, ich kann dir vertrauen." ,,Klar kannst du das. Aber geht das denn wirklich? Ich könnte echt nach Narnia?" ,,Ja." Daraufhin nahm Lucy ihr Amulett ab und drückte vorsichtig den großen runden Stein in der Mitte. Dann öffnete sich in der Luft eine Tür, die Lucy vorsichtig öffnete. Als sie durch den Türrahmen blickte, konnte sie dahinter eine große Wiese und ganz in der Nähe auch ein Schloss sehen. Flicka war mit Katy vor Schreck etwas zurück gewichen, doch als Lucy mit Jenky unbeirrt durch die Tür schritt, folgte sie ihr. Als Flicka mit Katy neben Lucy und Jenky auf der Wiese stand, schloss sich die Tür wieder. Dieses mal war es Katy, die vor Staunen kein Wort herausbrachte.




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